Der 7. Lehrling (German Edition)
anderen drei kamen aus dem Staunen nicht heraus. Medard fasste als Erster seine Gedanken in Worte. „Das gibt’s doch nicht: Sie sehen alle aus wie einfache Wanderer! Kein Einziger trägt eine Waffe! Wie haben sie das angestellt? Was sind das für Leute?“
Sein Vater legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ich habe keine Ahnung ...“
Milan hörte ihnen nicht zu. Er hatte sich bereits zu den anderen Magiern gewandt und rief laut, damit ihn alle hören konnten: „Alles zu den Pferden! Wir müssen die Nacht nutzen! Hat jemand den Gefangenen gesagt, was sie tun sollen?“
In der Menge flog eine Hand nach oben. „Ja, alles wie besprochen. Ich habe ihnen gesagt, dass sie zuerst bis zum Stauf gehen sollen und danach in ihre Heimat.“
„Gut, lasst uns keine Zeit verlieren! Thordis?“, wandte er sich suchend an die Hexe.
Thordis stand noch immer am Durchgang und reckte ebenfalls ihre Hand in die Höhe. „Hier bin ich. Ich weiß Bescheid!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um, richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Dornenhecke, die den Hauptweg versperrte, und rief: „
Gahwerban
!
“ Die Hecke verschwand, und der Weg sah wieder aus, als wäre nichts geschehen.
Medard und seinem Vater dämmerte langsam, mit welcher Art von Menschen sie es hier zu tun hatten und warum sie keine Waffen brauchten, aber es war noch nicht vorbei. Thordis stellte sich nun mitten in die Durchfahrt, und kaum dass sie ihren nächsten Zauberspruch gemurmelt hatte, wurden auch sie Zeugen dessen, was schon die Gefangenen aus Serding mit ungläubigen Blicken verfolgt hatten.
Als die Hecke stand, wandte sich Thordis wieder Milan zu. „Ich bin soweit, lasst uns verschwinden!“
„Kommt“, wandte sich Milan an die vier Befreiten. „Wir haben Pferde für euch. Wir werden die anderen bald eingeholt haben.“
Quentin und die anderen stolperten wie im Traum vorwärts. Das war einfach zu viel für sie gewesen.
Unerwartete, schreckliche Hilfe
Auch im Freien nahm die Dunkelheit jetzt zu. Milan und die anderen hatten auf ihren Pferden bereits einen guten Teil der Befreiten überholt und konnten sich kaum der vielen Danksagungen und guten Wünsche erwehren. Erleichtert lachend trabten sie den langen Zug entlang, bis sie mit einem Mal merkten, dass er an der Spitze zum Stehen gekommen war.
Milan hatte eine düstere Ahnung. Schnell winkte er ein paar Magiern, und sie sprengten gemeinsam nach vorn. Der Weg schlängelte sich in sanften Bögen zwischen kleinen Hügeln entlang nach Süden zum Stauf. Die kleinen Erhebungen verhinderten allerdings, dass man weit sehen konnte, und so traf es sie fast wie ein Schlag, als sie um die nächste Kurve bogen. Rechts und links des Weges waren die
Horden
zu einer kampfbereiten Formation auseinandergezogen und warteten. Offenbar hatten sie nicht vor, ihre Gefangenen so einfach ziehen zu lassen.
„Jetzt wird es ernst“, murmelte Meara zu Milan hinüber. „Das werden wir nicht mit Feuerwerk hinbekommen.“
Milan nickte, dann drehte er sich im Sattel um, um zu sehen, wie viele noch nachgerückt waren. Die Fuhrwerke zogen sich langsam bis hinter die Biegung zurück und machten den ankommenden Magiern Platz. Kein Einziger war zurückgeblieben. Ohne besondere Aufforderung stiegen sie von den Pferden und verteilten sich in einem Bogen auf dem Weg, die Kräftigeren der Befreiten waren mit Knüppeln bewaffnet dazwischen, Quentin, Medard, Falk und Medards Vater mitten unter ihnen. Milan saß als Einziger auf seinem Pferd vorn in der Mitte des Bogens.
Die meisten wussten, dass sie diese Auseinandersetzung kaum gewinnen konnten, aber sie blickten fest entschlossen hinüber zu den
Horden
, auch wenn ihnen die Hände zitterten. Freiwillig würde niemand in Gefangenschaft gehen!
#
Die Dunkelheit verschluckte das letzte Licht der Dämmerung. In längstens einer Viertelstunde würde niemand mehr Freund oder Feind auseinanderhalten können. Milan überlegte fieberhaft, wie sie vorgehen sollten.
Leichter Nebel zog von rechts heran. Das hatte ihnen gerade noch gefehlt! Milan beugte sich zu York herunter, um sich mit ihm zu beraten, als der nach vorn zeigte und erstaunt sagte: „Schau doch ...“
Der Nebel strömte nur wenige Schritte vor ihnen mitten auf dem Weg zusammen und drehte sich dort wie in einem Strudel. Nach und nach formte er eine kleine dichte Wolke, die etwa mannshoch wurde.
Dann löste sie sich plötzlich auf, und an ihrer Stelle stand mit dem
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