Der 7. Lehrling (German Edition)
werden! Wir haben nur eine einzige Gelegenheit und müssen sie nutzen!“ Der Schmied hob die Hand zum Abschied und blickte in die Runde. „Also bis bald, ich denke, dass wir in spätestens drei Tagen wieder da sind!“
Er drückte seinem Rappen die Fersen sanft in die Seite, und schon nach wenigen Augenblicken war er hinter der nächsten Biegung des Weges verschwunden.
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Samuel zeigte auf die große Karte im Convenium, die wie immer über dem Kamin leuchtete. „Morgen Mittag werden die Letzten zurückgekehrt sein. Seht, die letzten Punkte sind schon ganz nah.“
Korbinian strich sich über den Bart. Er war gerade erst aus der Bibliothek gekommen und hatte sich zu den anderen gesetzt. „Ich bin sehr froh, dass bisher alle unentdeckt und vor allem gesund wieder angekommen sind. Wenn Deine Berechnungen stimmen, dann habe ich morgen Mittag eine große Sorge weniger.“
„Ich auch“, warf Adina ein, ohne ihren Blick von scheinbar endlosen Listen zu heben. „Unter den Letzten sind noch zwei Metzger, ein Koch, ein Bäcker und zwei Schneider. Die haben uns die ganze Zeit schon gefehlt!“ Sie machte noch eine letzte Eintragung und legte ihre Schreibfeder zur Seite. „So, alles erledigt. Erstaunlicherweise sind wir immer noch im Plan, alle Vorräte und Lager sind so weit aufgefüllt, wie wir es berechnet haben.“
Samuel lächelte. „Du hast ihnen ja auch ganz schön Druck gemacht! Im normalen Arbeitstempo wären wir noch lange nicht so weit.“ Er blickte in die Runde. „Wo ist eigentlich Deine Schwester?“
Korbinian erhob sich und antwortete an Adinas Stelle. „Der
Kreis der Vierzehn
nimmt gerade Verbindung zu York und Meara auf.“ Er wies auf das nördliche Ende der Karte, wo sich ein roter Punkt von den blauen Überfallmarkierungen aus in Richtung Westen bewegte. „Siehst Du: Milan will die anderen beiden abholen. Sie werden gerade darüber verständigt.“ Er wandte sich dem Ausgang zu. „Sicher sind sie bald fertig. Ich gehe schnell, um den
Kreis
zu lösen. Sehen wir uns später?“
Die anderen nickten, und schon eilte Korbinian durch die Flure zur Bibliothek zurück.
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Auch am nächsten Tag wurde in Filitosa emsig gearbeitet. Nach und nach konnte man sehen, dass die Hexen und Zauberer die Ernte in den Griff bekamen. Viele Ackerflächen standen jetzt leer, hier und dort waren sogar schon Ochsengespanne unterwegs, mit denen die Felder und Gemüsegärten umgepflügt wurden.
Korbinian ging mit Samuel spazieren. Am Morgen waren die letzten Sucher heimgekehrt, und nun konzentrierte sich alles auf den Überfall und die Rückkehr der Befreier mit dem siebten Lehrling.
„Wird die Zeit für eine rechtzeitige Rückkehr reichen?“, fragte Korbinian seinen Weggefährten, eigentlich nur um sich selbst ein wenig zu beruhigen.
Samuel schwieg eine kleine Weile, bevor er antwortete. „Ich denke schon, aber wir sollten uns lieber noch eine Sicherheit einbauen.“
Korbinian hielt erschrocken an. „Du hast Zweifel?“
Samuel wiegte den Kopf hin und her. „Der lange Aufenthalt der
Horden
in Enden hat den Zeitplan etwas durcheinandergebracht. Wir haben keine großen Reserven mehr.“
Korbinian legte seinem Freund beide Hände auf die Schultern und blickte ihm fest in die Augen. „Samuel, wenn das so ist, dann müssen wir uns etwas ausdenken! Wir haben viel zu viel gewagt, um so kurz vor dem Ziel zu scheitern! Wir können uns nicht nur darauf verlassen, dass der Überfall gelingt und die Pferde schnell genug sind. Wie viel Zeit fehlt uns?“
„Schwer zu bestimmen. Wie gesagt: Eigentlich müsste es reichen ...“
Korbinian überlegte, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, nein, nein! Wenn Du Zweifel hast, dann müssen wir sie ausräumen. Es scheint mir gefährlich, wenn sich unser oberster Stratege nicht mehr ganz sicher ist!“
Samuel lächelte. „Danke für den neuen Titel, auch wenn ich den Frieden wesentlich mehr schätze als die Auseinandersetzung. Ich werde noch ein wenig durch die Gärten schlendern und versuchen, eine Lösung zu finden.“
„Gut. Wir können uns nachher in der Bibliothek treffen, ich will dort noch etwas nachschlagen.“
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Als Samuel in die Bibliothek kam, war die Mittagszeit schon vorüber. Er fand Korbinian über ein dickes altes Buch gebeugt, in dem wichtige Rituale aufgeschrieben waren. „Was liest Du da?“, fragte er das Oberhaupt der Gemeinschaft.
„Oh, ich bereite mich ein wenig auf die Aufnahme der Lehrlinge vor“, antwortete Korbinian.
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