Der 7. Lehrling (German Edition)
Weile wurde Milans ungewöhnlicher Vorschlag diskutiert, aber die Besprechung verlief trotzdem kürzer, als Korbinian angenommen hatte.
Tara fasste die Sachlage irgendwann zusammen. „Liebe Schwestern und Brüder, ist es nicht so, dass wir eigentlich gar keine Wahl haben? Unabhängig davon, dass seit Menschengedenken nur Magier diesen Ort betreten haben: Wenn Quentin sagt, dass er seinen Meister dabeihaben möchte, so können wir ihm seinem Wunsch kaum abschlagen. Vergesst nicht, wir brauchen den Jungen sofort, aber er braucht uns im Moment noch nicht so dringend, denn er ist bei der Müllersfamilie wohl gut aufgehoben. Mein Vorschlag lautet daher: Lasst es uns einfach ausprobieren. Ein paar Schutzmaßnahmen wie Augenbinde und Vergessenszauber sind vielleicht notwendig, aber noch einmal: Wir haben gar keine Wahl. Also lasst uns bitte nicht den ganzen schönen Vormittag darüber zerreden.“
Zustimmendes Gemurmel in der Runde. Tara hatte recht, es nützte nichts, sich stundenlang den Kopf darüber zu zerbrechen.
Korbinian nickte und erhob sich. „Wenn ich das richtig sehe, dann sind wir uns im Grunde genommen einig. Ich werde Amina bitten, Milan das Ergebnis unserer Beratung mitzuteilen.“ Er zuckte die Schultern. „Es ist, wie mir scheint, die Zeit einiger Veränderungen. Aber bisher erkenne ich darin keine großen Gefahren für uns, also: Nehmen wir sie an und sehen, was sie uns bringen! Ich danke euch.“
Mit diesen Worten verließ er den Saal und ging in die Bibliothek, um Amina zu suchen.
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Der Weg führte Quentin und die anderen an vielen abgeernteten Feldern vorbei. Einige waren schon wieder umgepflügt, auf anderen standen noch die gelben Stoppeln. Die Weinlese war in vollem Gang. In der Nähe von Weinbergen hing überall der schwere, süße Duft der reifen Trauben in der Luft, und Quentin knurrte mehr als einmal der Magen, obwohl das Frühstück eigentlich reichlich gewesen war.
Sie hatten keine Zeit, wie Milan ihnen immer wieder sagte, andauernd trieb er sie zur Eile an. Er sagte zwar nicht, warum, aber Quentin dachte sich nichts weiter dabei. Gestern Abend waren sie pünktlich an einem Lagerplatz angekommen, wo schon zwei Magier mit frischen Pferden auf sie warteten. Alles hatte wunderbar geklappt. Der nächste Pferdewechsel war für morgen Vormittag geplant. Wenn es in dieser Geschwindigkeit weiterging, würden sie sicher bald in Filitosa sein. Ob das Oberhaupt der Magier wohl seinem Vorschlag zustimmen würde?
Quentins Gedanken drehten sich immer häufiger um Filitosa und eine Ausbildung zum Zauberer. Er stellte sich vor, dass er weiter lesen und schreiben lernen würde, malte sich in den buntesten Farben aus, wie er die lustigsten Spielzeuge einfach herbeizauberte oder Kornsäcke auf die Bühne über den Mühlstein schweben ließ, ohne dass sich jemand dafür anstrengen musste, und viele andere Dinge mehr. Er träumte von Nächten am Lagerfeuer, bei denen jeder kleine Kunststücke vorführte und Abenteuergeschichten erzählt wurden. Kurzum: Mit jedem Schritt auf das unbekannte Filitosa zu verabschiedete er sich, ohne es zu merken, ein klein bisschen mehr von seinem alten Leben als Müllerlehrling bei Falk.
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Hallo, Quentin
, hörte er auf einmal Amina in seinem Kopf.
Oh, hallo, Amina! Schön, Dich zu hören!
Geht es Dir gut?
Na sicher! Was für ein Abenteuer! Milan und die anderen haben es den fremden Kriegern so richtig gezeigt! Und dann noch der
schwarze Magier
, den ich schon einmal in Balsberg gesehen hatte ...
Du hast ihn schon einmal gesehen?
Amina war verblüfft. Dieser Magier war wie ein Gespenst, tauchte scheinbar mal hier und mal da auf ...
Ist das denn wichtig?
Nein, nein,
wehrte Amina ab.
Ich war nur etwas überrascht. Und? Möchtest Du wissen, wie sich unser Oberhaupt entschieden hat?
Aber sicher!!
Quentin war ganz aufgeregt.
Also gut: Er hat erlaubt, dass Dein Meister mitkommt. Wir müssen ihm natürlich die Augen verbinden, aber das wird er sicherlich verstehen, oder?
Ich denke schon. Wichtig ist nur, dass er mitkommen kann!
Gut. Er wird ein paar Tage hierbleiben können, bis ihr euch entschieden habt, ob Du bei uns bleibst oder wieder gehen willst.
Wann werden wir da sein?
Das darf ich Dir leider nicht sagen, aber es ist bald so weit. Auf jeden Fall noch vor dem Vollmond.
Na gut ...
Quentin war etwas enttäuscht. Er war doch einer von ihnen, da konnte Amina es ihm doch sagen!
Sei nicht traurig, ihr seid ja bald da,
tröstete ihn Amina.
Ich bin
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