Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
Vom Netzwerk:
schon eine stattliche Zahl an Magiern zurückgekehrt, und jeder war mit irgendetwas beschäftigt. Trotzdem hielten alle kurz an, begrüßten Adina herzlich und hatten auch einen kleinen Spaß für Grian parat.
    Leise drückte Adina die Tür zum Speisesaal auf und spähte durch den Raum. Nach einem kurzen Augenblick hatte sie Amina entdeckt. Sie saß mit dem Rücken zu ihr gemeinsam mit Linnea an einem Tisch direkt neben dem Tresen, über den ununterbrochen volle Teller aus der Küche heraus- und leere wieder hineingereicht wurden.
    Linnea bemerkte, dass sich Adina ihrer Schwester näherte, und holte schon Luft, um sie freudig zu begrüßen, aber Adina legte schnell einen Finger auf die Lippen. Linnea senkte kaum merklich die Augenlider zum Zeichen, dass sie den Wink verstanden hatte, und beschäftigte sich angelegentlich weiter mit ihrer Scheibe Brot.
     
    #
     
    Amina kaute gedankenverloren vor sich hin und schaute auf einen unbestimmten Punkt an der Wand. Sie dachte an Milan und seine gefährliche Reise. So merkte sie nicht, wie sich Adina neben sie stellte.
    Grian verstand ihre kleine Welt nicht mehr. Immer wieder sah sie zwischen Adina und Amina hin und her. Linnea beobachtete alles verstohlen aus den Augenwinkeln und konnte sich das Lachen kaum noch verkneifen.
    Vorsichtig stellte Adina Grian auf die Bank neben Amina. Grian hielt ihre Hand ganz fest, war aber genauso neugierig auf die
zweite Adina
. Immer wieder wanderte ihr Köpfchen von einer Seite zur anderen, aber dann siegte die Entdeckerin in ihr. Vorsichtig stieß sie Amina mit ihrem kleinen Zeigefinger an und sagte: „Dina?“
    Amina schaute sich um und sah direkt in die strahlendsten Augen und das umwerfendste Lächeln, das sie jemals gesehen hatte. Sie hatte Grian bereits in ihr Herz geschlossen, noch bevor sie anfing zu überlegen, was ein so kleines Mädchen eigentlich in Filitosa machte. Dann wurde ihr auf einmal alles klar, und sie sah glücklich zu ihrer Schwester hoch. „Adina! Du bist wieder da! Endlich!“ Sie sprang auf und fiel Adina um den Hals. Grian stand daneben auf der Bank, immer noch an der Hand ihrer Pflegemutter, und lachte.
     
    Es gab tausend Dinge zu erzählen, aber Grian fand das alles offenbar nicht so interessant wie die beiden Zwillinge und blickte sich suchend nach neuen Abenteuern um. Ein paar Mal schon hatte sie Linnea angeschaut, traute sich aber noch nicht von Adinas Schoß herunter. Schließlich fasste sie sich doch ein Herz und rutschte ungeduldig hin und her, um Adinas Aufmerksamkeit zu erregen.
    „Was möchtest Du, Schatz?“, unterbrach Adina das Gespräch mit ihrer Schwester. Grian zeigte auf Linnea. „Anæn.“
    Amina traute ihren Ohren kaum. Sie schaute ihre Schwester von der Seite an. „Hat Grian gerade
Anæn
gesagt?“
    Linnea lächelte verschmitzt über den Tisch hinüber. „Na, da gibt es wohl doch noch etwas zu lernen, oder?“
    Amina schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich weiß, dass es
Ahnin
heißt. Ich frage mich nur, woher sie ein solches Wort kennt. Adina, spricht sie oft so?“
    Adina nickte. „Manchmal. Dann sagt sie Worte in der magischen Sprache, die sie in ihrem Alter eigentlich noch gar nicht kennen kann ... Aber schließlich ist sie ja eine Hexe, oder?“, zuckte sie mit den Schultern. „Und außerdem glaube ich, dass es ihr bei uns etwas zu langweilig ist. Linnea, kannst Du sie vielleicht eine kleine Weile zu Dir herübernehmen?“
    Linnea lächelte: „Natürlich, nichts lieber als das!“ Dann streckte sie die Arme aus: „Willkommen, kleiner Sonnenschein –
Weljakwumæn
, Grian
!

     
    Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Während Amina und Adina sich ausführlich alle Erlebnisse der zurückliegenden Wochen erzählten, erkundete Grian mit ihren kleinen Fingern die tiefen Falten in Linneas Gesicht. Sie hatte kein bisschen Angst, obwohl die uralte Hexe auf den ersten Blick schon etwas unheimlich aussah. Irgendwann schlief sie friedlich in Linneas Armen ein.
     
    #
     
    Am nächsten Morgen stürzte sich Adina in die Arbeit. Sie war noch vor Tagesanbruch die Erste in der Bäckerei und kontrollierte, was die Lehrlinge für den heutigen Tag vorbereitet hatten. Dann zog sie die Schürze über den Kopf und klatschte in die Hände. „Dann mal los!“
    Gut, dass Linnea ihr angeboten hatte, auf Grian aufzupassen. So hatte sie den Kopf frei für die vielen Dinge, die vorzubereiten waren. Alle Vorräte mussten in Windeseile wieder aufgestockt werden, weil nicht nur viele Sucher

Weitere Kostenlose Bücher