Der 7. Lehrling (German Edition)
wir sie nicht vorher aufhalten konnten ...“
„Ja, das hat York auch zu Amina gesagt. Er meinte, dass es in Treer und Balsberg bei Weitem nicht so schlimm war. Sie haben wieder Gefangene gemacht und sie zum Lager zurückgebracht. Jetzt sind es fast fünfzig Handwerker, die sich in ihrer Gewalt befinden. Sie haben sechzehn Fuhrwerke, an die die Gefangenen angebunden werden, wenn sie unterwegs sind. Wenn sie ein Lager aufschlagen, werden die Fesseln losgemacht, aber alle müssen sich an ihren Wagen aufhalten.“
„So viele! Was gibt es noch für Neuigkeiten?“
„Die Söldner feiern ein großes Gelage und sind bis auf den letzten Mann völlig betrunken. Die fremden Krieger verhalten sich wie immer. Sie sitzen an ihren Feuern und kümmern sich um ihre Ausrüstung. Sonst gibt es nichts Neues.“
Korbinian fuhr sich mit beiden Händen durch das sorgenvolle Gesicht, als die Tür zum Convenium aufging und Amina hereinkam. „Nun, die Plage wird bald vorbei sein“, drängte er die finsteren Gedanken beiseite, dankte Nuria und wandte sich an die junge Hexe. „Was berichtet Milan?“
„Es tut mir leid, nicht besonders viel. Ich habe ihn mitten in einer Beratung gestört. Er hat zu mir gesagt, ich soll mich am frühen Abend noch einmal melden, wenn sie ihren Plan fertig haben.“
Korbinians Miene hellte sich auf. „Dann haben sie sich auf einen Ort festgelegt?“
„Ja, Milan sagte nur ganz kurz, sie hätten sich für den mittleren Platz entschieden, den mit den Bodenwellen.“
Samuel nickte schmunzelnd. „Das hatte ich mir schon gedacht. Aber ich bin gespannt auf den Plan.“
Korbinian klatschte in die Hände und erhob sich. „Immerhin ein paar gute Neuigkeiten. Ich schlage vor, wir helfen noch ein bis zwei Stunden im Garten und auf den Feldern, um uns ein wenig auf andere Gedanken zu bringen. Danach treffen sich die
Vierzehn
wieder in der Bibliothek, und nach dem Abendessen können sich alle, die es interessiert, von Amina hier im Convenium den Plan erläutern lassen.“
Alle stimmten Korbinian zu. Ein wenig frische Luft würde ihnen gut tun.
#
Es war spät am Abend. Quentin lehnte wie immer an der Innenseite des Wagenrades. Seine Gedanken waren bei seiner Familie, viele Tagesreisen im Süden. Ob es ihnen gut ging? Was seine Geschwister wohl machten? Quentin träumte von dem Tag, an dem er als Müllergeselle nach Hause zurückkehren würde. Dann würde er schon fast erwachsen sein, kein Kind mehr, das von anderen wegen etwas aufgezogen wurde, das sie einfach nur nicht verstanden. Und er würde endlich auch Simon wiedersehen. Wie es ihm wohl erging? Ob er später einmal die Wirtschaft seiner Pflegeeltern weiterführen würde?
Hallo Quentin
, hörte er auf einmal eine Stimme und schrak aus seinen Gedanken auf. Fast alle schliefen bereits. Wer hatte ihn nur gerufen? Dann wurde es ihm auf einmal klar. Er schloss die Augen und antwortete.
Amina?
, fragte er vorsichtig.
Ja, ich bin's. Guten Abend, Quentin. Ich hoffe, ich habe Dich nicht geweckt.
Nein, nein. Ich habe ein wenig vor mich hingeträumt.
Quentin konnte sich immer noch nicht so richtig daran gewöhnen, auf diese Weise mit jemandem zu sprechen.
Na, dann ist es ja gut. Wie geht es Dir? Seid ihr alle wohlauf?
Oh, ja. Wir hatten ja heute Pause, während die
Horden
... Sie haben heute ...
Quentin konnte nicht weitersprechen. Der Anblick der schrecklichen schwarzen Rauchsäule war immer noch in seinem Gedächtnis.
Wir wissen es schon, Quentin. York hat uns alles erzählt. Es ist furchtbar, aber es ist ja bald vorbei. Und es geht euch gut, sagst Du?
, versuchte sie Quentin auf andere Gedanken zu bringen.
Ja. Sogar Falk ist wieder ganz gesund. Er hat sich immer die Salbe auf den Hals gerieben, so wie York es ihm gesagt hat. Seit gestern hustet er nicht mehr, und das Fieber ist auch weg. Was war denn in der Salbe drin?
Amina lachte in Gedanken.
Das wirst Du bald selbst wissen. Jetzt will ich Dir aber erzählen, wie wir eure Befreiung planen.
Was?
Quentin war auf einmal hellwach.
Wann denn? Wo denn? Heute noch?
Immer mit der Ruhe, Quentin
, bremste Amina den aufgeregten Jungen.
In ein paar Tagen, vorher geht es nicht. Du musst mir jetzt genau zuhören, denn ihr müsst alle bereit sein, wenn es so weit ist!
Und nun erklärte Amina Quentin den Plan, den Milan ihr vorher mitgeteilt hatte. Natürlich ließ sie weg, welche Zauber und magischen Hilfsmittel angewandt werden sollten, aber sie beschrieb alles so, dass Quentin genau wissen würde,
Weitere Kostenlose Bücher