Der 7. Rabe (German Edition)
Mühlsteine geriet und irgendwie heil aus dieser Sache herauskommen würde.
14.
Raj fühlte sich wie erschlagen, als Farres endlich anhielt. Gerade noch konnte er verhindern, dass er ohnmächtig zu Boden stürzte. Die Übelkeit, die das Schlangengift hinterlassen hatte, war übergangslos von Übelkeit aufgrund des Geschüttels ersetzt worden. Es hatte all seine Kraft gekostet, sich auf Farres’ Rücken zu halten. Jetzt wollte er wirklich nur noch …
Eine Wolfsschnauze stupste ihn sacht an. Unwillig rappelte Raj sich hoch und wurde dabei zum Menschen. Er musste Farres von dem Gürtel befreien, damit dieser nicht bei der Verwandlung verschwand. Das Ding wurde schließlich gebraucht.
Farres hatte auf der Flucht an Gewicht verloren. Er selbst machte inzwischen sicherlich dem Titel mageres Hühnchen alle Ehre.
„Alles in Ordnung?“
Farres’ starke Arme umfingen ihn.
„Hm, nur müde.“ Raj lallte die Antwort mehr, als das er sie sprach. Damit konnte er niemanden täuschen, erst recht keinen Wolf, der genau wittern konnte, in welcher körperlichen Verfassung er sich befand.
„Komm, trink erst mal etwas.“
Er wurde sanft hochgezogen und im Nacken gestützt, damit er trinken konnte. Raj wurde bewusst, dass er die Lider geschlossen hatte und diese sich hartnäckig weigerten, geöffnet zu werden. Da er in eine Decke gehüllt und an Farres’ breite Brust gezogen wurde, war ihm das ziemlich gleichgültig. Es war schön, still dazuliegen, gewärmt und umsorgt zu werden, das Wandern der streichelnden Hände über seinem Körper zu verfolgen …
Moment …
Raj blinzelte verwirrt. Mit reiner Fürsorge war das nicht zu begründen, was Farres da unter seinem Hemd anstellte.
Er fand sich von Augen beobachtet, in denen grünes Feuer loderte.
Was hatte der Wolf vor?
Die Augen kamen näher. Zärtlich strichen Lippen über Rajs Gesicht, wobei die Hände nicht einen Moment aufhörten, ihn zu liebkosen. Schon im Schlangenhort hatte Farres ihn küssen wollen. Na ja, und warum auch nicht? Es gefiel ihm und Farres hatte ihm nie einen Grund gegeben, ihm nicht zu vertrauen.
„Darf ich dich küssen?“, flüsterte es an seinem Ohr.
„Frag nicht so lange, tu’s einfach“, murrte Raj. Wer wusste schon, wann die nächste Störung kam?
Sein Wolf lachte leise, ein warmer Laut, der Raj gut tat und seine aufgewühlte Seele beruhigte.
Als sich die Lippen auf seinen Mund senkten, war es allerdings vorbei mit der Ruhe. Das intensive Kribbeln und Ziehen, das unter seinem Rippenbogen begann und von dort nach unten wanderte, überraschte Raj so sehr, dass er sich unwillkürlich der Zunge öffnete, die um Einlass bat. Behutsam wurde er erobert. Er stöhnte sehnsüchtig, genoss das liebevolle Umschmeicheln, das ihm zuteil wurde. Viel zu rasch war es vorbei, Farres löste sich von ihm. Raj quengelte müde. Blöde Augen, warum gehorchten sie nicht? Er wollte seinen Gefährten vorwurfsvoll anstarren, der ihm nur solch ein kurzes Küsschen gönnen wollte!
Obwohl, es fühlte sich auch ganz angenehm an, wie Farres ihm jetzt das Gesicht streichelte …
Farres spürte, wie sein tapferer Rabe darum kämpfte, wach zu bleiben. Das sollte er nicht, Raj brauchte Ruhe, um zu Kräften zu kommen. Darum drehte er das protestierende Geschöpf in seinen Armen so, dass er es einigermaßen bequem hatte.
„Schlaf ein wenig“, flüsterte er und küsste ihn noch einmal sanft. Raj wimmerte leise. Keine Minute später schlief er tief und fest.
Am liebsten hätte Farres ihn wachgerüttelt und mit Leidenschaft statt Vorsicht bedacht. Sein Rabe war kein zerbrechliches Püppchen … Aber er war geschwächt, verletzt und litt noch unter dem Schlangengift. Und ob er das hier wirklich wollte? Suchte er lediglich Fürsorge und Halt oder teilte er mit ihm das Begehren? Farres angelte sich etwas zu Essen aus dem Rucksack. Es war gut, dass der Kleine zu erschöpft für mehr war. Farres war sich nicht sicher, ob er rechtzeitig hätte aufhören können. Wie weit Raj mit all seinen schmerzenden Verletzungen gehen konnte. Geschweige denn, wie weit er gehen wollte, nachdem Farres ihn …
Seufzend beschloss er, jeden weiteren Schritt Raj zu überlassen. Der Kleine sollte sich auf keinen Fall bedrängt fühlen. Oder gar verpflichtet. Obwohl Farres nicht glaubte, dass dieser Trotzkopf irgendetwas still lächelnd akzeptieren würde, was ihm nicht passte.
Als er fertig gegessen hatte, sortierte er seinen Gefährten bequemer in seine Umarmung und legte sich
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