Der 8. Tag
Berlin sein.
Doch zuerst musste sie einmal nach Heathrow kommen. Sie musste den Flug nicht bezahlen, aber sie hatte keinen Dienst und die Vorschriften der Gesellschaft besagten, dass sie einen Sitzplatz haben musste. Der Flug war ausgebucht, ihre einzige Hoffnung war, dass jemand nicht erschien. Sie stand hinter dem Schalter und verfolgte an einer großen Wanduhr, wie die Sekunden vergingen, bis der Schalter geschlossen wurde. Als die Zeit gekommen war, schaute sie hoffnungsvoll zu ihrem Freund Klaus, dem Chef dieser Abteilung, hinüber, der gerade aus seinem Büro kam. Er blickte auf seine Uhr, sprach kurz mit einer Angestellten an einem der Schalter und kam dann zu Maria.
»Ein Platz ist noch frei«, sagte er, »aber in der Businessklasse. Das heißt, wir müssen noch etwas warten, zehn, fünfzehn Minuten.«
Klaus saß am Telefon und bemühte sich um Ersatz für zwei Leute aus seiner Belegschaft, die sich krankgemeldet hatten.
Ihre Blicke trafen sich durch das Bürofenster hindurch, er schaute auf seine Uhr und nickte dann sein Einverständnis.
Maria warf ihm eine Kusshand zu und ging zu der Frau, die gerade dabei war den Schalter zu schließen. Sie war neu und Maria kannte sie nicht, doch sie tippte etwas in den Computer, wartete bis die Bordkarte aus dem Drucker kam und reichte sie Maria.
Maria bedankte sich, drehte sich um und eilte in Richtung der Abflugsteige, als sie zufällig auf die Karte in ihrer Hand blickte und den Namen T. Lambert las, wo ihr eigener stehen sollte. Sie wandte sich wieder an die junge Frau und machte sie darauf aufmerksam, dass sie die Bordkarte des nicht erschienenen Passagiers hatte anstatt ihrer eigenen.
In ihrer Unerfahrenheit war die junge Frau ganz verwirrt und wusste nicht, was sie tun sollte. Maria sagte ihr, dass es nicht weiter schlimm sei und sie sich keine Sorgen machen sollte. Der Computer hätte diesen Passagier automatisch als nicht erschienen registrieren müssen, doch das wäre jetzt nicht so, da eine Bordkarte ausgestellt worden war. Aber egal, die junge Frau brauchte nichts anderes zu tun als zu warten, bis Klaus mit dem Telefonieren fertig war, Maria sah, dass er immer noch aufgeregt in den Hörer sprach, ihm sagen, was passiert war, und er würde es in Ordnung bringen.
Dann eilte sie in Richtung Abflug und in die Maschine. Sie fragte sich, ob sie Eric heiraten sollte, worum er sie gebeten hatte. Sie war nie glücklicher gewesen.
19
FAST ZWEI STUNDEN nach der Abflugzeit ihrer Maschine war Tessa mit ihrem Gepäck in einem der anonymen Hotels, die sich in der Einflugschneise des Flughafens drängten.
Zwei sehr nette Polizisten hatten darauf bestanden, sie im Streifenwagen dorthin zu bringen. An der Rezeption hatte sie gebeten die Abflugzeit der nächsten Maschine nach London zu erfragen. Ihr wurde gesagt, es wäre 7.10 Uhr morgens. Sie bat darum, ihr einen Platz zu reservieren, und man versprach anzurufen, sobald dies geschehen sei. Als sie in ihrem Zimmer war, schaute sie auf ihre Uhr und überlegte, ob sie hungrig genug war um sich etwas aufs Zimmer kommen zu lassen. Sie wählte die Nummer und ließ es klingeln, doch niemand meldete sich. Als sie den Hörer auflegte, dachte sie, wenn die abgewirtschaftete Einrichtung aus den Siebzigerjahren etwas zu sagen hatte, dann hätte sie keine Lust irgendetwas zu essen, was hier in der Küche zubereitet wurde. Sie beschloss ein Bad zu nehmen und sich zu entspannen, doch zuerst stellte sie den Fernseher an und schaltete durch die Kanäle, bis sie auf CNN
stieß. Es liefen gerade Werbespots, doch sie ließ den Apparat an, während sie ihren Laptop anschloss, das Telefonmodul einstöpselte und eine Nummer wählte um ihre E-Mail abzurufen.
Es war nichts Wichtiges dabei und während sie noch damit beschäftigt war, alles oberflächlich durchzusehen, wurde sie auf den Fernseher im Hintergrund aufmerksam. Es war ein ausführlicher Bericht über einen Flugzeugabsturz.
Am Anfang widmete sie dem wenig Aufmerksamkeit, doch langsam realisierte sie das Ziel des Fluges und die Flugnummer. Sie fuhr herum und schaute auf den Bildschirm. Im Licht der Scheinwerfer von Rettungsmannschaften und Kamerateams waren Umrisse zu erkennen. Es gab Aufnahmen eines aufgeplatzten Koffers, dessen banaler Inhalt bedeutungsträchtig im Gras verstreut war. Ein urzeitliches Etwas, dass wie eine dunkle Macht aus dem Boden wuchs, entpuppte sich im Licht eines Handscheinwerfers als Rest eines Triebwerks.
Die Bilder brachen ab und wurden durch den
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