Der 7. Lehrling (German Edition)
herwand. Eine Natter nach der anderen wurde über die obere Kante des Hohlweges geschoben und fiel hinunter auf den Weg, wo sie sich zwischen den Hufen der Pferde auf der vergeblichen Suche nach einem Versteck weiterschlängelten.
Eben noch hatten die Unterführer der
Horden
versucht, ihre Gruppen nach dem Befehl des Anführers zu einer Verteidigungsformation zu ordnen, aber die Pferde hatten jetzt die Nattern bemerkt, die sich überall im Zwielicht der Dämmerung unter ihnen hin- und herschlängelten. Schon stieg das erste Pferd auf die Hinterhand und wieherte laut seine Angst heraus. Der Krieger konnte sich gerade noch im Sattel halten, aber jetzt setzte sich eine kopflose Panik von Tier zu Tier fort. Die Pferde, die wochenlang ihre Reiter zwischen dem Geklirr von Schwertern und brennenden Häusern hindurch tapfer getragen hatten, waren nicht mehr zu halten.
Milan horchte auf das verängstigte Wiehern der Pferde. Als es immer lauter wurde, drehte er sich zu York und Meara um. Sie standen bereit.
In diesem Moment kam Falks Wagen durch die Enge. Falk und Medards Vater hatten sich schwere Knüppel aus dem Wald gesucht und boten Milan ihre Hilfe an. Milan war etwas verwundert, er hatte eigentlich damit gerechnet, dass alle sofort die Flucht ergreifen würden. Aber trotz des unverhofften Angebots konnte er die Hilfe nicht annehmen. Freundlich versuchte er, dies in aller Eile den beiden Handwerkern klar zu machen. „Ich danke euch sehr für eure Hilfsbereitschaft, aber wir kommen gut allein zurecht. Wenn ihr stark genug seid, so unterstützt diejenigen, die weiter vorn in eurem Zug waren. Sie sahen sehr schwach aus.“
Quentin blickte sich derweil um und erkannte York, der auf der kleinen Anhöhe stand, und winkte ihm zu. Auch York hatte ihn erkannt, winkte zurück und rief grinsend: „Tut mir leid, Quentin, ich bin gerade etwas beschäftigt. Ich muss noch ein paar Überraschungen verteilen.“ Dann drehten er und Meara sich wieder um, um das Durcheinander im Hohlweg zu beobachten.
Falk und Medards Vater hatten sich schon enttäuscht abgewendet, als Milan endlich mitbekam, wen er da vor sich hatte. „Wartet noch“, sagte er hastig zu den beiden. „Ihr seid diejenigen, die unseren jungen Freund in ihrer Begleitung haben?“
Falk sah den Magier abschätzend an. „Wenn Ihr von Quentin sprecht, dann lautet die Antwort: Ja.“
Milan wollte weitersprechen, aber er vermisste ein bestimmtes lautes Geräusch. Zu Falk sagte er nur schnell: „Entschuldigt mich kurz“, dann drehte er sich um und brüllte über das Wiehern der durchgehenden Pferde hinweg: „York, wann willst Du anfangen – morgen früh?“
York drehte sich in gespieltem Unmut um und rief genauso laut zurück: „Von Deiner Ungeduld wirst Du eines Tages noch Pickel bekommen! Aber wenn’s denn unbedingt sein soll, dann fangen wir jetzt an!“ Er und Meara nickten sich gegenseitig zu, dann breiteten beide wie auf ein Zeichen die Arme aus.
Für Quentin war das Gespräch zwischen Falk und Milan jetzt nebensächlich. Gebannt schaute er zu York hinüber und wartete darauf, was kommen würde. Die letzten Gespanne zogen an ihnen vorbei.
Zu Falk gewandt fuhr Milan fort: „Fahrt Euren Wagen weiter vorn bei der Pferdekoppel an die Seite. Wir werden zusammen weiterreisen.“
Medards Vater wollte nachhaken, aber Milan hatte sich schon wieder umgedreht und verteilte Aufträge an diejenigen Magier, die gerade nichts zu tun hatten. Er sah Falk an, aber der zuckte nur mit den Schultern. Medards Vater konnte ja nicht wissen, dass alles hier eigentlich nur Quentin galt.
Im Hohlweg herrschte völliges Durcheinander. Überall waren Krieger von ihren verängstigten Pferden abgeworfen worden. Einige hatten die Hufe ihrer Reittiere schmerzhaft zu spüren bekommen und hielten sich die verletzten Körperteile. Weiter vorn brüllte der Anführer noch immer seine Befehle, aber kaum jemand war in der Lage, sie zu befolgen, weil die Pferde einfach nicht zu bändigen waren.
In diesem Wirrwarr bemerkte auch niemand, wie sich an zwei Stellen über ihren Köpfen die Luft zusammenballte und schwärzer wurde als die dunkelste Nacht. Als das erste Feuer herabfiel, schauten ein paar Krieger ungläubig.
York und Meara warteten gespannt auf die erste Explosion, aber es geschah nichts. Entsetzt schaute Meara York an. Plötzlich stand Milan hinter ihnen und wies mit fragendem Blick in Richtung der
Horden
.
„Ich weiß es auch nicht“, zischte York. Nach wie vor tropfte zum
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