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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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schon die Beratung darüber eröffnen, welchen der drei Orte sie nun auswählen sollten, als Thordis abwinkte. „Warte, Milan, ich war noch nicht ganz fertig: In dem lang gestreckten flachen Abschnitt ist das Unterholz sehr dicht. Es ist fast wie ein Hohlweg aus Büschen und Dornenhecken. Als ich dort durchkam, wechselte ein Stück vor mir plötzlich ein Sprung Rehe über den Weg. Da habe ich mich gewundert, weil zwar Wildschweine durch so dichtes Gestrüpp gehen, aber Rehe normalerweise nicht. Ich beschloss also, mir die Stelle einmal genauer anzusehen, und Ihr glaubt nicht, was ich entdeckt habe: einen alten Weg, der von Süden auf die Straße trifft und sie kreuzt! Hätten die Rehe dort nicht gewechselt, wäre ich glatt daran vorbeigeritten! Ich habe mir die Stelle gemerkt und bin zurückgekehrt, nachdem ich auf dem Hauptweg bis zum Ausgang des Waldes geritten war. Nördlich des Hauptweges verliert sich der alte Weg irgendwann im Unterholz, aber nach Süden ist er recht gut erhalten, obwohl er ganz offenbar schon ewig nicht mehr benutzt wurde. Wie ich schon sagte: Er ist von der Straße aus kaum zu sehen. Ich bin dann dem alten Weg nach Süden gefolgt. Es war nicht immer leicht, seinen Verlauf zu erkennen, aber ich habe ihn nicht verloren. Die ganze Zeit nicht, bis hierher.“
    Milan blickte sie verwirrt an. „Wie: bis hierher?“
    „Genau so, wie ich sagte: bis hierher. Der Weg verbindet diese alte Festung in gerader Linie mit der Verbindungsstraße von Enden nach Keel!“ Thordis blickte zufrieden in die verblüfften Gesichter rund herum. „Und genauso habe ich auch aus der Wäsche geschaut, als ich das feststellte.“
     
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    Die Entscheidung war schnell gefallen. Die beiden anderen Stellen wären auch geeignet gewesen, aber insbesondere das dichte Unterholz rechts und links des Weges und die Möglichkeit, ungesehen von Süden bis in die Flanke der Krieger vordringen zu können, gab den Ausschlag. Sie würden die Stelle nehmen, die Thordis ausgekundschaftet hatte.
    Milan schloss die Beratung ab. „In Ordnung. Morgen werden wir alle zusammen dort hinreiten und uns das Gelände bis hin zum kleinsten Stein einprägen. Und bis morgen Abend werden wir unseren Plan fertig haben.“ Zustimmendes Nicken in der Runde. „Gut. Ich für meinen Teil muss mich noch ein wenig um mein Pferd kümmern. Geht bitte nicht zu spät schlafen, wir haben morgen viel vor.“
    Einige der anderen erhoben sich, um ebenfalls noch ihre Pferde zu striegeln oder die Hufe nachzusehen. Zwei der Befreier bezogen ihre Wachtposten hoch oben in der Ruine, von wo aus sie die ganze Umgebung im Blick hatten. Wenig später war es still im Lager.
     
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    Im ersten Licht des Tages standen die Krieger vor der Stadt Enden. Wer nicht zu Fuß oder mit einem Schiff geflohen war, wurde auch in dieser Stadt auf dem Marktplatz wie Vieh zusammengetrieben. Jeder noch so geringe Widerstand wurde sofort mit dem Schwert beendet, aber da die Bewohner von Enden sich in der Hoffnung auf schonende Behandlung dazu entschlossen hatten, die Plünderung einfach über sich ergehen zu lassen, kamen nicht sehr viele Menschen zu Schaden.
    Natürlich ging in den Häusern viel zu Bruch, insbesondere die Söldner kannten ihren Landsleuten gegenüber keine Gnade. Sie waren es auch, die schließlich ein Lagerhaus im Hafen von Enden anzündeten, weil sie keine wertvollen Dinge darin gefunden hatten. Der auflandige Wind trieb die verheerenden Flammen vor sich her in die Stadt hinein, und schon nach kurzer Zeit brannte Enden lichterloh.
     
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    Es war kurz vor Mittag, als die Gefangenen im Nordwesten dichten schwarzen Qualm aufsteigen sahen. In hilfloser Verzweiflung liefen Quentin Tränen über die Wangen. „Irgendwann werden sie dafür bezahlen! Irgendwann ...“, schrie er, ohne sich darum zu kümmern, dass die Wachen ihre Schwerter zogen und näher kamen.
    Falk machte den Wachen mit Handzeichen verständlich, dass er den Jungen beruhigen würde, und sie steckten die Waffen wieder ein. Er versuchte ihn zu trösten, so gut es ging, aber auch in ihm kochte die Wut. „Quentin, ich verstehe Dich, aber Du darfst Dich nicht so gehen lassen!“, flüsterte er seinem Lehrling eindringlich zu. „Die Wachen werden Dich umbringen, wenn Sie glauben, dass Du Ärger machst! Das ist es nicht wert! Wir müssen noch etwas Geduld haben, bald werden York und die anderen uns befreien. Und die Krieger werden ihre gerechte Strafe erhalten, ganz bestimmt! Aber bis dahin musst Du Dich

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