Der 7. Lehrling (German Edition)
verschlingt diese Widerlinge!“, schimpfte Medard vor sich hin. Ausnahmsweise musste Quentin ihm diesmal beipflichten, den Bewohnern von Treer stand Schlimmes bevor.
Ein Plan und besseres Wetter
Wie versprochen nahm Amina am frühen Abend noch einmal Kontakt zu Milan auf. Begeistert erzählte sie ihm von der Übungsstunde mit Linnea.
Du hättest ihr Gesicht sehen sollen!
In Gedanken lachte sie schon wieder.
Sie sah wirklich so aus, als wäre ihr gerade ein Geist erschienen!
Ich bin wirklich beeindruckt
, antwortete Milan.
Das, was Du in so kurzer Zeit alles gelernt hast, schaffen andere in ihrem ganzen Leben nicht! Wahnsinn!
Dann wurde er etwas ernster.
Ich habe den ganzen Tag nachgedacht, und ich denke, ich habe für Quentins Befreiung eine Lösung gefunden. Das lässt sich aber so einfach nicht erklären, also würde ich gern nach Filitosa kommen. Kannst Du das Korbinian bitte ausrichten?
Aber die Suche …
wand Amina ein.
Naja, dadurch, dass der Uder immer noch Hochwasser hat, bin ich ohnehin mittlerweile um mindestens zwei bis drei Tage hinter meinem Plan. Vorhin erst bin ich an einer Brücke vorbeigekommen, von der nur noch die Reste standen. Wer weiß, wie lange es dauert, bis ich auf die andere Seite hinüberkann … Und im Moment bin ich so nah an Filitosa – ich könnte in zwei Tagen da sein!
Ist gut, ich sage es ihm. Ich melde mich dann wahrscheinlich nachher noch einmal bei Dir, in Ordnung?
Nichts ist mir lieber,
neckte Milan seine Freundin.
Also bis nachher dann!
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Nachdenklich kaute Korbinian auf dem Gemüse herum, das es heute Abend zum Schweinebraten gab. Dann schaute er fragend zu Samuel hinüber, der außer Amina, Linnea und vier weiteren Hexen und Zauberern aus dem
Kreis der Vierzehn
noch mit am Tisch saß.
Samuel wischte sich mit seiner Serviette ein wenig Soße aus dem Mundwinkel, trank noch einen Schluck Wasser und antwortete dann auf die unausgesprochene Frage. „Milan gehört gewiss zu denen, die ausgezeichnete Pläne entwickeln können. Außerdem – und das hat er einigen anderen voraus – neigt er nicht zum Übereifer. Wenn er also zu Amina sagt, dass er einen Plan hat, dann können wir nicht nur davon ausgehen, dass dieser Vorschlag rundum bedacht ist, sondern auch, dass er die Gefährlichkeit für alle Beteiligten so gering wie möglich hält. Also, wenn Du mich fragst“, er trank noch einen Schluck Wasser, „dann lass ihn herkommen und seine Idee vortragen.“
Korbinian blickte in die Runde. Die meisten anderen am Tisch nickten beifällig. Dann klatschte er in die Hände, schaute zu Amina hinüber und sagte: „Also ist es entschieden: Milan soll nach Filitosa kommen. Ich erwarte ihn.“
Amina konnte ihre Freude kaum verbergen. Bittend sah sie Linnea an. „Darf ich …?“
Linnea lachte. „Na los, lauf schon! Aber vergiss nicht, dass wir nachher noch die Veränderung von Yorks Karte vor uns haben.“
„Gewiss nicht!“, rief Amina, die schon fast draußen war, „ich komme dann sofort in die Bibliothek!“ Keine Sekunde später war die Tür wieder ins Schloss gefallen.
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Schau die Karte an und konzentrier Dich bitte darauf,
wies Amina York an.
Du darfst an nichts anderes denken als an die Karte, hörst Du?
Schon gut, mach ich ja,
nörgelte York zum Spaß.
Es kann losgehen!
Amina konzentrierte sich. Diesmal war es viel schwerer als im Convenium. Dort hatte sie den Laufzettel vor sich auf dem Tisch liegen gehabt, hier war es dagegen wieder die merkwürdig undeutliche Mischung aus ihrer Vorstellung und dem, was wirklich war. Dazu kam, dass sie praktisch Yorks Augen benutzen musste, um die Karte vor sich zu sehen.
York war das merkwürdige Gefühl in seinem Kopf mehr als unangenehm. Manchmal zweifelte er daran, dass er seinen Blick tatsächlich in die Richtung lenkte, die
er
wollte.
Sie versuchten es ein paar Mal vergeblich. Als sie mitten im nächsten Versuch erneut abbrechen wollte, hörte sie York plötzlich ganz leise:
Jetzt funktioniert es! Mach weiter!
York sah mit Sicherheit nicht wesentlich intelligenter aus als Linnea früher am Tag im Convenium. Was gerade mit der Karte passierte, die er in der Hand hielt, konnte eigentlich kaum wahr sein.
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Nach dem kargen Abendessen saßen Quentin und die anderen wieder unter ihrem Fuhrwerk. Lange Zeit unterhielten sie sich leise über die bedauernswerten Bewohner von Treer, als Quentin plötzlich etwas auffiel. Überrascht schaute er unter dem Wagen hervor nach draußen.
„Es hat
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