Der 7. Lehrling (German Edition)
Rücken der nichts ahnenden Verteidiger in die Stadt ein. Die Gegenwehr der Bürger war gebrochen. Unzählige wurden erschlagen, ihre Häuser ausgeraubt und angezündet. Die Brände legten fast die Hälfte der Stadt in Schutt und Asche.
Den ganzen Tag lang half Adina, wo sie konnte. Sie versorgte Verletzungen, räumte auf, tröstete weinende Kinder. Gleichzeitig lauschte sie in sich hinein, ob irgendwo die magische Ausstrahlung eines Zauberers oder einer Hexe zu spüren war. Aber sie fühlte nichts.
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Abends wurde in einer großen Scheune Suppe ausgeteilt. Adina war völlig erschöpft. Sie war überall mit Ruß und Schmutz bedeckt, Arme und Rücken taten ihr weh. Irgendjemand hatte ihr gezeigt, wo sie schlafen konnte. Nachdem sie sich kurz gewaschen und gegessen hatte, machte sie ihr Nachtlager bereit. Kaum hatte sie sich in ihre Decke gerollt, war sie auch schon eingeschlafen.
Als Amina Kontakt zu ihr aufnahm, dachte sie zuerst an einen Traum. Nur mühsam kämpfte sie sich aus ihrem erschöpften Schlaf hoch.
Was? Was ist denn?
, murmelte sie leise vor sich hin.
Aufwachen, Schwesterherz! Es ist noch nicht einmal neun Uhr und Du schläfst schon?
Amina war gut gelaunt und frisch wie der frühe Morgen. Ihre Stimmung änderte sich allerdings schnell, als Adina ihr in Gedanken von der zerstörten Stadt, der Plünderung und den vielen erschlagenen und verletzten Bewohnern erzählte.
Oh nein! Was für ein Unglück! Wie geht es Dir? Bist Du verletzt?
Nein, keine Sorge. Ich bin nur unendlich müde ...
Fast war Adina schon wieder eingeschlafen.
Du musst sie warnen, hörst Du? Sie wissen doch alle nichts davon, dass die
Horden
jetzt nach Norden ziehen. Du musst Sie warnen, ja?
Natürlich, das werde ich. Schlaf jetzt, ich melde mich in den nächsten Tagen wieder. Und pass auf Dich auf! Gute Nacht!
Amina beendete die Sitzung und sah Korbinian an, der gerade die Verbindung der
Vierzehn
löste. „Es ist ernst! Die
Horden
haben vor fünf Tagen Alm überfallen und sind auf dem Weg nach Norden!“
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Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit lief Samuel im Convenium nervös auf und ab. Immer wieder sah er zur Karte und schüttelte den Kopf. Natürlich waren nach der Kontaktaufnahme alle sofort aus der Bibliothek in den Versammlungsraum geeilt, und Amina hatte die Anwesenden über Adinas furchtbare Entdeckung unterrichtet. Jetzt berieten die Älteren über die nächsten Schritte.
„Sie halten auf Balsberg zu, mit Sicherheit“, dachte Korbinian laut vor sich hin. „Warum sollten sie sich mit lauter kleinen Dörfern abgeben, jetzt, wo sie endgültig entdeckt sind? Die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch irgendwo Handwerker antreffen, die sie verschleppen können, ist in Balsberg immer noch am größten. Außerdem haben sie mittlerweile nicht nur sich selbst, sondern auch noch viele Gefangene zu versorgen. Das klappt in kleinen Dörfern nicht mehr. Samuel, könntest Du bitte den schnellsten Weg von Alm nach Balsberg in die Karte eintragen?“
Samuel sah auf die Karte und bewegte kurz seine rechte Hand. Die braune Linie schlängelte sich auf dem Hauptweg von Alm aus nach Norden, bis sie schließlich in Balsberg angekommen war.
„Danke“, sagte Korbinian zu Samuel. Zu den anderen gewandt fuhr er fort: „Was glaubt ihr, wo sie jetzt sein werden?“
Tara erhob sich von ihrem Stuhl und räusperte sich. „Wie ihr wisst, lebe ich normalerweise in Alm. Zur großen Versammlung vor etwas mehr als vier Wochen bin ich genau denselben Weg gegangen, über Balsberg nach Filitosa. Ich habe für diesen Weg zehn Tage gebraucht. Nun, ich bin noch immer recht gut zu Fuß, also werden die
Horden
vermutlich nicht viel schneller sein, zumal sie Gefangene dabeihaben. Ich schätze, sie werden von Alm nach Balsberg höchstens neun Tage benötigen. Spätestens zum Vollmond stehen sie vor der Stadt. Und daher nehme ich an“, Tara bewegte kurz ihre Finger, worauf ein kleines magisches Feuer an der Stelle aufloderte, an dem Medards Verwandte gewohnt hatten, „dass sie jetzt dort sind.“
Korbinian blickte wieder zur Karte und zählte. Dann drehte er sich zu Amina um. „Schaffst Du heute noch weitere Kontaktaufnahmen? Wir sollten die fünf, die sich in unmittelbarer Nähe der von Tara geschätzten Stelle befinden, unbedingt noch warnen. Was meinst Du?“
Amina blickte entschlossen zurück. „Und wenn es bis morgen früh dauert, ich bin bereit.“
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Es dauerte zwar nicht bis zum nächsten Morgen, aber doch bis weit nach
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