Der 8. Tag
hinausgehen.
Ist es nicht so?«
Tessa rutschte unbehaglich hin und her. Ihr gefiel die Frage nicht, denn sie war zu nahe an ihren eigenen Überlegungen, die sie im Moment lieber für sich behielt, als sie in einem halboffiziellen Bericht wiederzufinden, und die so auf sie zurückfallen und ihr schlaflose Nächte bereiten würden. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir jetzt schon so weit gehen können.«
»Jetzt«, wiederholte er, als ob dies der Schwachpunkt ihrer Argumentation wäre, was er tatsächlich auch war.
»Ich halte mich lieber an das, was wir wissen, als zu spekulieren.« Tessa befürchtete, dass sie etwas pedantisch klang, doch sie wollte sich nicht aus der Reserve locken lassen.
Er lächelte wieder, gab damit dem leichten Gefühl gegenseitiger Sympathie zwischen ihnen Ausdruck und schaute dann, es war schon lange überfällig, auf seine Uhr. »Ich muss zurück nach London«, erklärte er. »Danke für die Vorführung. Wir werden wieder in Kontakt treten. Schon bald.«
Sie schüttelten sich die Hände und verabschiedeten sich.
Von ihrem Fenster aus konnte sie verfolgen, wie sich sein Wagen in Richtung des Haupttores entfernte. Sie war froh alleine mit ihren Spekulationen zu sein.
8
CENTURY CITY WAR dort gebaut, wo sich früher einmal ein Hinterhof der Twentieth-Century-Fox-Filmstudios befunden hatte. Vielleicht war dies der Grund, dass man dort immer noch das Gefühl hatte, alles wäre nur Kulisse. Die glasverkleideten Bürotürme erhoben sich unwahrscheinlich hoch in den klaren blauen Himmel und die Laufbänder, Einkaufszentren, Gärten und Kinozentren bewirkten ein Gefühl eines immer währenden, tropischen Festes.
Sandy Smallwood schaute mit wachsender Ungeduld auf ihre Uhr und beschloss ihrem Cousin zweiten Grades noch genau fünf Minuten zu geben, bevor sie gehen würde. Sie saß an einem Tisch auf der Terrasse eines kleinen Cafés, wo sie sich verabredet hatten. Pünktlichkeit war eine Form von Höflichkeit, die sie zu einer Tugend gemacht hatte, augenscheinlich im Gegensatz zu einigen entfernten Mitgliedern der Familie. Die Sache war seine Idee gewesen. Wie konnte er sie nur hier warten lassen.
Sie schaute wieder auf die Uhr. Noch vier Minuten, dann würde sie gehen. Das wären dann insgesamt zwanzig Minuten, die sie hier gewartet hätte.
Ungefähr fünfzig Meter entfernt auf dem Zwischengeschoss eines anderen Gebäudes war durch die getönten Scheiben hindurch ein starkes Fernglas auf sie gerichtet. Er wollte sicher sein, so weit es möglich war, dass sie alleine war. Ohne Zweifel war sie alleine angekommen.
Niemand hatte sich an einen benachbarten Tisch gesetzt, weder kurz bevor noch kurz nachdem sie eingetroffen war.
Als die Minuten vergingen und ihre Ungeduld wuchs, warf sie niemandem, der sie möglicherweise im Auge behielt, bezeichnende Blicke zu, nichts deutete darauf hin, dass jemand dort draußen darauf wartete, aus der Deckung zu kommen um den Mann zu ergreifen, für den sie als Köder diente.
Bei jedem neuen Opfer musste er jetzt immer vorsichtiger zu Werke gehen. Er veränderte sein Vorgehen so weit wie möglich, aber es gab immer Schwachpunkte. Sie waren nicht zu umgehen und dies hier, dieses Treffen, war der größte.
Er legte das Fernglas auf den Sitz neben sich und nahm die Videokamera. Er bekam eine gute Aufnahme von ihr und zoomte sie heran, bis sie, wieder auf ihre Uhr blickend, das Bild ausfüllte. Sie sah gut aus, wenn sie die Beine so übereinander legte wie jetzt und ihr Haar ihr ins Gesicht fiel. Jede Minute konnte ein Kerl auf sie aufmerksam werden. Das wäre unangenehm; er hoffte, sie würde nicht zu lange warten.
Schließlich schob sie den Stuhl zurück und verließ das Café.
Sie gab kein Zeichen, schaute sich nicht nach einem möglichen Bewacher um. Sie ging einfach. Das war gut. Er setzte wieder das Fernglas an und suchte den Bereich nach koordinierten Bewegungen von Personen ab. Es gab keine. Er war davon überzeugt, dass sie alleine war. Er setzte sich in Bewegung.
Etwas mehr als zwei Minuten später hastete er den Gang in ihre Richtung entlang; er führte zu dem Lift in die Tiefgarage, wo sie ihren Wagen geparkt und er sie dabei beobachtet hatte.
Er hatte die ganze Sache so berechnet, dass er sie selbst dann erreichen konnte, wenn sie schnell ging. Er fand sie schließlich ohne ein Anzeichen von Eile vor dem Schaufenster eines Buchladens.
Ein paar Meter entfernt von ihr blieb er stehen.
»Sandy?«
Sie drehte sich um und setzte eine abweisende
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