Der 7. Rabe (German Edition)
Behutsam drang er in ihn ein, musterte besorgt die Miene seines Raben, die zu seiner Erleichterung pure Erregung signalisierte.
„Gut?“, wollte er dennoch wissen.
„Nicht reden …“ Raj gab ein seltsames Sirren von sich. Es klang lustvoll, daher begann sich Farres vorsichtig zu bewegen.
„Fester“, hauchte sein Liebster, was ihm ein Grinsen entlockte. Da wusste jemand, was er wollte. Seine Stöße wurden härter und tiefer, bis er nur noch aus Fühlen bestand. Es war das Beste, was er jemals empfunden hatte. Und es wurde noch besser, in diesen einen Augenblick, als er sich mit einem erlösenden Schrei in Raj ergoss.
~*~
Er stand mit dem Rücken an der Tür zu Rajs und Farres‘ Zimmer gelehnt da und wusste nicht, was er gerade verspürte, nachdem er diese verzückten Laute aus dem Raum dahinter vernommen hatte. Eifersucht? Oder hatte er etwas verloren? Etwas, das ihm sehr, sehr wichtig war? Ganz plötzlich war Randyn traurig. Dabei sollte er sich doch für Raj freuen, nicht wahr?
Risser fand ihn eine Weile später, nahm ihm sacht am Arm und führte ihn fort.
~*~
Farres blickte auf seinen schlafenden Geliebten hinab, der mit der Andeutung eines Lächelns in den Mundwinkeln in seinen Armen ruhte. Er konnte einfach nicht genug davon bekommen, ihn ununterbrochen anzuschauen und dabei immer wieder etwas Neues zu entdecken. Der Schwung der hohen Wangenknochen, die feine Linie der Augenbrauen, die Form der schmalen Nase, die ein winziges bisschen nach unten gekrümmt war und die sinnlichen Lippen, die er heute Nacht stundenlang geküsst hatte. Der einzigartige Schimmer der blauschwarzen Haare, die Farres mit beiden Händen zerwühlen durfte. Die kleinen Ohren, in die er hunderte verliebte Albernheiten geflüstert hatte. Die helle Haut, so weich und glatt, die zum Streicheln und Liebkosen einlud …
Das alles gehörte ihm. Zum ersten Mal seit jenem Tag, an dem er Farouche über dem blutigen Leichnam ihres Vaters gebeugt gefunden hatte, fühlte Farres sich vollständig und heil statt zerrissen und einsam. Sobald er hörte, dass die Rabenbrüder aufstanden, um sich für das Frühstück und ihr Tageswerk bereit zu machen, küsste er zärtlich über Rajs Gesicht, bis dieser sich matt regte.
„Wir müssen aufstehen, du Schlummerrabe“, sagte er leise.
„Hmmmmm …“ Ein gequältes Seufzen war die einzige Antwort.
„Nun wach schon auf.“
Als Raj lediglich vorwurfsvoll blinzelte, um danach die Augen wieder fest zu schließen, schob Farres seine Hand in die Tiefe und begann, das schlaffe Geschlecht seines müden Raben zu necken.
„Nicht …“ Wimmernd bäumte Raj sich auf, offenkundig weder willens noch fähig, noch mehr Erregung zu ertragen.
Farres küsste ihn beruhigend und stand dann auf, um sich selbst zu waschen und anzuziehen. Praktischerweise musste er sich nie rasieren, anders als damals als Jugendlicher, als er die Verwandlung noch nicht völlig beherrscht hatte. Mittlerweile brauchte er nur darüber nachzudenken, wie kurz, lang oder auch gar nicht sichtbar er seine Barthaare haben wollte. Er machte es meistens von der Witterung abhängig – je kälter, desto länger der Bart, im Hochsommer ließ er ihn gänzlich verschwinden. Ein sehr müder Rabe gesellte sich zu ihm. Raj konnte seine Stoppeln auf ähnliche Weise kontrollieren wie er, indem er nach einer Verwandlung entschied, wie lang die neu gebildeten Haare bleiben sollten. Farres liebte es, einen leichten Bartschatten an ihm zu sehen, was Raj bereits wusste; darum mühte er sich gar nicht erst ab, sondern beschränkte sich aufs Waschen. Nur allzu gerne war Farres ihm dabei behilflich, wusch ihm den Rücken und kitzelte ihn, bis Raj endlich munter wurde und dessen Brüder ungeduldig an der Tür klopften.
„Nun auf, müder Rabe, die Bibliothek ruft!“
Etwas war nicht in Ordnung, das spürte selbst Rajs schläfriger Verstand sofort, sobald er durch die Tür geschritten war. Seine vier Brüder wirkten allesamt wachsam und nervös und eine merkwürdige Spannung lag in der Luft.
„Was ist los?“, flüsterte Raj. Auf dem ersten Blick wirkte alles ruhig …
„Kommt mit in die große Halle. Es gibt Ärger.“ Risser betrachtete Farres einen Moment zu lange und Raj begann zu ahnen, was das bedeuten könnte.
Oh oh …
In der großen Halle schien sich die halbe Akademie versammelt zu haben. Vielleicht auch die ganze, das war unmöglich zu sagen. Sobald sie von den ersten gesichtet wurden, erhob sich wütendes
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