Der 7. Lehrling (German Edition)
Weisheiten fertig bist, dann können wir ja gehen, oder?“ Mit diesen Worten schob er sie vor sich her aus der Bibliothek heraus.
Amina saß schon wieder am Tisch und konzentrierte sich. Einen Moment später hatte sie die Verbindung zu ihrem Liebsten hergestellt.
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Mit dampfenden Bechern in der Hand saßen Korbinian und Samuel im Convenium vor der großen Karte und überlegten. Korbinian nippte vorsichtig an seinem Tee. Dann fragte er Samuel: „Wo werden die
Horden
sein, wenn die Befreier alle im Norden angekommen sind?“
Samuel nahm einen langen Stab und deutete mit der Spitze auf einen Punkt knapp ostwärts von Enden. „Ungefähr hier.“
„Das heißt wohl, dass wir die Plünderung von Enden nicht verhindern können, oder?“
Samuel schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht.“
„Nun“, seufzte Korbinian, „ich hätte den Bewohnern von Enden den Überfall gern erspart. Die Grausamkeiten, die die
Horden
an vielen Orten an den Tag gelegt haben, sind furchtbar. Hoffentlich versuchen die Endener keine Gegenwehr ...“ Er stellte den Becher ab und setzte sich gerade hin. „Gut, dann wollen wir einmal den Osten von Enden ein wenig näher unter die Lupe nehmen.“
Die nächste Stunde verging damit, dass Samuel und Korbinian sich Gedanken über Stellen machten, die am besten für einen Überfall auf die
Horden
geeignet schienen. Schließlich hatten sie drei Orte gefunden, und Samuel hatte sie blau markiert.
„Amina sollte Milan sagen, dass er die Orte vorher anschauen muss. Das, was ich hier an der Wand zeigen kann, ist bei Weitem nicht so gut, als wenn es sich jemand tatsächlich ansieht.“
„Natürlich, Du hast recht“, pflichtete ihm Korbinian bei. „Am besten noch heute Nachmittag, dann kann er sich rechtzeitig überlegen, wen er dorthin schickt.“ Er schaute zum Fenster hinaus, um zu sehen, wie hoch die Sonne stand. „Mit ein wenig Glück erwischen wir sie noch im Speisesaal. Komm, lass uns gleich nachschauen!“
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Während der Pausen versuchten Quentin, Falk, Medard und sein Vater, mit den anderen Gefangenen möglichst unauffällig in Kontakt zu kommen. Die meisten konnten es kaum glauben, dass Freunde von Quentin die ganze Zeit auf ihrer Spur waren und nur eine günstige Gelegenheit zum Zuschlagen suchten. Aber nach und nach gewannen Quentin und die anderen ihr Vertrauen. Wozu sollten sie auch lügen? Außer Ärger hätte es ihnen nichts eingebracht, und Ärger hatten sie alle derzeit wirklich genug.
So setzte sich die Nachricht von der bevorstehenden Befreiung wie ein Lauffeuer fort, und bis zum Abend wusste jeder Bescheid, entweder von Quentins kleiner Gruppe direkt oder von Mund zu Mund weitergetragen. Die bedrückte Stimmung war einer kleinen, aber immer stärker werdenden Hoffnung gewichen, obwohl auch viele dabei an ihren toten Kameraden denken mussten – Widerstand konnte die schlimmsten Folgen haben.“
Die Wachen merkten nicht, welche Veränderung in den Gefangenen vor sich gegangen war. Alle waren sehr vorsichtig und ließen sich nichts anmerken.
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Milan stimmte den Überlegungen von Samuel und Korbinian zu. Seine Karte und die der anderen erneuerte sich sofort, als Amina mit ihm ein zweites Mal an diesem Tag Kontakt aufnahm. Amina und Linnea hatten inzwischen einen Weg gefunden, der nicht über die Augen der Besitzer der Karte führte. Eilig bestimmte er drei Magier mit starken und ausdauernden Pferden und schickte sie vor, um die Orte auszukundschaften. Die drei Späher machten sich sofort auf den Weg. Gegen Abend hatten sie bereits einen großen Vorsprung vor den anderen.
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Adinas Herz schlug ihr vor Aufregung bis zum Hals. Was würden die anderen wohl zu Grian sagen? Würde sie gut aufgenommen werden? War Korbinian vielleicht doch noch wütend auf sie?
Mit Grian auf dem Arm ging sie durch die alten, hohen Gänge im Haupthaus. Die kleine Hexe kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die aufflackernden und wieder verlöschenden magischen Fackeln und Kerzen, die uralten Gemälde an den Wänden, die sich im flackernden Lichtschein zu bewegen schienen, die warme und beschützende Stille beeindruckten sie so sehr, dass sie keinen Pieps machte und nur noch mit großen Augen um sich schaute. Mehr als einmal sah Adina in ihr kleines Gesicht und versicherte ihr, dass alles in Ordnung war und dass sie nun in ihrem neuen Zuhause angekommen waren.
Je näher sie dem Speisesaal kamen, um so reger wurde das Treiben auf den Gängen. Mittlerweile war
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