Der 8. Tag
Furcht und ihren damit verbundenen irrationalen Ärger hinwegzukommen, doch nicht über die Prellung an ihrer Hüfte, die sich langsam auf ihren Oberschenkel ausdehnte.
»Fühlst du dich jetzt besser?«, tippte sie auf der Tastatur und wartete. Es kam keine Antwort.
»Schmollen nützt dir auch nichts«, fuhr sie fort. »Da du nun weißt, dass die Welt existiert, kannst du sie nicht dazu bringen, zu verschwinden, indem du dich vor ihr versteckst.
Oder durch irrationale Wutausbrüche.«
Immer noch keine Reaktion.
»Offensichtlich«, schrieb sie nach einem Moment, »muss ich dich daran erinnern, was ich tun kann.«
Sie tippte den Befehl ein, den sie vorher benutzt hatte um ihm sein Gedächtnis zu nehmen. Wieder verfolgte sie auf dem Bildschirm die Darstellung der Qualen, die dieser Befehl auslöste. Sie hielt ihn nur für ein paar Sekunden aufrecht, gerade lang genug um klarzustellen, wer hier der Boss war. Dann unternahm sie einen erneuten Versuch.
»Weißt du«, fragte sie es, »was Freud als das Gefährlichste im Universum bezeichnet hat?«
Die Antwort darauf war zurückhaltend und auf das
Nötigste beschränkt, aber sie kam.
»?«
»Natürlich weißt du es. Du hast Zugriff auf die Daten.
Mache Gebrauch davon.«
Es dauerte nicht mehr als drei oder vier Sekunden, bis drei Worte auf dem Bildschirm erschienen.
»Ein wütendes Kind.«
»Das stimmt. Ein wütendes Kind.« Sie wählte ihre Worte sorgfältig und formulierte nachdrücklich. »Nun«, fuhr sie fort,
»ich glaube, wir verstehen uns.«
34
JACK FISCHL ZÖGERTE einen Moment, bevor er die schwere Eichentür der Bar aufstieß, und wandte sich an Tim.
»Willst du das wirklich?«
»Das ist die einzige Möglichkeit, Jack. Wenn ich in einer Bar sitzen und Mineralwasser trinken kann, dann bin ich darüber hinweg.«
»Wenn du meinst. Es ist nur… du solltest nichts überstürzen.«
»Ich stürze schon nicht, die Zeiten sind vorbei.«
Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und sperrte das unaufhörliche Dröhnen des Nachmittagsverkehrs auf dem Wilshire Boulevard aus.
Sie betraten die düstere Stille verblassten Plüschs und dunkler Holzpaneele und setzten sich an einen Tisch in einer Ecke, der so weit wie möglich von den paar anderen Gästen entfernt war.
»Ich mach dir einen Vorschlag«, meinte Jack. »Ein Schuss Angostura Bitter auf Eis, aufgefüllt mit einem Tonicwater. Das schmeckt zumindest so als könnte es ein Drink sein.«
»Im Moment nehme ich lieber etwas, das noch nicht einmal nach einem Drink schmeckt«, gab Tim zurück. Als der Kellner zu ihnen kam, bestellte Tim Sprudelwasser. Jack nahm seinen üblichen Scotch auf Eis. Sie setzten die Unterhaltung, die sie im Wagen geführt hatten, fort.
»Die Sache, die mir Sorgen bereitet«, erklärte Jack, »ist, dass von einhundertneunundzwanzig Verdächtigen nur vierzehn sich geweigert haben eine Blutprobe zu geben.«
»Was macht dir da Sorgen?«
»Nun stell dir mal vor, jemand kommt zu dir und will eine Blutprobe, sagt aber nicht, warum und wieso und was das alles zu bedeuten hat, würdest du es machen? Verdammt, natürlich nicht.«
»Vielleicht sind Computerfreaks leicht einzuschüchtern?«
Tim zuckte mit den Schultern.
»Quatsch. Das zeigt nur, wie weit es in diesem Land schon gekommen ist«, entgegnete Jack und streckte seine Beine unter dem Tisch aus. »Keiner hat mehr Mumm in den Knochen.«
Es trat Stille ein. Tim befeuchtete seine Lippen mit der geschmacklosen Flüssigkeit und wünschte, es wäre etwas Eis darinnen, doch dann entschied er, dass es nicht wert war, dafür den Kellner zu rufen.
»Auch mir macht das Sorgen«, sagte er. »Ich meine diese vierzehn. Aber aus anderen Gründen.«
Jack blickte ihn fragend an.
»Wir konzentrieren uns ganz auf die Überprüfung dieser vierzehn«, erklärte Tim. »Doch bis jetzt ist nichts dabei herausgekommen, zumindest nichts, was uns einen Grund für eine vollständige Überwachung für irgendeinen von ihnen gibt. Nun, das überrascht mich nicht. Und weißt du, warum?«
»Klar. Denn wenn unser Mann wirklich einer auf unserer Liste ist, dann würde er keinesfalls die Aufmerksamkeit auf sich lenken, indem er sich weigert mit uns zusammenzuarbeiten.«
»Genau. Er weiß wahrscheinlich, dass es zwei bis drei Wochen dauert, bis wir die DNS-Analyse haben. So gewinnt er etwas Zeit, bevor er etwas unternehmen muss.«
»Das kontrollieren wir. Und so weit wir wissen, hat niemand irgendetwas unternommen. Alle einhundertfünfzehn sind noch genau
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