Der 7. Rabe (German Edition)
ihm Rajs besinnungslosen Körper behutsam in die Arme, sobald sie mit ihm fertig waren. Da sein kleiner Rabe genauso wie er selbst nur mit einem der lächerlich schmalen Lendentücher bekleidet war, mit denen die Schlangen sich begnügten, gestaltete sich das rasch zu einer Selbstbeherrschungsprobe, die Farres nur knapp gewann. Er ging davon aus, dass die Schlangen ähnlich gut riechen konnten wie Wölfe und damit auch Erregung witterten.
Sie befanden sich in einem unterirdischen Stollen. Ein weitverzweigtes Netzwerk schien es zu sein, das sich unter dem Moor erstreckte. Nicht allzu komfortabel, die Schlangenwandler schienen außerdem wenig von Privatsphäre zu halten und hausten hier alle auf einem Haufen. Immerhin war es warm und trocken und dank fluoreszierender Flechten und zahlreichen Feuerstellen auch hell. Der Rauch zog über kaminähnliche Gebilde ab. Wie die Schlangen es schafften, ausreichend Luft nach unten zu bringen, war nicht erkennbar und auch irrelevant.
„Was soll das alles?“, fragte Farres, als ihm eine Frau ein Tablett mit reichlich Essen und Wasser hinstellte.
„Geduld“, zischelte sie freundlich. „Die Oberen beraten noch.“
Na wunderbar …
Eine Weile später erwachte endlich auch Raj. Sein Körper besaß viel weniger Masse als Farres’, sicherlich war das der Grund, warum das Gift bei ihm so lange gewirkt hatte.
„Mir’s schlecht.“ Leise jammernd begann sich Raj zu bewegen.
Es wurde minütlich besser …
Er versuchte sich aus den Armen zu winden, die ihn hielten, als sich sein Magen hob. Krampfhaft erbrach er das wenige, dass er am Vortag gegessen hatte. Jemand hielt ihn und sorgte dafür, dass ihm das Haar nicht ins Gesicht fiel. Schlapp und elend hing er dann in dem sanften Griff und versuchte das Hämmern in seinem Kopf zu ignorieren, um einen vernünftigen Gedanken fassen zu können.
„Ist alles raus?“
Nein, war es nicht. Raj spuckte Gallflüssigkeit und würgte trocken weiter. Dieses verdammte Schlangengift! Aus Erfahrung wusste er, dass es ihm noch mehrere Stunden lang richtig dreckig gehen würde.
Allmählich glaube ich ebenfalls, dass ein siebenter Sohn ein Unglückskind ist. Die letzten Tage reichen für ein komplettes Leben. Er stöhnte jämmerlich.
„Geht es dir besser?“
Ganz wunderbar. Fiel es niemanden auf, dass er sich wie das blühende Leben fühlte?
„Raj? Kleiner? Komm, sprich mit mir.“
Farres! Er lag wie ein nasser Sack in Farres‘ Armen. Der Wolf passte weiterhin auf ihn auf und versuchte ihm zu helfen. Für einen Moment schloss Raj die Augen und genoss es, derartig umsorgt zu werden. Bis Farres ihn in die Höhe zog und an seiner Schulter bettete, um ihm prüfend ins Gesicht zu schauen.
„Antworte gefälligst, Raj. Ich mache mir Sorgen um dich.“
Freudig blinzelte er.
„Wirklich?“, fragte er. Diese grünen Augen nahmen ihn gefangen, fesselten ihn wirksamer als die Eisenschellen in der Canisfeste. Farres lächelte und strich ihm eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Wie geht es dir?“
Diese Frage erinnerte ihn an seine Kopfschmerzen und die Übelkeit. Peinlich berührt schaute er auf die Sauerei, die er vollbracht hatte. Eine Schlangenwandlerin erschien mit einem Lappen, um das Malheur zu beseitigen.
„Verträgst das Serum nicht“, zischte sie belustigt.
„Tut mir leid“, murmelte er eine Entschuldigung.
„Trink etwas Wasser, Raj. Langsam, nur ein paar Schlucke.“ Farres hielt ihm einen Becher entgegen und obwohl Raj durstig war, versuchte er sich zu mäßigen. Es reichte, wenn er das Heim der Schlangenwandler einmal beschmutzte. Daher knabberte er auch nur an einem Fladen aus Grassamen herum, anstatt sich wie Farres ungeniert von dem reichhaltigen Tablett zu bedienen. Während der Mahlzeit sah er sich aufmerksam um, registrierte dabei, dass sein Arm in einer frischen Schlinge hing und seine Stichverletzungen unangenehm spannten.
„Die Schlangen haben unsere Wunden versorgt. Mein Fuß kommt mir wie neu vor.“
Das waren erfreuliche Nachrichten. Bloß, weshalb sollte Nantir ihnen helfen wollen?
„Farres, wieso sind wir hier?“
„Ich habe keine Ahnung. Auf meine Frage wurde mir nur geantwortet, dass sich irgendwelche Oberen noch beraten.“
Er konnte Farres‘ Worten kaum folgen, denn der Wolf streichelte seinen unversehrten Arm. Tat er das bewusst oder unbewusst? Diese zärtliche Berührung war schön und steigerte das unsinnige Verlangen nach mehr.
„Dir scheint es immer noch sehr schlecht zu
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