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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Spiel, und das machte Helen Sorgen.
    »Tessa, wovon sprichst du? Liebes, schau mich an.«
    Wieder beachtete Tessa sie nicht, schien sie noch nicht einmal zu hören.
    »Tessa? Tessa, was ist los mit dir. Was soll das für ein ›es‹
    sein, von dem du redest?«
    Tessa bewegte sich immer noch nicht, sondern lag einfach da, die Augen auf einen Punkt im Nichts gerichtet. Instinktiv wollte Helen ihre Freundin an den Schultern packen und sie schütteln, bis sie vernünftig wurde, doch sie beherrschte sich.
    »Tessa, was ist ›es‹?«
    Plötzlich schaute Tessa sie an, ihre Augen waren weit aufgerissen und ernsthaft wie die eines Kindes. »Wir fahren mit dem Zug zurück. Keine Reservierungen. Wir zahlen bar, keine Kreditkarten. Nichts, was über Computer läuft.«
    Helen spürte, wie sich die Stille dehnte, als sie nach einer Antwort suchte. Wenn jetzt das Trauma diagnostiziert würde, dann würde das eine psychiatrische Behandlung hier in diesem Krankenhaus bedeuten und sie würde Tessa viel lieber zurück nach Oxford bringen.
    »In Ordnung«, meinte sie schließlich, »ganz wie du willst.
    Sag mir nur Bescheid und ich kümmere mich um alles.«
    22
    TATSÄCHLICH ABER KÜMMERTE sich Tessa um die
    Vorbereitungen. Sie fand im Seitenfach ihrer Reisetasche ein paar alte Reiseschecks und holte sich auf ihre Kreditkarte den Maximalbetrag an Bargeld, den sie an einem Tag von dem Automaten bekommen konnte. Das reichte für ein paar Bahnfahrkarten. Sie ging selbst zum Bahnhof und kaufte die Fahrkarten und weigerte sich Helen zu sagen, welchen Zug sie nehmen würden, sodass sie nicht zu Hause anrufen und jemandem mitteilen konnte, wann sie ankämen.
    »Wenn du irgendetwas unternimmst und dadurch bekannt wird, dass wir diesen Zug nehmen, dann wird sich ein Unfall ereignen und eine Menge Leute außer uns werden auch dabei umkommen«, erklärte Tessa ihr. Helen nickte ergeben.
    Die Rückreise nach Oxford war für beide eine Tortur. Zwischen ihnen hatte sich ein großer Riss aufgetan. Tessa verstand das, unternahm aber nichts dagegen und hasste sich dafür, dass sie zumindest im Moment ihrer Freundin nicht trauen konnte, weil diese auch ihr nicht traute.
    »Hör zu, lass mich einfach machen, okay?«, schlug sie Helen vor, als es sich die beiden auf ihren Sitzen bequem machten und darauf warteten, dass der Zug den Bahnhof verlassen würde. »Glaub mir einfach, dass ich die Wahrheit sage, ja?«
    »Ich habe nie etwas anderes behauptet.« In Helens Stimme klang eine professionelle Zurückhaltung mit, die ihre sonstige Anteilnahme vermissen ließ.
    »Ich weiß. Aber du glaubst, ich bilde mir das alles nur ein.«
    »Das ist eine Möglichkeit.«
    »Und ich bin sicher, es gibt einleuchtende psychologische Gründe dafür. Aber ich weiß es besser. Was mir in diesem Hotelzimmer widerfahren ist, war echt. Ich habe mir das nicht nachher eingebildet.«
    »Das Flugzeugunglück war real, Tessa. Das war eine Begegnung mit dem Tod, eng genug um bei jedem seine Spuren zu hinterlassen.«
    »Ich hatte eine Begegnung die wesentlich mehr Spuren hinterlassen hat als der Flugzeugabsturz. Und ich glaube, dass ich nicht leicht aus der Fassung zu bringen bin. Hältst du mir zumindest das zugute?«
    Es gab einen leichten Ruck, als der Zug anfuhr. Helen stieß einen Seufzer aus und machte es sich auf ihrem Sitz bequem.
    »Was ist mit der Untersuchung des Unglücks? Müsste die nicht etwas erbringen, was deine Geschichte, nun sagen wir, erhärtet?«
    »Glaub mir, sie werden nichts weiter feststellen, als dass ein System dabei versagt hat, Informationen an ein anderes weiterzugeben. Sie werden nicht herausfinden, warum, denn es gibt nichts zu sehen, also werden sie von der Tücke des Objekts sprechen oder es als menschliches Versagen bezeichnen.
    Dann nehmen sie einige Veränderungen vor, sodass man ihnen keine Schuld geben kann, wenn es noch einmal passieren sollte.«
    Der Zug gewann an Geschwindigkeit. Helen schaute aus dem Fenster, dann wieder auf Tessa und hob ihre Hände, als wollte sie zeigen, dass sie nichts zu verbergen hatte. »Hör zu, ich gebe dir Recht, in Ordnung? Aber mir wäre es lieber, dass du, wenn wir wieder in Oxford sind, mit einem Bekannten von mir sprichst.«
    »Helen, das ist Zeitverschwendung. Du hast selbst den Turing Test an dem Programm vorgenommen. Du weißt, zu was es fähig ist.«
    »Ich weiß, zu was es fähig erscheint. Aber als wir später darüber gesprochen haben, warst selbst du dir nicht sicher, wie ernst wir die Sache nehmen

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