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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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sich auf seinem Gesicht breit.
Was soll's? „Gefahr“ ist schließlich mein zweiter Vorname!
, dachte er bei sich, während er bereits vom normalen Gehtempo in leichten Trab wechselte, um zu den
Horden
aufzuholen.
     
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    Adina saß am wärmenden Feuer. Das kleine Mädchen schlief noch tief und fest in dem großen Bett, in dem sie eng aneinandergekuschelt die Nacht verbracht hatten.
    Adina taten die Arme und der Rücken weh. Gestern abend, als die Kleine schon schlief, war sie noch einmal hinausgegangen, hatte hinter dem Haus eine Schaufel gefunden und im strömenden Regen ihre traurige Pflicht erledigt. Nun ruhten die beiden, die offenbar die Eltern des Mädchens waren, in einem Grab hinter dem Haus.
    Was sollte jetzt aus der Kleinen werden? Adina wartete ungeduldig auf Aminas Antwort.
     
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    Guten Morgen, Schwesterherz, gut geschlafen?,
begann Amina den Kontakt.
    Adina kam gleich zur Sache.
Auch Dir einen guten Morgen. Na, was haben sie zu meiner Entdeckung gesagt? Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie süß sie ist! Hat gar keine Angst und wuselt mir immer hinterher ...
    Adina
, unterbrach Amina ihre Schwester,
Korbinian sagt, Du kannst sie nicht mitnehmen. Du sollst sie bitte im nächsten Dorf bei einer Familie unterbringen, die sich um sie kümmert.
    Ich soll ... was?
    Korbinian sagt, es geht nicht.
    Adina war sprachlos. Und sie wurde zornig. Das konnte Korbinian doch nicht ernsthaft von ihr verlangen! Das Kind irgendwelchen Fremden übergeben ... Und dann womöglich in zehn, elf Jahren wiederkommen und zu ihr sagen: „
Weißt Du noch, ich bin die, die Dich damals gefunden und bei der Familie abgegeben hat. Jetzt komm mit, Deine Hexenlehre soll beginnen. Tut mir übrigens leid, dass ich mich nicht selbst um Dich gekümmert habe, aber ich hatte damals wichtigere Sachen zu tun ...“
Sagten nicht die alten Magier immer
„Wer jemandem das Leben rettet, der ist ab diesem Moment für ihn verantwortlich“
? Und hatte sie dem Mädchen nicht das Leben gerettet? Also! Ihr Entschluss stand fest. Nie und nimmer würde sie das Mädchen an wildfremde Leute abgeben!
    Sie wandte sich wieder an ihre Schwester:
Hör zu, Amina. Richte Korbinian einen schönen Gruß von mir aus und frag ihn, ob er sich an das weise Wort der alten Magier erinnern kann: Wer einem anderen das Leben rettet und so weiter. Ich werde jetzt Folgendes machen: Ich bleibe einfach hier, bis ein Verwandter von diesem kleinen unschuldigen Würmchen kommt und es aufnimmt, oder aber Korbinian erlaubt, dass ich sie mitnehme. Und sag ihm auch, dass mir die Sache mit diesem Kind wesentlich wichtiger ist als die Suche nach dem nächsten Lehrling. Wenn wir nämlich so mit unserer Gemeinschaft umgehen, dann gibt es bald gar keine Lehrlinge mehr. Sag ihm das! So, das ist mein letztes Wort in der Angelegenheit. Ihr könnt es Euch aussuchen.
Adina kochte vor Wut.
Und jetzt geh bitte aus meinem Kopf und frag ihn, wie er sich entscheidet.
    Amina versuchte, sie zu beschwichtigen:
Ist ja gut, ist ja gut, Schwesterherz. Ich sag's ihm. Ich melde mich dann wieder.
     
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    Die Decken im großen Bett raschelten. Das Mädchen setzte sich auf und rieb sich mit seinen kleinen Fäusten den Schlaf aus den Augen. Ihr Blick schweifte suchend in dem kleinen Haus umher. Als sie Adina ansah, kam nur ein einziges, fragendes Wort aus ihrem Mund: „Mama?“
    Adinas Zorn auf Korbinian war wie weggeblasen. Mit einem großen Kloß im Hals ging sie zu der Kleinen hinüber, setzte sich auf das Bett und nahm sie in den Arm. Das Mädchen klammerte seine Ärmchen fest um ihren Hals und fing an, herzzerreißend zu schluchzen und immer wieder nach ihrer Mama zu rufen.
    Wie um alles in der Welt sollte sie ihr erklären, dass ihre Mutter nicht mehr wiederkommen würde? Während sie die Kleine sanft in ihren Armen wiegte, liefen ihr selbst die Tränen übers Gesicht.
     
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    Finja und Rachel kamen mit dem Eselsfuhrwerk in Balsberg an. Sie hatten keine Minute geschlafen, sondern waren die ganze Nacht vorsichtig in Richtung Stadt gegangen, immer in der Hoffnung, die
Horden
seien schon abgezogen.
    In Balsberg rauchten noch die Trümmer. Zum Glück waren viele Häuser aus Stein gebaut, sodass das Feuer nicht immer sofort auf das nächste Haus überspringen konnte. Der anhaltende Regen hatte ebenfalls dafür gesorgt, dass die Feuer einigermaßen eingedämmt blieben. Trotzdem sah die Stadt schlimm aus.
    Als die beiden Frauen vor den Resten von Rachels Haus ankamen, fing Medards Mutter an

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