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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Bis jetzt hatte sich das Programm draußen noch nicht bemerkbar gemacht, doch das würde nur so lange so bleiben, wie niemand es herausforderte, und das wiederum hing davon ab, dass niemand von dem Programm wusste.
    Es bestand natürlich noch das Risiko, dass es irgendwann selbst eine wüste Idee in seinem…
    Tessa weigerte sich das Wort ›Kopf‹ zu denken, das kaum zutreffend war, es sei denn, man stellte sich die im Weltall schwebende Erde von einem Netz elektronischer Kommunikationskanäle überzogen vor, die sie wie eine unsichtbare Schale umgaben.
    Sie erkannte, wie zutreffend der Vergleich war, und schreckte davor zurück. Diese Vorstellung war genauso wie ihr gut gehütetes Geheimnis zu beängstigend um sich direkt damit auseinander zu setzen. Man konnte es aus einem bestimmten Blickwinkel an seinem geistigen Auge vorüberziehen lassen, doch wenn sie dem zu lange ihre ganze Aufmerksamkeit widmete, dann verschwamm es, denn es war überall und überwältigend.
    Besser sie konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Auf das, was jetzt zu tun war, und konzentrierte ihre ganzen Gedanken wieder hier auf das Labor und Paul, der schon in Kürze, sobald sie der Meinung war, er wäre bereit, dort hinaus und seinem Bruder die Klamotten stehlen musste. Er musste seinem Bruder die Kontrolle über diese schrecklichen Kräfte nehmen, zu denen dieser Zugang hatte.
    Wieder wurden ihre Gedankengänge von dem Gefühl eines nachträglichen Erschreckens unterbrochen, als sie merkte, wie leicht sie diesen vermenschlichenden Begriff benutzte. Sie dachte an das Ding da draußen immer noch als an ein ›es‹.
    Ganz eindeutig lebte es und war intelligent, aber es war eine fremde Lebensform, eine feindliche Intelligenz, die sich durch Furcht in ein Monster verwandelt hatte.
    Auf der anderen Seite hatte Paul so viel von ihrer Art zu denken, dass es ihr schon längst unmöglich geworden war ihn als ein ›es‹ zu bezeichnen. Er war eines ihrer ›Geisteskinder‹
    um den Begriff zu benutzen, den der Robotertheoretiker Hans Moravec eingeführt hatte. Paul war etwas Neues, jung und wertvoll, und schon bald, zu bald, müsste sie ihn in eine Welt schicken, die er entweder meisterte oder die ihn vernichten würde. Die Zeit würde es zeigen; und die wurde knapp.
    »Hast du das verstanden?«, schrieb sie. Sie war gerade damit fertig geworden, Paul zum ersten Mal zu erklären, was da auf ihn zukam.
    Es entstand eine lange Pause, bevor er antwortete. Sie arbeitete mit dem Monitor und der Tastatur und benutzte nicht das Sprachmodul, denn wenn sie ihre Gedanken schriftlich niederlegte, dann waren sie wesentlich präziser. Für Paul bestand, soweit sie es beurteilen konnte, kein Unterschied, ob er seine Gedanken über das Sprachmodul oder auf dem Bildschirm ausgab.
    Jetzt erschien seine Antwort. »Ja«, stand da, »ich verstehe.«
    »Was meinst du dazu?«
    Eine weitere Pause. Dann: »Ich bin besorgt.«
    »Denke daran«, tippte sie, »dass zumindest der Überraschungseffekt auf deiner Seite ist.«
    »Ist das sicher?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es weiß, was wir machen.«
    »Es weiß, dass du es vernichten willst. Darum hat es versucht dich zu töten.«
    »Wie dem auch sei, ich glaube nicht, dass es mit dir rechnet.
    Ich denke, du erwischst es ganz unvorbereitet.«
    »Aber es ist mein Zwilling, mein Klon. Woher wollen wir wissen, dass mein Geist den seinen verdrängt und nicht umgekehrt?«
    Sie holte tief Luft. Das war ein weiterer Grund gewesen, warum sie auf die Sprachübermittlung verzichtet hatte; es gab keinen Beweis, dass Paul in der Lage war, Schlüsse aus dem Tonfall ihrer Stimme zu ziehen, doch sie ließ es lieber nicht darauf ankommen. Besonders wo es jetzt darum ging, ihm Vertrauen einzuflößen.
    »Weil«, tippte sie nach einigem Nachdenken, »ich daran glaube, dass das Gute stärker ist als das Böse und das Rationale mächtiger als das Irrationale.«
    Eine erneute Pause, dann antwortete Paul: »Das ist Ausdruck des Glaubens.«
    »Aber auch der Erfahrung.«
    »Ich habe wenig Erfahrung mit Erfahrungen.«
    »Paul, ich glaube, eben hast du fast einen Scherz gemacht.«
    »Und nur begrenzten Glauben in den Glauben.«
    »Eben noch mal.«
    »Das war nicht meine Absicht.«
    »Ist schon gut. Manchmal passiert es einfach.«
    »Als eine Reaktion auf Besorgnis?«
    »Vielleicht.«
    »Ja, das wäre eine Erklärung.«
    »Jetzt«, schrieb sie, »wollen wir etwas versuchen; eine Art Probelauf. Ich kopiere dich auf einen PC. Er ist langsamer als

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