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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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sollen, wenn sie eigentlich Schiffe benutzen wollten…“
    „Eben.“ Mearas Gesicht hellte sich ein wenig auf. „Sie haben also ihre Gefangenen und ihre Beute. Was können sie noch wollen?“
    „Mehr Gefangene und mehr Beute“, warf York halb im Spaß dazwischen.
    Meara wurde ärgerlich. „Hör zu, York, wenn Du schlechte Witze machen willst, dann such Dir bitte einen besseren Zeitpunkt aus. Oder Du erklärst mir sofort, dass Du das eben gerade ernst gemeint hast. Und wenn Du das nicht kannst, dann stör mich nicht beim Nachdenken!“
    „Ist ja gut, beruhige Dich wieder“, versuchte York Meara zu beschwichtigen. Dann kam ihm plötzlich ein Gedanke. „Warte mal: Was wäre denn, wenn ein Teil der Bewohner von Enden ihr Hab und Gut auf Schiffe geladen hat und geflohen ist? Sie würden doch sicher annehmen, dass die
Horden
längst weitergezogen sind, und nach Hause zurückkehren. Die
Horden
müssen sich nur so lange in der Stadt verstecken, bis die Schiffe angelegt haben, und schwups: haben sie nicht nur mehr Beute und mehr Gefangene, sondern auch noch die Schiffe!“
    Meara schaute ihn ungläubig an. „Meinst Du wirklich?“
    York war von seiner Idee überzeugt. „Ja, natürlich. Du wirst schon sehen!“
    „Ja, und was machen wir jetzt?“
    York dachte kurz nach. Dann sagte er: „Wir müssen hin.“
    „Wohin?“ Meara ahnte nichts Gutes.
    „Zum Hafen. Wenn sie tatsächlich mit den Schiffen fortwollen, dann müssen wir versuchen, Quentin vorher zu befreien!“
    „Du bist verrückt!“, stieß Meara hervor. „Und wenn wir erwischt werden?“
    York war bereits aufgestanden und packte seine Sachen zusammen. „Dann lassen wir uns etwas einfallen.“ Er grinste. „Kommt, edle Dame. Ich werde Euch heute in die große Stadt ausführen.“
     
    #
     
    Als die Sonne unterging, kehrte Milans Gruppe zum Stauf zurück. Den ganzen Tag über hatten sie die Stelle für den Überfall vorbereitet. Einige hatten das wuchernde Unterholz gelichtet, sodass sie besser zum Fahrweg vordringen konnten, aber immer so, dass es vom Weg aus nicht auffiel. Andere hatten entlang des Weges Orte festgelegt und unauffällig markiert, an denen sich jeweils ein Befreier beim Überfall aufstellen würde.
    Es war noch eine Menge zu tun, aber bereits in der Dämmerung wurde es im dichten Wald so dunkel, dass man nichts mehr sehen konnte. Daher waren schließlich alle wieder zu ihrem Sammelpunkt zurückgekehrt.
     
    In der Ruine erwarteten sie bereits die nächsten Nachzügler. Da sie nicht gewusst hatten, wo sich die anderen Magier aufhielten, hatten sie sich in der Zwischenzeit nützlich gemacht und ein einfaches, aber leckeres Abendessen zubereitet.
    Nach einer herzlichen Begrüßung setzten sich alle zusammen. Von der harten Arbeit hatten sie einen Riesenhunger, und so wurde gegessen, getrunken und geredet, bis kein Krümel mehr übrig war.
    Als später die Wachen wieder ihre Posten hoch oben in der Ruine eingenommen hatten, nahm Milan die Neuen beiseite und weihte sie genau in den Plan ein.
     
    #
     
    „Es wird kein Schiff kommen“, maulte Meara. Sie steckte zusammen mit York am Hafen von Enden zwischen großen alten Fässern, die so fürchterlich nach verfaultem Fisch stanken, dass davon sogar noch der beißende Geruch der verkohlten Lagerhäuser überdeckt wurde.
    Ein langer Holzsteg ragte vor ihnen ins Wasser hinaus. An seinem Ende war ein Turm aufgestellt, auf dem zwei Wachen hin- und hergingen. Immer wieder hielten sie an und blickten aufs Meer hinaus.
    Der Hafen war offenbar auch für größere Schiffe gemacht. Große Poller zum Festmachen der Taue säumten in weitem Abstand den Steg. An der Kaimauer schaukelten kleine Boote auf und ab, alles einfache Fischerboote.
    Meara und York waren unbeobachtet in der Dämmerung angekommen und hatten sich vorsichtig bis zum Hafen weitergeschlichen. Sie waren gerade rechtzeitig zum Wachwechsel eingetroffen und hatten so mitbekommen, dass die Wachen zu den Söldnern gehörten. York hatte also tatsächlich recht gehabt!
    Entlang der ganzen Kaimauer und auf dem Steg hingen im Abstand von vielleicht zwanzig Schritten Laternen mit brennenden Öllampen darin. Es wirkte fast einladend – wenn nicht die gespenstische Stille gewesen wäre, die eisig wie winterliche Kälte über der ganzen Stadt lag. Keine Gastwirtschaft war geöffnet, nirgendwo klang Musik oder Unterhaltung aus den Fenstern, aber Meara und York hätten jeden faulen Fisch in den Fässern gewettet, dass die
Horden
nicht weit

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