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Der 8. Tag

Der 8. Tag

Titel: Der 8. Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Attila, aber nicht wesentlich. Es geht dabei um die neue Umgebung. Ich denke, es ist wichtig zu wissen, wie du darauf reagierst. Ich beginne jetzt… «
    54
    DIE FERNSEHKAMERA GLITT über die romantische
    Wildnis der Dünen, auf denen sich dichte Grasbüschel im Wind bogen. Die grauen Wassermassen des Meeres lagen unter einem schiefergrauen, mit weißen Tupfen durchzogenen Himmel. Langsam schwenkte die Kamera auf die Gestalt einer jungen Frau im Vordergrund. Sie hatte den Mantelkragen hochgeschlagen, der teilweise ihr mittellanges blondes Haar zurückhielt, das ihr um den Kopf wehte. Sie blickte über die Schulter zu einer futuristisch wirkenden grauen Masse, die sich völlig ungeschützt ungefähr fünf Kilometer entfernt an der Küste erhob. Auf ein kurzes ›Jetzt‹ des Produzenten hin, der seine Schultern in einer gefütterten Jacke gegen den Wind hochgezogen hatte, drehte sie sich zur Kamera und brachte das Mikrofon vor ihre Lippen.
    »Die Positionen der beiden Seiten sind eindeutig. Die Nuklearbehörde besteht darauf, dass dies der sicherste Reaktor sei, der je gebaut wurde, während die Umweltschützer und Atomkraftgegner behaupteten und immer noch behaupten, dass man dieser Verbindung von Kernspaltung und Computersteuerung niemals rückhaltlos vertrauen dürfe.«
    Auf ein Zeichen des Produzenten begann der Kameramann langsam über die Schulter der Reporterin hinweg auf den entfernten grauen Block des Reaktors zu zoomen. Währenddessen sprach sie weiter ihren einstudierten Kommentar.
    »Heute geht der große, neue Reaktor in Brinkley Sands, Norfolk, offiziell ans Netz. Ein Triumph der Technologie des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts? Oder eine Katastrophe in Wartestellung? Die Zeit wird es zeigen. Doch dann könnte es, wie die Kritiker behaupten, schon zu spät sein.«
    »Schnitt.«
    Der Produzent machte mit der Hand eine hackende Bewegung und das Team drängte sich wieder in den Range Rover der Firma um zum nächsten Drehort zu fahren. Die Reporterin, ihr Name war Sarah Metcalfe, saß zusammen mit dem Produzenten, Roger Dean, auf dem Rücksitz, wo sie ein Lächeln, einen Blick und einen Händedruck austauschten, was die beiden Männer vorne sich bemühten zu übersehen. Die Büroaffären gingen sie nichts an.
    Sie hielten vor den großen Stahltoren und dem hohen mit Stacheln versehenen Zaun, der die erste Barriere an der Grenze des Kraftwerkgeländes bildete. Hier hatte eine Hand voll Protestierender eine kalte Nachtwache unter den gelangweilten Blicken von vier Männern des Sicherheitsdienstes und zweier uniformierter Polizisten hinter sich gebracht. Nach ein paar Minuten war alles für den nächsten Teil der Reportage hergerichtet.
    »Aber natürlich«, erklärte Sarah einem Mittdreißiger, der eine Wollmütze und einen Anorak trug, »ist über die Sache offen und ausführlich diskutiert worden und die Sicherheitsvorkehrungen sind vom Gericht überprüft und für gut befunden worden. Was kann man da noch sagen?«
    »Der Prozess wurde gewonnen, weil die Sicherheitsbestimmungen von Leuten festgelegt wurden, die wollten, dass der Kraftwerksbetreiber gewinnt. Das war doch alles abgekartet.« Sein Süd-Londoner Akzent überschlug sich in gerechtem Zorn.
    »Das kann man leicht behaupten«, entgegnete Sarah, »doch woher nehmen Sie die Berechtigung zu einem solchen Vorwurf.«
    »Die Berechtigung dafür liegt in deren Selbstzufriedenheit.
    Lesen Sie in der Chaostheorie nach. Oder in diesem Fall einfach die Zeitungen. Der Börsenkrach im Jahre 87 wurde durch eine Computerprogrammierung ausgelöst, die niemand vorausgesehen hatte. Computer, die darauf programmiert waren, bei einem bestimmten Kurs zu verkaufen, haben aufeinander reagiert und die Kurse in den Keller stürzen lassen. Das würde mir keine schlaflosen Nächte bereiten, aber ein Atomreaktor ist etwas anderes. Solange das Hauptsicherungssystem, die Kontrolle der Kernreaktion selbst, in den Händen eines Computers liegt, besteht die Gefahr, zumindest prinzipiell, dass das System unkalkulierbar ist.«
    »Aber man hat uns wiederholt versichert, dass es Abschaltmöglichkeiten, Absicherungen und die Möglichkeit manueller Steuerung gibt, wenn irgendeine Gefahr sich abzeichnen sollte. Offensichtlich weigern Sie sich das anzuerkennen.«
    »Selbst wenn man das nimmt, was man uns als Teil der Öffentlichkeit bisher gesagt hat, ist viel mehr nötig als diese so genannten Sicherheitsvorkehrungen um mich für den Fall, dass wirklich etwas schief geht, zu

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