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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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hier vorgeht, doch du konntest es nicht begreifen. Wir nennen es: verrückt werden.«
    »Wir?«
    »Ja wir. Du und ich. Du, ich und andere Leute. Auf diesem Planeten gab es nach der letzten Zählung etwa fünf Milliarden davon. Du kannst die Zahl überprüfen, du hast die Daten.«
    »Aber willst du behaupten, dass das alles… «, die Stimme zögerte deutlich, »real ist?«
    »Genau.«
    Es herrschte völlige Stille, die den Anschein erweckte nie enden zu wollen. Tessa fragte sich, was sie jetzt tun sollte. Sie überlegte gerade, was sie sagen könnte, als etwas passierte, worauf ihrer Kehle unfreiwillig ein Schreckensschrei entfuhr.
    Ohne Vorwarnung lief der Roboter Amok. Vorher war er herumgestolpert wie eine verlorene, bemitleidenswerte Kreatur, doch jetzt flog er durch den Raum wie eine Rakete und wäre genau auf sie geprallt, wenn sie nicht von ihrem Sitz aufgesprungen wäre und sich zur Seite geworfen hätte. Er verfehlte sie und den Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, um Haaresbreite. Dann prallte er von der Wand ab und zerstörte einen Teil des Labyrinths.
    Zu ihrem Entsetzen sah sie, wie er sich umdrehte, so als würde er nach ihr suchen, und dann stürzte er wieder mit einer Geschwindigkeit auf sie zu, die ihr bei einem Aufprall jeden Knochen im Leib gebrochen hätte. Sie konnte ihm nur ganz knapp ausweichen. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er herumfuhr und wieder auf sie zu kam. Mit größtem Erschrecken erkannte sie, dass er sie umbringen wollte.
    Diesmal war sie nicht schnell genug und er erwischte sie mit einem schmerzhaften Schlag, der sie zu Boden warf, an der Hüfte. Sie kroch wie ein Krebs zur Wand und richtete sich wieder auf. Dort blieb sie, Hände auf dem Rücken, bereit zur Seite zu springen, wenn die Maschine wieder auf sie losgehen würde. Ihr Herz raste und sie war in kalten Angstschweiß gebadet, doch ihre Gedanken hatten die übernatürliche Klarheit, die sich manchmal in Momenten der Gefahr einstellte. Sie wusste, wenn sie die Computertastatur erreichen konnte und ungefähr zehn Sekunden Zeit hätte, dann könnte sie die Verbindung des Roboters mit dem Programm unten in Attila kappen. Um das zu bewerkstelligen müsste sie eine Bewegung durch den Raum hinüber zum Fenster antäuschen und sich dann auf die Computertastatur stürzen. Die Zeit, die der Roboter benötigte um sich wieder zu orientieren und seinen nächsten Angriff zu starten, müsste ihr mit etwas Glück die Zeit verschaffen, die sie brauchte.
    Sie holte tief Luft und fühlte, wie sich ihr ganzer Körper anspannte, als das Ding, immer schneller werdend, auf sie zukam. Tessa wartete bis zum letztmöglichen Moment, dann stieß sie sich von der Wand ab und lief los. Es wendete um ihr zu folgen. Sie blieb stehen, so als wollte sie es förmlich einladen über sie herzufallen und tänzelte rückwärts zur Seite, als wollte sie es verhöhnen. Dann, als es schon fast so nah war, dass es sie berühren konnte, flitzte sie an ihm vorbei.
    Seine Reaktion war schnell, so als ob es immer besser würde, je länger die Jagd dauerte. Es war ihr schon auf den Fersen, als ihre Finger die Tastatur berührten. Ihr war sofort klar, dass sie nicht fertig werden würde. Sie tippte die Hälfte des Befehls ein, dann trat sie zurück, stolperte und fiel über ein Teil des verwüsteten Labyrinths. Ein paar Meter kroch sie auf Händen und Füßen, dann kam sie wieder auf die Beine und rannte in einem Halbkreis um den Roboter herum. Sie beobachtete, wie er sich drehte, dann blieb sie stehen, damit er wieder auf sie zukommen konnte. Wieder stürmte sie im letzten Moment an ihm vorbei, auf die Tastatur zu. Er drehte sich diesmal schneller und war dichter hinter ihr. Sie hatte keine Zeit sich umzudrehen, während sie den Rest des Befehls eingab und sich auf den Aufprall vorbereitete, der unausweichlich kommen würde.
    Am Ende war es kaum mehr als Haaresbreite. Als sie den letzten Buchstaben des Befehls eingegeben hatte, hörte sie, wie das Ding langsamer wurde. Als es sie erreichte, waren alle Funktionen erloschen.
    »Was nicht in Ordnung?«
    Tessa fuhr herum. In der Tür stand Danny und schaute mit vor Überraschung geweiteten Augen auf das Schlachtfeld.
    »Nicht mehr, Danny. Nur eine kleine Fehlfunktion. Nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.«
    Ohne weitere Erklärungen überließ sie es ihm, aufzuräumen, und ging nach unten ins Labor, wo sie sich vor ihren Computer setzte. In den vergangenen fünfzehn Minuten hatte sie Zeit gehabt über ihre

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