Der 7. Lehrling (German Edition)
zusammenreißen, auch wenn es Dir schwerfällt! Verstehst Du das?“
Quentin nickte schniefend. Die Erinnerung an York und die bevorstehende Befreiung hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Mit dem Rücken zur weithin sichtbaren Qualmwolke setzte er sich schweigend in den Schatten des Wagens. Er konnte den Anblick der Zerstörung nicht ertragen.
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Korbinian und Samuel saßen beim Mittagessen. Am frühen Morgen waren die letzten zehn Befreier aufgebrochen. Jeder von ihnen hatte noch ein zusätzliches Pferd dabei, damit sie unterwegs wechseln konnten. So konnten sich die Pferde zwischendurch immer etwas erholen, und die Reiter kamen schneller voran. Die Zeit war knapp, sie konnten jetzt nur noch hoffen, dass alle rechtzeitig für den geplanten Überfall am Stauf eintrafen.
Samuel schlug vor, dass Amina am Nachmittag Kontakt zu Milan aufnehmen sollte, um zu erfahren, wie weit die Vorbereitungen gediehen waren. Korbinian stimmte zu. „Und dann kann sie auch noch York oder Meara befragen, was die
Horden
gerade machen. Es kommt jetzt darauf an, dass wir immer genau wissen, wo sie sind. Nicht, dass die Befreier am Ende noch überrascht werden!“, ergänzte das Oberhaupt der Magier.
Samuel nickte, und beide aßen nachdenklich weiter.
Amina, Adina, Linnea und Grian kamen zur Tür herein. Samuel winkte ihnen zu und deutete auf die freien Plätze neben sich und Korbinian. „Kommt, setzt euch zu uns, dann können wir gleich besprechen, was heute Nachmittag noch zu tun ist.“
Als alle mit dem dampfenden Eintopf aus frisch geernteten Bohnen am Tisch saßen, teilte Samuel ihnen mit, was sie gerade besprochen hatten. Amina stimmte freudig zu, weil sie so – wenn auch nur in Gedanken – ein wenig Zeit mit Milan verbringen konnte.
Adina berichtete, dass sie die Leitung der Bäckerei an Heliane abgegeben hatte und nun bei den Vorbereitungen für die Rückkehr der Befreier helfen konnte. Samuel war darüber sichtbar froh, denn das bedeutete für ihn die lang ersehnte Hilfe bei seinen Aufgaben.
Korbinian und Samuel warteten, bis alle aufgegessen hatten, dann ging die eine Hälfte in die Bibliothek, während Samuel, Adina und Grian sich ins Dorf aufmachten, um die Vorbereitungen zu überprüfen.
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Als Milan und die anderen von ihrer Erkundung zurückkamen, warteten im Innenhof der Ruine schon die nächsten Neuankömmlinge auf sie. Die Begrüßung war kurz, aber herzlich. Danach nahm Milan ein Stück verkohltes Holz aus der kalten Feuerstelle und ging zu den Resten der Mauer, die einmal zum Haupthaus der Festung gehört hatte.
Mit ordentlichen Strichen malte er aus dem Gedächtnis die Stelle auf, an der die Entscheidung fallen sollte. Die anderen versammelten sich um ihn herum.
„Was glaubst Du, wann sie hier sind?“, fragte einer aus der Runde.
Milan drehte sich zu allen um. „Darüber habe ich heute Morgen auch schon nachgedacht, und ich denke, dass wir noch fünf Tage haben. Die Markierungen von Meara und York haben sich seit gestern nicht sonderlich bewegt. Deshalb nehme ich an, dass die
Horden
heute Enden überfallen haben. Ich hoffe, dass Amina bald wieder mit uns Kontakt aufnimmt, damit wir genauer Bescheid wissen. Aber von Enden bis hierher sind es knapp fünf oder sechs Tage, wenn man berücksichtigt, dass die Gefangenen zu Fuß gehen müssen. In vier Tagen könnten aber bereits die Späher der Vorhut auftauchen.“
„Da bleibt uns nicht mehr sehr viel Zeit.“
„Richtig. Umso wichtiger, dass unser Plan heute noch fertig wird. Die meisten von euch waren heute Morgen dabei, als wir uns den Platz angeschaut haben und ich hoffe, euch sind auf dem Rückweg ein paar gute Einfälle gekommen.“
„Worauf Du wetten kannst!“, klang es von weiter hinten. „Wir werden den Fremden ordentlich in den Hintern treten!“
Das einsetzende Gelächter nahm ein wenig die Anspannung aus der Runde. Milan schaute sich um. „Na dann, wer will zuerst?“
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Am späten Nachmittag berichtete Nuria aus dem
Kreis der Vierzehn
den anderen vom Kontakt zu York. Amina wollte nachkommen, sie war noch allein in der Bibliothek und nahm Kontakt zu Milan auf.
„Sie sind etwa zwei Stunden von Enden entfernt, dort, wo die
Horden
ihr Lager aufgeschlagen und die Gefangenen zurückgelassen haben. Die Fremden haben im Morgengrauen die Stadt überfallen, und York sagt, es muss schrecklich gewesen sein. Der ganze Himmel war schwarz vom Rauch der brennenden Häuser.“
„Furchtbar ... Es tut mir so leid, dass
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