Der 7. Lehrling (German Edition)
Am Nachmittag würde er bereits in Filitosa sein!
Milan war zwar dankbar für die Wärme der Sonne auf seinem Rücken, aber er freute sich noch viel mehr darauf, endlich einmal wieder in einem Bett schlafen zu können. Die letzten Nächte hatte er fast ausschließlich unter freiem Himmel verbringen müssen – und das bei diesem Wetter!
Der Rappe trabte unermüdlich vor sich hin, und Milan musste einmal mehr daran denken, welches Glück er gehabt hatte, dass Amina gerade dieses wunderbare Pferd für seine Rettung aus der Wolfsfalle ausgesucht hatte. Amina! Auf sie freute er sich am allermeisten!
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Milan drückte vorsichtig die Tür auf. Im Halbdunkel der Bibliothek saß der
Kreis der Vierzehn
um den großen Tisch herum. Linnea stand wie immer hinter Amina, Korbinian etwas abseits. Von hinten drückte Samuel Milan in den Rücken: „Nun mach schon, oder willst Du hier Wurzeln schlagen?“, flüsterte er.
Der groß gewachsene Schmied drehte sich zu Samuel um und grinste. „Trag mich doch weg, wenn Du kannst“, flüsterte er genauso leise zurück. Grinsend ließ er Samuel stehen und ging leise zum Tisch hinüber. Der Zurückgelassene stemmte in gespielter Entrüstung die Hände in die Hüften und guckte böse. Die beiden hatten sich an der Tür des Conveniums getroffen, und Samuel war sogleich mit Milan zur Bibliothek geeilt.
Korbinian sah Milan kommen und begrüßte ihn leise, aber voller Freude. „Es ist schön, Dich wohlbehalten wiederzusehen. Warte noch eine kleine Weile, bis Amina mit ihren Kontaktaufnahmen fertig ist; es kann nicht mehr lange dauern.“ Er bot Milan etwas zu trinken an und wandte sich dann wieder aufmerksam dem
Kreis der Vierzehn
zu, die konzentriert und mit geschlossenen Augen in Gedanken von Magier zu Magier reisten.
Milan tippte Linnea auf die Schulter, die sein Kommen noch gar nicht bemerkt hatte. Ihre Überraschung währte nur einen Moment. Freudestrahlend strich sie Milan zur Begrüßung über die Bartstoppeln, für deren Rasur er in den letzten Tagen keine Zeit gehabt hatte.
Milan machte Linnea mit kleinen Handzeichen deutlich, dass er mit ihr den Platz tauschen wollte, und die alte Hexe willigte lächelnd ein. Das würde eine Freude werden!
Amina löste sich langsam aus ihrer Konzentration und schlug die Augen auf. Korbinian sprach die Formel, die die
Vierzehn
wieder voneinander trennte. Amina und ihre direkten Nachbarn tranken zunächst einmal von dem rötlichen Saft, der wie immer zur Stärkung vor ihnen stand. Über den Rand ihres Glases blickend bemerkte Amina dann, dass irgendetwas nicht stimmte. Nuria und Tara, die Amina direkt gegenübersaßen, knufften sich wie Jugendliche gegenseitig in die Seiten und unterdrückten mit aller Kraft einen Lachanfall. Die Zauberer neben ihnen hatten ebenfalls ein Grinsen im Gesicht, das Amina mehr als verdächtig vorkam. All ihre Augen waren auf einen Punkt gerichtet, der direkt über oder hinter ihr lag. Neugierig blickte sich Amina um.
Die größere Überraschung erlebte dann allerdings Milan, denn so schnell hatte er noch niemanden von einem Stuhl aufspringen sehen. Amina war ihm bereits vor Freude um den Hals gefallen, als er gerade den Mund zu einer Begrüßung aufmachen wollte. Mit geröteten Wangen und einem entschuldigenden Schulterzucken zu den anderen hinüber schloss er Amina fest in seine starken Arme.
Linnea räusperte sich vernehmlich und scheuchte dann die anderen auf: „Nun haltet keine Maulaffen feil, wir haben alle noch etwas zu tun. Was auch immer, aber jedenfalls nicht hier! Raus mit euch!“ Lachend ließen sie die beiden Glücklichen in der Bibliothek zurück.
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Etwas später saßen sie im Convenium zusammen und berieten sich. Amina saß neben Milan, sie war seit seiner Rückkehr keinen Finger breit von seiner Seite gewichen.
„Dann bitte ich Dich jetzt, uns Deinen Plan darzulegen“, wandte sich Korbinian an Milan, nachdem er ihm zunächst einen Überblick über die augenblickliche Situation gegeben hatte. „Ich bin schon sehr gespannt!“
Milan stand auf, dankte Korbinian und begann. „In einer offenen Auseinandersetzung haben wir ebenso wenig Aussicht auf Erfolg wie die Bewohner der Städte und Dörfer, die bisher von den Horden heimgesucht wurden. Aber wie ich an euren Gesichtern sehe, erzähle ich euch da nichts Neues.“
Samuel nickte ihm schelmisch lächelnd zu. „In der Tat, so weit waren wir auch schon … Und dafür bist Du extra hergekommen?“ Er fing sich für diese
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