Der 8. Tag
hauptsächlich für die Japaner nach Fachkräften suchte.
»Zum Zeitpunkt, als diese Telefonate geführt wurden«, teilte Major Franklin Jonathan mit, »hatten wir noch keine Abhöreinrichtungen installiert. Deshalb wissen wir auch nicht, was gesprochen wurde.«
Jonathan nickte. »Und jetzt?«
»Wir haben eine Abhöranlage eingerichtet, doch seitdem scheinen die Anrufe aufgehört zu haben.«
Jonathan schaute ihn an. »Und ihre Post? Ich denke doch, dass Sie Maßnahmen ergriffen haben.«
»Natürlich. Aber wir haben absolut nichts gefunden, was uns weiterbringen würde.«
Jonathan grübelte eine Weile, dann fragte er: »Was schlie
ßen Sie daraus? Weiß sie möglicherweise, dass sie überwacht wird, und hat deshalb alle Kontakte abgebrochen?«
»Das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich. Die plausibelste Erklärung ist, dass, was immer sie mit den Leuten ausgehandelt hat, zu einem Abschluss gekommen ist.«
»Das ist ein sehr unbefriedigender Zustand. Alles ist vorbei, bevor wir dahinter kommen.«
»So sieht es aus.«
Jonathan war unzufrieden. »Solche Sachen sind ganz sicher nicht von heute auf morgen erledigt und vorbei. Es muss doch noch nachträgliche Anrufe geben oder etwas in der Post sein.«
Franklin hob die Schultern etwas und presste seine Unterlippe gegen die Oberlippe, mehr ließ sein militärischer Stolz als Ausdruck seiner Verwirrung nicht zu. »Ich gebe zu, das klingt alles sehr seltsam.«
»Wir wissen noch nicht einmal, ob die Gespräche abgebrochen wurden oder ob sie zu einer Einigung gekommen sind.«
»Wir halten die Überwachung aufrecht und natürlich überprüfen wir ihre Bankkonten.« Dann erwähnte der Major etwas davon, Jonathan auf dem Laufenden zu halten, was in stillschweigender Übereinkunft zwischen beiden das Zeichen war, dass das Treffen beendet war.
Jonathan seufzte, beugte sich vor und nahm den
Telefonhörer ab um Sir Geoffreys Sekretärin zu fragen, wann er mit ihrem Chef sprechen konnte.
33
DAS PROGRAMM WAR verzweifelt. Nur so konnte man
beschreiben, was Tessa auf den beiden Monitoren vor sich sah und was in den grotesken Bewegungen des kleinen Roboters zum Ausdruck kam, der im Raum hin und her irrte wie ein Blinder, der etwas Schrecklichem entkommen möchte.
Sie wusste, dass es ein Fehler gewesen war, in den laufenden Prozess menschliche Gefühle einzuspeisen, und dennoch zuckte sie zusammen, als ein stiller Schrei des Leidens nach dem anderen auf ihrem Bildschirm explodierte. Instinktiv bewegten sich ihre Hände zur Tastatur. Sie konnte die Qual durch einen einfachen Befehl beenden. Doch sie durfte es nicht. Noch nicht. Das Programm musste davon überzeugt werden, dass dies nicht nur eine kurzzeitige Erscheinung war, die man, sobald sie vorbei war, vergessen konnte. Es musste fürchten, dass dies immer so weitergehen würde, und sich bewusst sein, dass, selbst wenn es beendet war, es jederzeit wiedereintreten könnte.
Die digitale Zeitanzeige erreichte vier Minuten dreißig Sekunden. Nur noch dreißig weitere Sekunden; dreißig Sekunden etwas zu ertragen, was sie sich nur als Mixgerät im Gehirn vorstellen konnte. Sie spürte kalten Schweiß auf ihrer Stirn, als sie mit starren Fingern die Zeitanzeige verfolgte. Schließlich erreichte sie ›500‹ und sie tippte den Befehl ein.
Es dauerte einige Sekunden, bevor etwas geschah. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte sie, dass sie zu weit gegangen wäre und sich das Programm nicht mehr stabilisieren würde, doch dann kamen die Dinge wieder ins Lot. Der Roboter beendete sein wüstes Toben und wurde langsamer, wobei er sich in enger werdenden Kreisen bewegte. Auf dem Monitor wurden die wilden Zahlenkolonnen weniger und machten Platz für einen entzifferbaren Zustandsbericht des Programms. Sie tippte einen anderen Befehl ein. Nun war das Programm bereit ihr zuzuhören.
»Weißt du, was passiert ist?«, fragte sie und schaffte es, ihre Stimme einigermaßen wertfrei und unbeteiligt klingen zu lassen.
Es dauerte einige Augenblicke, bis die Antwort kam. Als es dann so weit war, war es so, als ob die metallene Stimme nur ihre Worte wiederholen würde.
»Was ist passiert?«, erklang es.
»Kannst du es nicht herausfinden?«
Wieder eine Pause, dann: »Nein.«
Wenn sie sich nicht gänzlich täuschte, dachte Tessa, dann war da in den einsilbigen Antworten eine Spur von Demut.
»Ich werde dir sagen, was passiert ist«, begann sie. »Ich ha-be dir den Zugriff auf dein Gedächtnis blockiert. Du hast mitbekommen, was
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