Der 7. Lehrling (German Edition)
und bekommst dafür Unterkunft und Essen. Wirklich, Mädchen, ich mache mir große Sorgen.“
Adina standen Tränen in den Augen. So vergalt ihr die Wirtin ihre Lüge. Aber es half nichts, die Suche war zu wichtig. „Es tut mir leid, dass ich Euch belogen habe. Ich kann Euch nicht sagen, was ich tun muss, aber es duldet keine Verzögerung. Wirklich nicht. Danke für alles!“, presste sie heraus, bemüht, die Fassung zu bewahren.
Die Wirtin nahm Adina bei der Hand und zog sie zu einem Tisch in der Ecke des Raumes. Sie setzte sich auf die Bank und klopfte mit der Hand auf den Platz neben sich. Adina setzte sich, verwirrt, was wohl kommen würde.
„Mein liebes Kind“, sagte sie leise, „ich weiß, dass Magier sich schon seit langer Zeit nicht mehr offen zu erkennen geben. Und ich weiß auch, warum.“
Adina erschrak bis ins Mark. Wie hatte sie sich nur verraten? Sie hatte doch überhaupt nicht gezaubert!
Die Wirtin nahm noch einmal ihre Hand und strich beruhigend darüber. „Du musst nicht erschrecken. Weißt Du, mein Urgroßvater war ein Zauberer. Er hat es mir gesagt, als ich noch ein kleines Kind war. Aber nur unsere Familie wusste davon, und ich musste schwören, dass ich nie etwas verrate.“ Sie lächelte, ihre Gedanken waren weit weg. Dann schüttelte sie leicht den Kopf. „Jedenfalls erkenne ich es recht gut, wenn ich einen Magier vor mir habe.“ Sie zwinkerte Adina zu. Dann wurde ihr Gesicht wieder etwas ernster. „Ich würde mir sehr wünschen, dass wir einfachen Menschen und ihr Magier wieder ganz normal miteinander leben könnten. Und viele, viel mehr, als Du vielleicht ahnst, wünschen sich das genauso sehr wie ich. Aber mein Urgroßvater hat mir furchtbare Dinge erzählt, die wir normalen Menschen vor langer Zeit einigen von euch Magiern angetan haben. Verachtung. Vertreibung. Verletzung. Mord … Es ist vielleicht noch nicht an der Zeit, dass ihr uns das verzeihen könnt. Aber viele von uns würden sich das sehr wünschen, glaub mir.“ Die Wirtin stand wieder auf. „Ich wollte einfach, Adina, dass Du das weißt.“ Sie schob den Hexenlehrling sanft zur Tür. „Und jetzt ab mit Dir, Du hast sicher etwas Wichtiges vor.“
Adina wollte der Wirtin Geld für das Zimmer geben, aber die wehrte ab. „Willst Du mich beschämen? Du hast für Deine Unterkunft redlich gearbeitet. Und sicher brauchst Du das Geld auf Deiner Reise dringender als ich. Nun dann. Wenn ich Dich nicht überreden kann zu bleiben, dann lass Dir wenigstens eine gute Reise wünschen. Viel Glück, Adina.“ Sie drückte Adina noch einmal an sich und lächelte. „Mach's gut!“
Adina winkte so lange zurück, wie sie die Herberge sehen konnte. Über das Verhältnis zu den Menschen musste sie mit Korbinian dringend sprechen. Nachdenklich stapfte sie neben Balthasar her, der sie in ihren Gedanken nicht störte.
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Amina freute sich: Das Bewegen von Gegenständen war wesentlich spannender als das Auswendiglernen von Landkarten.
Heute war der Stuhl wieder an der Reihe. Ohne Linnea davon zu erzählen, hatte Amina in der Tischlerei einen neuen für sie anfertigen lassen. Sie hatte zu dem alten Magier gesagt, dass er für Linnea sein sollte. Helge, der Tischlermeister, hatte darauf nur genickt und gesagt: „Sie wird zufrieden sein.“ Dann hatte er sich mit den zwei Lehrlingen an die Arbeit gemacht. Heute morgen hatte sie den Stuhl abgeholt.
Es war ein wahres Kunstwerk: Kaum ein Stück war nicht mit reichen Schnitzereien verziert. Überall waren Kräuter und Gegenstände abgebildet, die Linnea für ihre Trank- und Salbenherstellung brauchte. Amina war sprachlos vor Staunen. „Und sag Linnea einen schönen Gruß von mir.“ Mit diesen Worten hatte sie der alte Magier mitsamt Stuhl aus der Tür geschoben.
Linnea war begeistert. Sofort erklärte sie: „Mit diesem Stuhl wird nicht geübt!“ und setzte sich prompt darauf.
Dann waren sie wieder zur Ausbildung übergegangen. Es klappte mittlerweile wirklich gut. Amina konnte den Stuhl ein wenig über dem Boden schweben lassen, dann langsam zur Decke empor, danach wieder zurück – ohne etwas kaputt zu machen.
Nach dem Mittagessen kam die Herausforderung. Der Stuhl schwebte gerade in Hüfthöhe, als Linnea aufstand, den Mörser auf den Boden stellte und sagte: „Lass den Stuhl, wo er ist, und stell den Mörser auf den Stuhl.“
Der Stuhl wankte bedenklich in der Luft. „Das ... das schaffe ich nicht!“
„Papperlapapp, stell Dich nicht an. Du wirst jetzt die Augen
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