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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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gebundenen Gefangenen aus dem Schlamm geschoben werden mussten.
    Seit einiger Zeit schwankte das linke Hinterrad des vor ihnen fahrenden Wagens bedenklich hin und her. Der Keil, der das Rad normalerweise auf der Achse festhielt, hatte sich gelockert, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er herausfallen und die Radnabe von der Achse laufen würde. Quentin blickte über den Wagen zu Medard hinüber und nickte mit fragendem Blick zum vorderen Fuhrwerk. Medard nickte zurück. Er hatte den bevorstehenden Unfall auch schon bemerkt. Trotz des schlechten Wetters grinsend flüsterte er zu Quentin hinüber: „Ich glaube, es gibt bald eine Pause!“
    Medard hatte noch nicht ausgesprochen, da war es passiert. Mit einem lauten Knall, der ihr Pferd aufschrecken und das Zugpferd des vorderen Wagens fast durchgehen ließ, krachte die Achse des Fuhrwerks auf den Boden. Das herrenlose Rad lief noch ein paar Meter weiter und fiel dann in den Graben neben der Straße.
    Einen Moment später kam einer ihrer Bewacher auf seinem Pferd angaloppiert. In seiner unbekannten Sprache herrschte er die festgebundenen Gefangenen an, aber die starrten trotzig zurück. Wie hätten sie den Unfall auch verhindern sollen, schließlich waren sie angebunden. Wie erklärend hoben sie ihre gefesselten Hände hoch und zuckten mit den Schultern.
    Vor lauter Wut nahm der Reiter eine Peitsche vom Sattelknauf und zog sie einem Gefangenen mit lautem Klatschen über den Rücken. Der Gefangene schrie vor Schmerz laut auf. Der Reiter holte gerade aus, um erneut zuzuschlagen, da bellte ein ebenfalls heransprengender Krieger einen kurzen Befehl herüber. Wütend sah der Bewacher zu seinem Kameraden, aber er ließ die Peitsche sinken. Wieder ein kurzer Wortwechsel, dann ritt der zweite Reiter zurück zur Spitze des Gefangenenzuges und ließ halten.
     
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    Als Korbinian wieder zurück ins Convenium kam, sahen alle an seinen nassen Kleidern, dass er einen langen Spaziergang hinter sich hatte. Er trat an den Kamin und wärmte sich die Hände, bevor er sich wieder zu den anderen umdrehte und seinen Platz neben Linnea einnahm. „Samuel, kannst Du Adinas Weg auf die benachbarten Sucher aufteilen?“
    Sein alter Weggefährte nickte lächelnd. „Natürlich. Es wird ein bisschen schwierig, ihnen den neuen Weg mitzuteilen, aber das werden Amina und ich schon hinbekommen.“
    Die Anwesenden hatten voller Spannung auf Korbinians Entscheidung gewartet. Nun atmeten alle erleichtert auf. Nuria erhob sich von ihrem Stuhl und sah ihr Oberhaupt an. „Bravo! Eine wahrhaft weise Entscheidung, Korbinian, ganz und gar im Sinne unserer Gemeinschaft! Sollte Adina bei der Betreuung des kleinen Mädchens Unterstützung benötigen, so stehe ich jederzeit zur Verfügung.“ Sie begann zu applaudieren und nickte den Umstehenden aufmunternd zu. Einer nach dem anderen stand auf und fiel in den Applaus mit ein. Nach ein paar Augenblicken klatschte das ganze Convenium.
    Von den anderen unbemerkt drückte Korbinian dankbar Linneas Hand.
     
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    In der Küche war unter einer Bodendiele ein kleines Versteck. Finja hatte dort vor ihrer Flucht ein paar haltbare Lebensmittel versteckt. Ihre Freude war riesig, als sie alles unversehrt vorfand. So konnte sie für sich und Rachel zunächst einmal ein spätes Mittagessen zubereiten, bevor sie sich ans Aufräumen machen wollten.
    Es war einiges zu Bruch gegangen, als die
Horden
ihr Haus auf der Suche nach Beute durchsucht hatten. Aber Finja hielt sich immer wieder das Leid von Rachel und allen anderen vor Augen, deren Hab und Gut unwiederbringlich verloren und denen oft genug nur das nackte Leben geblieben war.
    So fegten sie gemeinsam die Scherben zusammen, rückten die Möbel wieder an ihren Platz, putzten und scheuerten, was das Zeug hielt, und schon nach kurzer Zeit sah es im ganzen Haus schon wieder recht wohnlich aus.
    Rachel hatte Teewasser aufgesetzt, und nun saßen die beiden Frauen am großen Küchentisch. „Was meinst Du“, fragte Rachel ihre Freundin, „ob wir beiden auch die Mühle in Gang bringen können?“
    Daran hatte Finja noch gar nicht gedacht. „Nun ja, wenn alles noch heil ist, werde ich sie wohl zum Laufen bringen. Aber ob wir auch brauchbares Mehl mahlen können ...“ Nachdenklich blickte sie aus dem Fenster. Draußen zogen noch immer schwere Regenwolken über das Land. Ihre Gedanken waren bei Falk. Sicher würde er erwarten, dass sie alles tat, nicht nur um sich und Rachel durchzubringen, sondern auch um den

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