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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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Fähigkeiten nach. Bislang bin ich davon ausgegangen, damit wäre deine Fähigkeit gemeint, dich in einen Zwerg zu verwandeln.“
    „He! Vorsicht mit solchen Äußerungen“, sagte Farres drohend.
    „Oh“, murmelte Raj, „das war beinahe noch ein Kompliment. Da habe ich mir schon ganz andere Dinge anhören müssen.“
    „Was für Fähigkeiten meinst du?“, fragte Farres nach, weil Nantir nicht weiter sprach.
    „Das sind nur Gerüchte. Ob daran etwas Wahres ist, kann ich nicht beurteilen. Du liebst diese Zwergmeise. Hast du nichts Ungewöhnliches an ihm bemerkt?“
    Liebe? Fähigkeiten? Besonders? Verwirrt wandte sich Raj zu Farres um, der mit grimmiger Miene und verschränkten Armen vor ihm stand.
    „Dein pelziger Freund hat mir erzählt, dass ihr zur Hohen Akademie wollt. Dein Liebesmal solltest du dort besser verbergen.“ Nantir lächelte amüsiert. „Es könnte sonst sein, dass ihr rausgeworfen werdet, anstatt die Bibliothek einsehen zu dürfen. Sklaverei, egal in welcher Form, wird in diesen Hallen nicht geduldet.“
    Liebe? Rajs Gedanken wirbelten immer noch um dieses eine Wort. Liebte Farres ihn? Hatte er das vorhin sagen wollen? Wie konnte er ihn lieben, wenn er glaubte, seine Familie hätte Fangeisen aufgestellt?
    „Raj? Hörst du mir zu?“ Nantir wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht. Ärgerlich schlug er sie weg.
    „Wo hast du diese Schriftrolle gefunden?“, fiel es ihm ein zu fragen. Das könnte ihre Sucherei womöglich auf wenige Jahre verkürzen. Mit einem Schauder erinnerte sich Raj an Tausende von Büchern, Schriftrollen, Wachs- und Schiefertafeln, Pergamentbögen, Karten und Zeichnungen mit Runen, Symbolen und Piktogrammen.
    „Im Saal der Könige. Lass mich überlegen … Es ist bereits einige Zeit her, dass ich diese Rolle in den Händen hielt.“ Nantir unterbrach sich, denn eine Schlangenwandlerin näherte sich mit einem Rucksack und Farres Beutel. Sie zischelte seinem ehemaligen Kommilitonen eindringlich etwas zu. Nantir nahm ihr die Gepäckstücke aus der Hand und drückte sie ihm und Farres in die Arme.
    „Vorräte und für jeden eine leichte Decke, die euch trotzdem in den Nächten warm halten werden. Ihr müsst jetzt gehen. Der Wolf ist bereits nahe.“
    „Könnt ihr uns nicht durch ein paar unterirdische Gänge durchs Moor bringen?“, erkundigte sich Farres.
    „Wir befinden uns im Moor, Wolf. Unsere Schlupflöcher sind nur klein, weil hier überall Grundwasser zu finden ist, von dem dieses Moor gespeist wird. Aber wir werden den Wolf ablenken und damit eurem Vorsprung erhöhen. Raj, wenn du nicht mindestens drei Tage wartest, bevor du einen Flugversuch startest, war unsere ganze Arbeit an deinen Muskeln umsonst. Hier ist eure Kleidung. Sie wurde inzwischen gereinigt.“
    Wenig später drängte Nantir sie unsanft zum Ausgang. Raj fühlte sich von dem plötzlichen Rauswurf etwas überrumpelt und stolperte hinter Farres her, der seinen Beutel geschultert hatte und vor ihm lief.
    „Nantir, wo genau hast du die Rolle gefunden? Der Saal der Könige ist riesig.“ Er spürte die Hände des Schlangenwandlers in seinem Rücken, die ihn vorwärtsschoben.
    „Ich glaube, das vierte Regal rechts von der Tür.“
    „Du glaubst?“, quiekte Raj. Sogar das eine Regal würde sie monatelang aufhalten. Die Säle waren hoch und die Regale reichten bis unter die Decke. An die obersten Bücher kam man nur über lange Leitern heran. Ein Sturz aus dieser luftigen Höhe konnte tödlich enden, daher war es den Studierenden verboten, sich dort persönlich zu bedienen. Man wollte den hochherrschaftlichen Eltern keine Leiche nach Hause schicken. Auserwählte Gäste durften sich dagegen selbst auf eigene Gefahr in der Bibliothek umschauen.
    „Ihr habt jetzt mehr Anhaltspunkte für eure Suche als zuvor, oder? Kannst du nicht einmal dankbar für das sein, was du bekommst, Zwergmeise?“
    „Nenn mich nicht dauernd so!“
    Nantir lachte und schob sich an ihnen vorbei, um als erster ans Tageslicht zu treten und sich umzublicken.
    „Es ist noch niemand zu entdecken. Sputet euch.“
    Raj schob seinen unversehrten Arm durch den Riemen des Rucksacks und stand ratlos da, weil er nicht weiter wusste.
    „Verwandel dich und setz dich auf meinen Rücken. Wenn du deine Krallen allerdings zu fest in meinen Pelz gräbst, dann werfe ich dich in den nächsten Tümpel.“ Farres wandte sich an Nantir. „Meinen Dank für die großzügige und unerwartete Hilfe.“
    „Schon gut. Pass auf die Zwergmeise

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