Der 7. Rabe (German Edition)
auf.“
„Ich bin keine … ach, was soll’s. Danke, Nantir“, murmelte Raj. „Auch wenn ich nicht weiß, womit ich das auf einmal verdient habe.“
„Du bist der siebte Sohn eines Rabenkönigs, Kleiner. Die Legenden singen davon, dass es stets der siebte Rabe ist, der das Schicksal seines Volkes wenden wird. Sei es zum Guten oder zum Schlechten. Man sollte Legenden nicht zu viel Macht einräumen, aber es ist bereits jetzt eine Tatsache: Falls du stirbst, wird der Krieg zwischen Wölfen und Raben eskalieren. Ob du gemeinsam mit deinem Wolf für Frieden sorgen kannst, wird die Zukunft bringen. Rotten eure Völker sich gegenseitig aus, wird das zum Nachteil aller anderen sein. Also tun wir Schlangen das Unsrige, um genau das zu verhindern, ohne dabei die Neutralität aufzugeben.“
Er nickte sehr ernst, bevor er Raj mit einem verhaltenen Grinsen bedachte.
„Weißt du eigentlich, warum wir dir auf der Akademie immer so zugesetzt haben?“
„Erinnere mich nicht daran. Ich war gerade dabei, meine Meinung über dich zu ändern“, murmelte Raj gepresst.
„Es lief eine Wette, wer dich als Erster zum Heulen bringen würde. Mein Tipp lautete, dass keiner es schafft, womit ich allein stand. Vor zwei Tagen wurde mir der Gewinn geschickt.“
Fassungslos starrte Raj ihn an. Das war hoffentlich ein dummer Witz!
Das war doch ein Witz, oder?
Nantir klopfte ihm leicht gegen den unversehrten Arm, bedachte Farres mit einem Nicken und verschwand.
Kein Witz also.
„Komm Kleiner, wir müssen abhauen.“ Farres zog sich den Gürtel aus der Hose und reichte ihn Raj. „Binde mir den um, sobald ich verwandelt bin, dann kannst du dich besser festhalten.“
Immerhin sollte er nicht wieder in den Beutel gesteckt werden.
Raj war dankbar, als Farres endlich zum Wolf geworden war. Der Blick dieses Mannes ging ihm zu sehr unter die Haut.
Es lief eine Wette, wer dich als Erster zum Heulen bringen würde. Die Worte wollten ihm nicht aus dem Sinn, auch nicht, als er seine Klauen um den Gürtel geschlungen hatte und krampfhaft versucht, nicht von Farres’ Rücken geweht zu werden, während der seinen Weg durch das Moor suchte.
Farres hätte der Preis gebührt. Er war derjenige, der mich zum Heulen gebracht hat!
Aber das musste er ja niemandem erzählen …
~*~
Alles hatte sich gegen ihn verschworen! Was hatten die Schlangenwandler mit der Sache zu schaffen? Mit welchem Recht hatten diese Biester ihn angegriffen und gebissen? Ephrim schüttelte sich wütend durch. Etliche Stunden hatte er betäubt dagelegen. Kostbare Stunden, die ihm nun fehlten. Da es zwischendurch einmal mehr geregnet hatte, war Farres’ Fährte schon wieder verloren. Sie in diesem stinkenden Moor zu finden grenzte an Unmöglichkeit.
Denk nach , beschwor er sich selbst.
Hör auf, ihnen hinterherzulaufen wie ein dummer Welpe. Finde heraus, wohin sie wollen und schneide ihnen den Weg ab!
Ephrim hatte zuerst gedacht, dass die zwei Turteltäubchen in die Hauptstadt wollten, um dort unerkannt und unauffindbar ein neues Leben beginnen zu können.
Doch das Gamesh-Moor würde sie weit in die falsche Richtung drängen und bislang hatte er an keinem der Schlafplätze der beiden einen Hinweis auf Sex wittern können.
Sie hatten sich die ganze Zeit über nordöstlich gehalten, dem Lauf der Nande folgend. Das Gamesh-Moor durchquerten sie in nördliche Richtung. Das einzige bedeutsame Ziel, das sich auf diesem Kurs anbot, war die Hohe Akademie. Der Ort, von dem das Hühnchen gerade erst gekommen war.
Der Ort, wo sich Gesetzestafeln und Karten über die Landesgrenzen finden lassen.
Ephrim fluchte, bis ihm keine Verwünschung mehr einfiel. Dann begann er mit neuer Kraft voranzueilen. Er musste die beiden aufhalten, koste es, was es wolle!
„Er läuft weiter.“
Rynalph kehrte pfeilschnell von seinem Beobachtungsposten zurück. Sofort erhoben sich alle in die Luft und flogen los. Es war ermüdend, dem Wolf zu folgen, doch sie hatten einsehen müssen, dass dessen Nase ihre einzige Hoffnung war, Farres und Raj zu folgen. Randyn gefiel das langsame Tempo und die Abhängigkeit von Ephrims Ausdauer, zu der sie dadurch gezwungen waren, gar nicht. Nur mit Mühe hatten seine Brüder ihn davon abhalten können, die Schlangenwandler zu attackieren, als diese ohne jeden erkennbaren Grund den Wolf durch einen gezielten Biss betäubt hatten. Irgendetwas war hier im Gange …
Randyn konnte nur beten, dass sein widerspenstiger kleiner Bruder nicht zwischen die
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