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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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schalkhafte Bemerkung einen vorwurfsvollen Seitenblick von Korbinian ein.
    Milan machte lächelnd mit den Händen eine Bewegung, als wolle er Samuel den Hals umdrehen. Die beiden hatten sich schon früher gern gegenseitig aufgezogen. Dann fuhr er zu den anderen gewandt fort. „Worauf ich hinaus will, ist, dass unsere zahlenmäßige Unterlegenheit nicht schlimm ist. Wir müssen die fremden Krieger lediglich
glauben
lassen, dass sie keine Chance haben. Und wenn wir auf diesem Weg Verwirrung gestiftet und diese dann zur Panik gesteigert haben, wird es ein Leichtes sein, die Gefangenen zu befreien.“
    Nuria unterbrach Milan. „Sag, was meinst Du mit
glauben
?“
    Milan antwortete mit einer Gegenfrage: „Wann ist das letzte Mal ein Mensch ohne die
Gabe
nach Filitosa gelangt?“
    Nuria zuckte mit den Schultern. „Noch nie, so weit ich weiß.“
    „Und warum nicht?“
    „Ich verstehe Deine Frage nicht. Du weißt doch selbst, dass alle Wege nach Filitosa so verzaubert sind, dass die Menschen glauben, eine …“ Sie stockte. Dann breitete sich ein Lächeln auf Nurias Gesicht aus. „… dass die Menschen
glauben
, eine Hecke zu sehen. Jetzt verstehe ich.“
    „Genau! Nachdem wir sie also zuerst verwirrt haben, müssen wir ihnen Angst machen. Panische Angst. Sie müssen rennen wie die Hasen, wenn wir mit ihnen fertig sind, damit wir selbst Zeit genug finden, uns mit den Gefangenen abzusetzen. Bevor sie merken, dass sie uns auf den Leim gegangen sind.“
    Korbinian nickte anerkennend. „Das ist ein guter Ansatz. Und ich nehme an, Du hast die dazugehörenden Einzelheiten auch schon ersonnen?“
    „Naja, einige schon, aber sicher noch nicht alle. Es gibt bestimmt ein paar andere, die auch noch gute Ideen haben – ich kenne da zum Beispiel einen, der gerade in der Nähe der Horden ist.“ Viele stießen sich gegenseitig an und kicherten. Es war klar, dass York gemeint war.
    Etwas ernster fuhr Milan fort. „Ich denke an eine Gruppe von etwa dreißig bis vierzig Magiern. Eine gute Mischung aus Erfahrung, starken Fähigkeiten, Ideenreichtum und gewiss auch körperlicher Kraft, denn eine echte Auseinandersetzung können wir nicht gänzlich ausschließen. Und sie müssen schnell sein. In einer Woche ist Neumond, und das heißt: Wir haben nicht mehr viel Zeit!“
    „Dir ist bewusst, dass wir dafür die Suche abbrechen müssten?“, warf Korbinian ein.
    „Ja, davon bin ich ausgegangen. Ohne mich in eure Beratung einmischen zu wollen, ist mein Standpunkt in dieser Sache: Wir haben das gefunden, wonach wir gesucht haben, also können wir uns jetzt mit aller Kraft darauf konzentrieren, den Jungen in sein neues Zuhause zu holen.“ Milan setzte sich wieder.
    Korbinian sagte nichts, sondern blickte fragend in die Runde. Sein Blick blieb schließlich auffordernd auf Samuel haften.
    Samuel blickte in die Runde. „Also ich bin im Grunde überzeugt. Wenn wir jetzt noch die Einzelheiten festlegen, steht einem Erfolg kaum etwas im Wege. Ein hervorragender Plan, mein Junge!“ Dieses Mal meinte er es ernst. In seinem Kopf entstanden bereits die ersten Vorstellungen, wie der Plan am besten umzusetzen war.
    Korbinian erhob sich. „Gut. Ich schlage vor, wir gehen erst einmal zum Abendessen. Dabei überlege ich mir, wen ich noch einmal herbitte, um einen Entschluss zu finden. Ich wünsche einen guten Appetit, besonders Dir, Milan. Danke, dass Du so schnell hergekommen bist!“
     
    #
     
    Während Korbinian sich nach dem Essen mit einigen älteren Zauberern und Hexen im Convenium beriet, nutzten Milan und Amina die Pause, um spazieren zu gehen. Arm in Arm erzählten sie sich aufgeregt alles, was in der Zwischenzeit passiert war. Schließlich kamen sie zum Hauptthema des Abends.
    „Glaubst Du, dass Korbinian die Suche abbrechen wird?“, fragte Amina.
    Milan zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht genau … Aber gibt es denn eine andere Möglichkeit? Quentin will nicht allein fliehen. Das hat er gesagt, und ich glaube auch, dass wir das respektieren müssen. Vor allem, da wir wissen, zu welchen Grausamkeiten die Horden imstande sind. Es bedeutet aber auch, dass es um die Befreiung von etwa dreißig, vierzig oder noch mehr Gefangenen geht – und das schafft man nun mal nicht zu zweit oder zu dritt, völlig unmöglich! Wir brauchen geballte magische Kraft, wenn wir gegen eine solche Streitmacht antreten. Ansonsten würden wir uns nur unnötig in Gefahr bringen.“
    „Sicher hast Du recht“, antwortete Amina. Sie schwieg eine

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