Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
Vom Netzwerk:
ihn direkt unter die Zimmerdecke geschleudert. Linnea war diesmal nicht schnell genug gewesen, und so war der Stuhl in Einzelteilen wieder auf dem Boden gelandet.
    Heute waren wieder die Karten dran. Amina fand, dass das mit Abstand das langweiligste Thema war. Aber wenn sie bald wieder zu Milan Kontakt aufnehmen wollte, musste sie sich wohl oder übel damit abfinden.
     
    #
     
    Finja und Quentin setzten sich an den großen Küchentisch nebeneinander. Dann schrieb Finja ordentlich alle Buchstaben und Zahlen auf ein Blatt Papier. „Den hängst Du Dir nachher in Deine Kammer, dann kannst Du zwischendurch immer wieder draufschauen, wenn Du magst.“
    Dann begannen sie mit jedem einzelnen Buchstaben. Quentin malte verbissen so lange, bis man es halbwegs „schreiben“ nennen konnte.
    Als sie bei „M“ waren, brach bereits der Abend herein. Erschöpft ließ Quentin die Feder fallen, aber Finja war zufrieden mit ihm. „Gut gemacht!“, lobte sie ihn. „Wenn Du möchtest, können wir jetzt immer abends etwas üben, wenn ihr in der Mühle früh genug fertig seid.“
    Natürlich wollte Quentin. Schreiben zu können war eine tolle Sache, fand er.
     
    #
     
    Es war der Abend des zweiten Tages der Suche. Und noch immer fiel der Regen ohne Pause. Adina hatte auch heute zwei Dörfer erwandert, aber keine Präsenz spüren können. Müde und etwas niedergeschlagen trat sie in eine Herberge ein. Es war ein sehr gepflegter, ordentlicher Schankraum. Das sah man sonst nicht so häufig.
    Hinter dem Tresen stand die Herbergsmutter und musterte sie beim Eintreten mit offenem Blick. Adina lächelte und bat um ein Zimmer. Die Wirtin sah sie mitleidig an. „Mädchen, wo kommst Du denn her? Du bist ja völlig durchgeweicht!“
    „Ich bin auf einer weiten Reise. Meine Großmutter ist erkrankt, und ich muss unbedingt zu ihr. Sie hat ja sonst niemanden ...“
    „Na, ich werde mir jedenfalls nicht ansehen, dass Du zitternd wie eine nasse Katze hier herumsitzt. Komm mit, ich werde Dir ein Bad einlassen. Das Wasser ist sowieso heiß.“
    Bescheiden wehrte Adina ab, aber die Wirtin duldete keinen Widerspruch. Sie schob sie vor sich her, bis sie beim Badezimmer angekommen waren. „Leg die nassen Sachen einfach vor die Tür. Ich hänge sie am Ofen auf, dann sind sie trocken, wenn Du mit dem Bad fertig bist. Und nun husch, husch, bevor Du einen Schnupfen bekommst!“
    Es waren genau diese Situationen, die sie über ihre tägliche Schwindelei traurig machten. Warum musste sie sich als Hexe so verstecken? Die Menschen belügen? Hatten sie das verdient? Ja, sicher, die alten Magier erzählten oft, dass die Menschen unvorhersehbar reagierten, wenn sie mit Fremdartigkeit konfrontiert wurden. Aber hatten die Alten tatsächlich recht? Wenn sie die Freundlichkeit der Wirtin bedachte, kamen ihr große Zweifel. Ohne jeden Vorbehalt hatte eine Fremde sie bei sich aufgenommen und ihr sogar ein Bad angeboten. Und das sollte man mit Unwahrheit vergelten? Während sie ihre nassen Kleider auszog, beschloss sie, ihre Lüge wieder gutzumachen: Sie würde heute Abend in der Wirtschaft helfen.
    Nachdem Adina ihre Sachen vor die Tür gelegt hatte, ließ sie sich langsam in das heiße Wasser gleiten. Ein Seufzer stahl sich über ihre Lippen. War das herrlich! Als sie sich gründlich gewaschen hatte – ihre Haare hatten es bitter nötig, fand sie –, genoss sie noch eine Weile die wohltuende Wärme. Und schlummerte ein.
     
    #
     
    Das Klopfen an der Tür riss Adina aus ihren Träumen. „Deine Kleider sind trocken, Kind, ich habe sie hier draußen auf einen Stuhl gelegt. Das Essen ist auch bald fertig. Wenn Du also so weit bist, komm einfach in den Schankraum!“ Die Schritte der Wirtin entfernten sich auf dem Gang.
    Adina stieg hastig aus dem mittlerweile nur noch lauwarmen Wasser. Die Luft im Bad war so feucht, dass sie zunächst den Spiegel mit ihrem Handtuch abwischen musste, um überhaupt etwas sehen zu können. Schnell trocknete sie sich ab und holte ihre Kleider. Nachdem sie angezogen war, öffnete sie das Fenster, damit die feuchte Luft aus dem Zimmer entweichen konnte. Zum Schluss kämmte sie ihre langen Haare ordentlich durch. Sie fühlte sich großartig!
    Die Wirtin nahm ihr Angebot gern an, in der Wirtschaft zu helfen. Der Schankraum hatte sich mittlerweile gut gefüllt, Menschen aus dem Dorf saßen an den Tischen, tranken und unterhielten sich. Hin und wieder ging die Tür auf, und aus dem Regen stapfte ein weiterer Gast herein.
    Erneut quietschte

Weitere Kostenlose Bücher