Der 8. Tag
nicht…?«
»Es war wie in einem Traum. Ich konnte nichts machen.«
Beide verharrten einen Moment lang ohne etwas zu sagen.
Tessa fühlte, dass Helen ihre Hand hielt.
»Liebling, es tut mir so Leid wegen des Kindes.«
Tessa nickte und ihr Griff um Helens Hand wurde fester, aber sie blieb stumm. Sie befürchtete, dass wenn sie zu sprechen begänne, nichts außer Selbstmitleid herauskommen würde und sie sich dafür schämen würde. Wütend bemerkte sie, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten, und zwang sich an andere Dinge zu denken.
»Wie kommst du hierher? Haben sie dich angerufen?«
Helen schüttelte den Kopf. »Es war nicht ganz so. Ich wurde von der Fluglinie wegen des Unfalls angerufen. Weder Clive noch ich haben gestern Abend die Nachrichten verfolgt, deshalb haben wir auf diese Weise erst davon erfahren.«
Sie berichtete, wie sie nach dem Anruf von der Fluglinie nach unten gegangen war um die Nummer von Tessas Hotel herauszusuchen und wie ihr dort mitgeteilt wurde, dass Tessa abgereist war. Wenn sie also nicht im Hotel war und auch nicht in der Maschine, überlegte Helen, inzwischen davon überzeugt, dass etwas wirklich Ernstes passiert sein musste, wo war sie dann?
Sie stellte ihren Mann für weitere Nachforschungen an, denn Deutsch war eine der fünf Sprachen, die er ziemlich fließend sprach. Durch schiere Beharrlichkeit und die beiläufige Nennung des Namens von jemandem, den er in der Bonner Regierung kannte, hatte Clive die Telefonnummer des Taxiunternehmens bekommen, mit dem Tessa zum Flughafen gefahren war. Nach einigen weiteren Anrufen hatte er ihre Spur vom Flughafenhotel bis zum Krankenhaus weiterverfolgt.
Bis zu dem behandelnden Arzt durchzukommen war der schwierigste Teil gewesen. Clive musste ein paar enge Freundschaften aus dem Ärmel schütteln, die eine Reihe von ehrwürdigen Herren in der Regierung und der Wirtschaft in Erstaunen versetzt hätten, doch schließlich war er am Ziel und spielte zwischen Helen und dem deutschen Arzt den Übersetzer.
Dabei hatte sich dann die Fehlfunktion in dem Computer herausgestellt, woraufhin Helen jetzt diese Einrichtung rundherum heftig ablehnte.
Der deutsche Arzt, der absolut technikgläubig war, besonders was diese Einrichtung der EU betraf, hatte sich geweigert zu glauben, dass der Ausdruck, den er erhalten hatte, in diesem wichtigen Punkt nicht mit dem übereinstimmen konnte, was Helen in die Datei eingeben hatte. Clive musste behaupten mit dem Gesundheitsminister persönlich bekannt zu sein, damit Helens Hinweis ernst genommen wurde. Schließlich gab der Deutsche nach, akzeptierte, dass Helen wirklich die war, die sie behauptete zu sein, und dass die Patientin tatsächlich an einer Penizillinallergie litt. Daraufhin hatte er Tessa das Einzige gegeben, was ihr Leben retten konnte: Kortison intravenös.
Tessa machte ein ernstes Gesicht und war hinter ihrer gerunzelten Stirn in Gedanken versunken.
»Es ist alles in Ordnung, meine Liebe. Alles ist völlig in Ordnung«, versuchte Helen sie zu beschwichtigen. »Du wirst schon bald wieder auf dem Damm sein. Und bei einer erneuten Schwangerschaft wirst du keine Probleme haben, falls es das ist, was dich bedrückt.«
Tessa blickte auf und sah Helen in die Augen. »Bist du hierher geflogen?«, fragte sie ängstlich.
Helen verstand oder dachte es zumindest. »Es muss ein fürchterlicher Schock für dich gewesen sein, zu hören, dass die Maschine, die du verpasst hast, abgestürzt ist.«
»Das war es nicht«, gab Tessa leise zurück. Sie schlug die Augen nieder und ihr Blick schien sich nach innen zu richten.
»Deswegen habe ich nicht mein Kind verloren.«
»Was ist passiert? Sag es mir.«
Helen bemerkte, wie sich der Körper ihrer Freundin unter der Bettdecke versteifte und sich ihre Kiefermuskeln anspannten. »Wir müssen jetzt nicht darüber sprechen«, beruhigte sie sie. »Außer, du willst es. Wenn es dir hilft.«
Es dauerte einen weiteren Moment, bis Tessa darauf reagierte. Als sie es tat, war es, als ob sie Selbstgespräche führte, die Worte nur sprach um sich ihrer Gedanken klar zu werden.
»Wenn es dich nicht umgebracht hat… dann muss es, als du hierher geflogen bist… zu spät gewesen sein. Es hätte keinen Sinn gehabt.«
»Ich verstehe nicht. Was soll das bedeuten?«
Tessa beachtete sie nicht. »Es hat deinen Anruf hierher nicht unterbunden«, murmelte sie, »aber es wäre möglich gewesen, also warum nicht?«
Ein verzögerter Schock war eine Sache, doch hier war mehr im
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