Der 8. Tag
haben mir die Hilfe zu gewähren, um die ich Sie gebeten habe.«
»Oh, nein, tut mir Leid, ich habe noch keine Antwort.« Das war eine komplette Lüge und sie hoffte, er würde es ihrem Tonfall nicht anmerken.
»Ich verstehe«, gab er zurück. »Nun, ich weiß solche Dinge brauchen etwas Zeit. Könnten Sie mich vielleicht anrufen, wenn Sie etwas erfahren haben.«
»Natürlich«, versicherte sie und wollte sich eigentlich entschuldigen, wusste aber nicht wie. Sie wollte ihm sagen, dass sie nur noch ein, höchstens zwei Tage benötigte und dann würde sie ihm alle Hilfe gewähren, die er brauchte. Doch bitte nicht jetzt, noch nicht. »Es tut mir wirklich Leid«, erklärte sie.
»Ich bin sicher, dass ich Ihnen helfen kann, nun, ich meine, ich hoffe es.«
»Sie sind sehr nett. Wir werden uns dann wohl bald sehen.«
»Ja.«
»Ich warte darauf. Auf Wiedersehen, Dr. Lambert.«
»Auf Wiedersehen, Mr. Kelly.«
Sie legte auf. Der Eindruck des Gespräches wurde von etwas, das gerade auf dem Bildschirm erschienen war, verdrängt. Es war eine Frage von Paul.
»Darf ich dich etwas fragen?«
»Natürlich«, tippte sie ein, »frage.«
»Ich bin verunsichert durch etwas, was in meine Gedanken eindringt und das ich nicht loswerden kann.«
»Was ist es?«
»Es ist völlig ohne Sinn.« Es schien ihm fast peinlich ihr mitzuteilen, um was es sich handelte.
»Was ist es?«
»Das Kla4 hat keine M8 im Re4.«
56
ES WAR MEHR als einfach gewesen, die Adresse herauszubekommen; sie war die einzige T. Lambert im Telefonbuch. Er parkte den Mietwagen ein Stück weiter die Straße hinunter und ging dann zurück um sich ihr Haus genauer anzusehen. Es war ein hübsches Cottage, lang und flach, mit einem strohgedeckten Dach. Es war nicht allzu weit von der Straße zurückgesetzt, wurde aber von einer hohen Hecke abgeschirmt. Als er sich über das Gartentor lehnte, konnte er einen gut gepflegten Garten sehen und es hatte den Anschein, als ob er sich hinter dem Haus fortsetzen würde. Er hätte gern das Tor geöffnet und sich umgesehen (eindeutig war niemand zu Hause), doch er wollte nicht riskieren, dass sie nach Hause käme und ihn dabei ertappen würde, wie er sich hier herumtrieb und in ihre Fenster spähte. Sie wäre dann gewarnt oder zumindest verärgert und damit würde er sie auf dem falschen Fuß erwischen.
Darum ging er zurück zu seinem Wagen und fuhr ungefähr eine Stunde spazieren, wobei er die Landschaft genoss, auf die sich der Abendnebel legte. Als er dann wieder an dem Haus vorbeifuhr, stand ihr Wagen in der Auffahrt und Licht brannte. Er parkte, ging den Weg hinauf und klopfte an die Tür.
Er hörte ihre Schritte aus dem hinteren Teil des Hauses kommen und dann ging eine Lampe über seinem Kopf an. Er hatte schon den kleinen, runden Spion in der Tür bemerkt und war sicher, dass sie hindurchschaute um nachzusehen, wer der Besucher war. Einen Moment später öffnete sich die Tür.
Sie sah müde und etwas blass aus.
»Mr. Kelly, welch eine Überraschung.«
Er schenkte ihr sein entwaffnendstes Lächeln zur Entschuldigung. »Es ist wirklich unverschämt von mir, also wenn ich ganz danebenliege oder ungelegen komme oder was auch immer, dann schmeißen Sie mich einfach raus.«
»Nein, ich… Sie kommen nicht ungelegen.« Sie sah verwirrt aus. »Kommen Sie rein.«
Das Haus machte einen freundlichen und einladenden Eindruck. Etwas an dem Ort ließ erwarten Stimmen aus anderen Zimmern zu hören, die Geräusche von Kindern auf der Treppe und Hunden, die zur Begrüßung bellten. Doch es herrschte Stille. Tim wusste, dass sie alleine lebte.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht mit in die Küche zu kommen. Ich bin gerade erst nach Hause gekommen.«
»Das ist schon in Ordnung. Ich will Sie nicht aufhalten. Sie haben bestimmt zu tun. Ich werde nicht lange bleiben.«
»Ich habe mir gerade eine Tasse Tee gemacht. Vielleicht möchten Sie aber einen Scotch oder so etwas. Ich glaube, ich habe irgendwo noch Wodka.«
»Tee ist schon in Ordnung.«
Sie hatte ihm den bequemen Korbsessel am Fenster angeboten und als er sich dann niedergelassen hatte, bemerkte sie den weißen Umschlag, den er bei sich trug und den er mit merkwürdig anmutender Sorgfalt auf seinem Schoß platzierte, so als ob er etwas Wichtiges enthielte. Er bemerkte ihren wiederholten Blick auf den Umschlag, als er seine Hand ausstreckte um die angebotene Tasse Tee entgegenzunehmen. Der Augenblick war günstig um die belanglose Unterhaltung zu umgehen, zu der er sich sonst
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