Der 8. Tag
aber wir überprüfen das.«
»In Ordnung, danke Jack.«
»Hast du verstanden? Hast du verstanden, was ich…?«
»Gut.«
»… gesagt habe?«
»Ich rufe dich wieder an, Jack.«
»Ich bin jetzt weg… das war alles. Ich halte dich auf… «
»In Ordnung.«
»… dem Laufenden.«
Die beiden Männer legten im gleichen Moment auf und waren froh, dem ohrenbetäubenden Echo entkommen zu sein. In Oxford nahm der Mann, der eben seinen Dienst an der Rezeption begonnen hatte, einen Anruf von dem kürzlich eingetroffenen Mr. Kelly entgegen, der ihm auftrug in der nächsten Stunde keine Anrufe durchzustellen, da er sich hinlegen wollte. In Los Angeles brummte Jack Fischl seinem Sergeant eine Unflätigkeit über die schlechteste Telefonverbindung, die er je gehabt hätte, zu.
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KURZ VOR ELF Uhr am nächsten Morgen klingelte das
Handy des Majors, gerade als er aus seinem Wagen gestiegen war und durch den Haupteingang das Gebäude des Außen- und Commonwealthministeriums betreten wollte.
Während er die Treppen hinaufstieg, zog er es aus der Tasche und meldete sich.
»Franklin.«
»Guten Morgen, Major. Hier ist Tim Kelly.«
»Ah, Mr. Kelly, wie geht’s?«
»Ich spüre immer noch die Zeitverschiebung. Erst war ich gestern Abend gar nicht müde und dann habe ich heute Morgen verschlafen.«
Der Major lachte mitfühlend. »Das ist nicht zu ändern.
Leider werden Sie ein, zwei Tage damit zu kämpfen haben. Sie müssen sich einfach an die Zeitumstellung gewöhnen.«
»Der Grund, warum ich anrufe, ist, ich habe gestern mit Dr.
Lambert gesprochen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich hinhält oder nicht, aber da ist etwas, was ich Sie fragen möchte.«
Der Major erreichte den Treppenabsatz und konnte am En-de des Korridors das Büro sehen, in dem er genau in diesem Moment erwartet wurde. »Tut mir Leid«, unterbrach er seinen Anrufer, »Sie haben mich gerade auf dem Weg zu einer Besprechung erwischt. Kann ich Sie in zwanzig Minuten zurückrufen?«
»Sicher. Kein Problem.«
»Sind Sie im Hotel?«
»Ja.«
»In zwanzig Minuten.«
Als Jonathan Syme vom Mittagessen kam, fand er eine Nachricht vor, in der der Major um eine Unterredung bat.
Fünfzehn Minuten später saßen sich die beiden Männer in Jonathans Büro gegenüber.
»Unser amerikanischer Freund will wissen«, erklärte der Major, »ob Dr. Lambert unsere, nun um präzise zu sein, Ihre Erlaubnis eingeholt hat ihm gewisse Informationen geben zu dürfen. Ich habe ihm gesagt, dass ich zur Sicherheit Rücksprache mit Ihnen halte, aber ich bin mir sicher, dass Sie mir davon erzählt hätten, wenn es so wäre.«
»Ich habe nichts von ihr gehört.«
»So sieht das also aus. So sieht das aus.« Der Major stand da, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und sprach mit dem Ausdruck offiziellen Bedauerns, so als ob er eine unangenehme Entscheidung gefällt hätte. Für sich persönlich hatte er das auch, denn es konnte keinen Zweifel mehr geben, dass Tessa sie alle belog und ihr eigenes Spiel spielte.
Jonathan nickte bedächtig. Er wusste genau, was der Major dachte, denn er hatte dieselben Gedanken.
»Die Frage ist«, sagte er, »was unternehmen wir jetzt? Es liegt kein Verbrechen vor und es wird uns schwer fallen, daraus einen Fall der Staatssicherheit zu machen. Wir haben lediglich den Verdacht, dass sie möglicherweise etwas an den Meistbietenden verkauft, ein Vorgehen, das in diesem Land eine lange Tradition hat. Wir haben schließlich den Begriff
›Ausverkauf der Ideen‹ eingeführt. Bestenfalls können wir eine Zivilklage wegen Vertragsbruch anstrengen.«
»Ich würde sagen, wir sollten uns lieber darüber Gedanken machen, wie wir den Verlust wertvoller Forschungsergebnisse verhindern, als über juristischen Kleinkram.«
Etwas im Tonfall des Majors deutete mehr an, als er tatsächlich aussprach. Jonathan schaute ihn an, doch der Major ließ kein Anzeichen erkennen, dass er etwas ohne Worte andeuten wollte. Wie dem auch sei, Jonathan wurde daran erinnert, dass er es jetzt mit dem unsichtbaren und unberechenbaren Arm der Regierung zu tun hatte; er musste jetzt sehr vorsichtig sein, sonst war er auf einmal für Dinge verantwortlich, die er nicht gewollt hatte.
»Das ist sicher wahr«, lenkte er ein. »Doch erst müssen wir mehr darüber herausfinden, was sie eigentlich macht. Wir lassen unserem amerikanischen Freund alle Hilfe zukommen, die er braucht, vielleicht tut er uns ja auch einen Gefallen.«
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SIE ARBEITETE SO schnell sie konnte.
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