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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Hesse
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hatte sie zum Teil zweimal pro Tag Kontakt. Außerdem mussten auch die Sucher der
8-Uhr-Speiche
immer wieder über die Neuigkeiten informiert werden. Die Einzigen, die sich in Geduld üben mussten und von dem ganzen Geschehen eher unberührt blieben, waren die Sucher der
12-Uhr-Speiche
. Natürlich machten auch sie sich Sorgen, aber noch konnten sie ihre Aufgabe ohne Störungen erledigen. Gerüchte über die
Horden
waren bisher nur wenig über Balsberg nach Norden vorgedrungen.
    Taras Schätzung wurde durch die Berichte der Sucher immer mehr zur Gewissheit. Das kleine magische Feuer auf der Karte wanderte stetig weiter in nördliche Richtung. Vermutlich am Samstag würden die Krieger Balsberg erreichen.
     
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    Durch die vielen Beobachtungen hatten die Magier inzwischen einen sehr genauen Überblick über die Stärke und den Aufbau des fremden Kriegsheeres. Es waren knapp über einhundertfünfzig Krieger, allesamt in Leder und Eisen gekleidet und mit dem krummen Schwert ausgestattet, von dem der wandernde Geselle Balthasar Adina schon berichtet hatte. Immer der Hauptstreitmacht voran zog im Abstand von wenigen Stunden bis zu einem halben Tag eine weit auseinandergezogene Vorhut von etwa zwanzig Kriegern, die in Zweiertrupps die Gegend auskundschafteten. Vor diesen mussten sich die Sucher ganz besonders in Acht nehmen.
    Dann kam der größte Teil des Heeres. Völlig diszipliniert und schweigsam ritten sie zu dritt neben- und in dreißig bis vierzig Reihen hintereinander. Allein der Anblick dieser unheimlichen Schlange war furchteinflößend.
    Hinter dem Hauptfeld schlossen sich in kurzem Abstand die Ochsenkarren mit den Vorräten und den darangebundenen Gefangenen an. Deren Zahl war mittlerweile auf vierunddreißig angewachsen, allesamt scheinbar Meister im besten Mannesalter, Gesellen und Lehrlinge. Keine einzige Frau.
    Am Schluss bildete eine kleinere Gruppe von wieder etwa zwanzig Reitern die Nachhut, ebenfalls in ordentlicher Formation und völliger Stille.
     
    Aber alle noch so genaue Kenntnis über die
Horden
nützte den Magiern wenig. Korbinian und die anderen hatten schon oft darüber diskutiert, ob und wie sie den nichtmagischen Menschen helfen könnten. Aber zu einem Ergebnis waren sie bisher nicht gekommen, und so blieb ihnen nichts, als weiter zu beobachten und die Sucher zu warnen.

Kampf um Balsberg – die Flucht
    Atemlos kam Quentin am Samstagnachmittag zu Finja in die Küche gestürzt. „Ich habe auf dem Markt einen Reiter getroffen! Die Vorhut der
Horden
ist drei Dörfer von hier im Süden gesehen worden! Sie sind da!“
    Finja blickte ihn ernst an. „Du weißt noch, was wir geplant haben?“ Quentin nickte. „Gut. Weiß Falk Bescheid?“
    „Ja, er hält nur noch die Mühle an und kommt gleich.“
    „Weiß Medards Familie Bescheid?“
    „Hab ich auf dem Rückweg vom Markt erledigt.“
    „Ist Medard schon nach Hause gelaufen?“
    „Ja, ist gerade weg.“
    „Gut. Dann geh jetzt in Dein Zimmer und pack Deine Sachen.“
    Als Quentin die Treppe zu seiner Kammer hinaufpolterte, blickte sich Finja in der kleinen Küche um. Tränen schossen ihr in die Augen. Wenn sie hierher zurückkamen, war dann noch alles heil oder mussten sie ganz neu anfangen?
    Falks starke Arme schlossen sich von hinten um sie, und er drückte sie an sich. Sie hatte ihn gar nicht hereinkommen gehört. „Weine nicht, Finja. Es wird schon alles gut gehen, Du wirst sehen!“
     
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    Am späten Nachmittag war alles bereit. Die Müllersleute und Medards Familie saßen im Haus und warteten auf die Dämmerung. Der Nordwind trieb schwere Wolken vor sich her, es war warm und sehr schwül.
    „Sieht nach Gewitter aus“, sagte Falk besorgt zu Quentin. „Komm, wir ziehen eine Plane über den Wagen, damit nichts nass wird.“
    Quentin folgte Falk zum Schuppen neben der Mühle. Als sie mit der Plane fertig waren, gingen sie langsam wieder zum Haus zurück. Die Sonne würde bald untergehen. Drohende schwarze Wolken bedeckten jetzt den ganzen Himmel. Das helle Licht des Tages war einem unwirklichen, graugelben Zwielicht gewichen, das alle Häuser, Gegenstände und Pflanzen in überwältigender und zugleich beängstigender Klarheit erscheinen ließ. Quentin konnte auf mehrere Meter Entfernung jede einzelne Zacke an den Blättern der Rose unterscheiden, die vor dem Haus wuchs. Jeder Stein auf dem Platz vor der Mühle, jeder Grashalm schien zum Greifen nah.
    Dann hörte der Wind auf zu wehen. Die Vögel verstummten. Die elektrische

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