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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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unvereinbar scheinen. Die gefürchteten Räuber und die sanftmütigen Fluchttiere, wie soll da Liebe gedeihen? Bei meiner Geburt wurde mir prophezeit, dass ich jung sterben werde. Weder die Wölfe noch die Pferde wollten mich akzeptieren, obwohl ich schneller und ausdauernder rennen, höher springen und stärker zuschlagen konnte als jeder andere. Zurückgewiesen für das, was mein Körper war, entschied ich mich für den Weg des Geistes. Mit Erfolg, wie ich unbescheiden anmerken will.“
    Raj lauschte wie gebannt. Niemand an der Akademie wusste von dem, was der Altehrwürdige ihnen gerade anvertraute, da war er sich sicher. Womit hatte er solch eine Auszeichnung verdient?
    „Als du zu uns kamst, Raj, voller Widerwillen, Unruhe und innerer Zerrissenheit, da wusste ich, dass du leiden würdest. Ich wusste, welche Wette unter deinen Kommilitonen lief. Es war harte Arbeit dafür zu sorgen, dass du deinen Abschluss lebendig erreichst, denn es herrschte große Gier danach, derjenige zu sein, der Raj, das jüngste Rabenprinzlein, zerbrechen würde. Ich bestimmte eine Reihe Auserwählter, die für deinen Schutz zu sorgen hatten. Nantir war einer von ihnen. Und auch Kelter gehörte dazu.“
    „Kelter?“ Raj verschluckte sich fast vor lauter Empörung. „Die verdammte Katze hat mich jahrelang gequält!“
    „Ja.“ Ein seltsames Glitzern erschien in den Augen des Altehrwürdigen, das beinahe nach Erheiterung aussah.
    „Und er hat dafür gesorgt, dass die anderen Katzen dich nicht umbrachten, aus Angst, was er zur Strafe dafür mit ihnen anstellen würde.“
    „Warum konntet Ihr ihn nicht beschützen?“, grollte Farres. Raj musste ihn festhalten, damit er nicht aufsprang.
    „Dafür hätte ich ihn fortschicken müssen. Jedes Verbot, ihn offen anzugreifen, hätte zu hinterlistigen Attacken im Verborgenen geführt, die ganz gewiss für schwere Schäden, vielleicht sogar für seinen Tod gesorgt hätten.
    Es gab übrigens auch unter deinen Lehrmeistern eine Wette.“
    Nun war es Farres, der Raj festhalten musste und ja, das war eindeutig Vergnügen, was der alte Mann dort zu unterdrücken versuchte! Das konnte doch wohl nicht wahr sein, dass er für jeden hier ein lustiges Spielzeug gewesen war!
    „Wir wetteten darauf, wie lange es dauert, bis du um Hilfe oder Schulverweis bitten würdest. Mein Tipp war, dass du bis zum bitteren Ende durchhältst. Ich habe als Einziger gewonnen.“
    Nun brach es doch seinen Weg durch alle Barrieren, das Lächeln, gegen das der Altehrwürdige gekämpft hatte.
    „Es ist bedeutungslos, dass du der siebte Königssohn und kleinwüchsiger als üblich bist, Raj. Das war nie der Grund, warum man dir so zugesetzt hat! Du ziehst die Aufmerksamkeit aller auf dich, weil dein Körper zu klein für deinen Willen, deine Tapferkeit und dein großes Herz ist. Gleichgültig, wie oft sie dich schlugen, bis du ohnmächtig am Boden lagst, es hat dich nicht gebrochen. Gleichgültig, wie viel Angst sie dir einjagten, du bist nicht einmal fortgerannt. Und gleichgültig, wie schlecht es dir ging, du hast dich dennoch um jene gekümmert, die Hilfe brauchten. Du warst es, der Kari Kanjatochter beschützt hat, als die Raubkatzen sich an der zarten Möwe vergreifen wollten. Du hast die Schuld für diverse … Vorfälle auf dich genommen, um Schwächere vor der Strafe zu bewahren, auch wenn du dir damit Feinde geschaffen hast. Das Wichtigste aber: Trotz all diesem Schmerz, dem du ausgesetzt warst, hast du deine Studien verfolgen und abschließen können, und das ein Jahr schneller als vorgesehen.“
    „Mit schlechten Zensuren.“ Raj spürte die Hitze in seinen Wangen. Warum wurde er jetzt eigentlich gelobt? War es nicht um das Mal gegangen?
    „Schlechte Zensuren, die uns zeigen, was du hättest vollbringen können, wärest du mit all deiner Kraft und deinem Geist und vor allem deinem unbeugsamen Willen dabei gewesen.“
    Raj fühlte sich seltsam zerrissen zwischen wildem Stolz über solch ein Lob, das er gerne schon zwei, drei Jahre früher gehört hätte, und Enttäuschung darüber, dass er es vermutlich nie erfahren hätte, wäre er nicht zurückgekehrt.
    „Ich habe, was ihr sucht.“
    Der Themenwechsel war so abrupt, dass Farres und Raj mehrere Augenblicke brauchten, um die Bedeutung dieser Worte zu erfassen.
    „Ja, ganz recht, ich habe die Landkarte hier. Sie hängt seit Jahrzehnten eingerahmt in meinem Schlafgemach. Ein hübsches Stück und die genaueste Karte des Gebietes, die es gibt. Aber sie ist nicht

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