Der 8. Tag
stehen und bevor sie die T ü r ö ffnen konnte, blickte er sie nochmals an. » Tessa « , begann er, » ich hoffe, das ist nicht … Ich hoffe, Sie denken nicht … ich meine, unter diesen Umst ä nden … «
Sie bemerkte, dass er kein Wort herausbrachte, und indem sie das feststellte, war ihr auf einmal klar, worauf er hinau s wollte.
Er hielt den wei ß en Umschlag in seinen H ä nden und fu m melte an einer der Ecken herum. Sie unterdr ü ckte den Impuls ihre Hand auszustrecken und ihn zur ü ckzuhalten, aber in diesem Moment bemerkte auch er, was er tat, l ö ste eine Hand davon und verbarg die andere hinter dem R ü cken, sodass der Umschlag ihren Blicken entzogen war.
» Ich frage mich, ob wir nicht vielleicht einmal zusammen Essen gehen k ö nnen, w ä hrend ich hier bin. Ich kenne niema n den hier in Oxford und es ist … Nun, ich bin sicher, Sie kennen eine Menge guter Orte, wo man zu Abend essen kann. Ich w ü rde gerne, ich meine, wenn Sie es unter diesen Umst ä nden nicht f ü r unpassend halten … Mich w ü rde es jedenfalls wir k lich freuen. «
Nein, dachte sie, v ö llig unm ö glich. Er hatte das richtige Wort gew ä hlt, es war unpassend. In jeder Beziehung, die sie sich vorstellen konnte, dazu noch ein paar, an die sie nicht dachte. Es stand au ß er Frage.
» Ich … ich wei ß nicht « , h ö rte sie sich unsicher sagen. » Es h ä ngt davon ab … K ö nnen wir uns morgen dar ü ber unterha l ten? «
» Nat ü rlich « , gab er zur ü ck. » Ich rufe Sie an. «
Sie sch ü ttelten sich schnell und selbstbewusst die H ä nde, so als w ä ren sie beide von dem, was passiert war, ü berrascht worden und wollten nun alleine sein um dar ü ber nachzude n ken. Ohne dass er es ausgesprochen hatte, war ihr klar, wenn sie wirklich zusammen ausgingen, dann w ü rden sie nicht ü ber die Dinge sprechen, die der Grund f ü r seinen Besuch am he u tigen Abend gewesen waren. Es w ü rde viel pers ö nlicher sein.
Sie schloss schnell die T ü r hinter ihm, lauschte seinen Schritten den Weg hinunter und dann, wie sein Wagen davo n fuhr. Sie verfluchte sich, weil sie nicht vern ü nftig, stolz und k ü hl gewesen war, wie sie es sich f ü r das n ä chste Mal eigen t lich fest vorgenommen hatte, so wie sie es immer tat, wenn ein neuer Mann in ihr Leben trat.
Doch sie nahm sich vor sich ab jetzt daran zu halten. Sie hatte sich ge ä ndert. Die Ereignisse hatten sie ver ä ndert. Sie w ü rde nichts mit diesem Mann anfangen. Sie wollte sich noch nicht einmal eingestehen, dass sie ihn attraktiv fand.
Es w ü rde sich einfach nichts abspielen .
57
M AN KONNTE WALTER Chapman in keiner Weise als einen unehrenhaften Mann bezeichnen, doch manchmal musste er, wie man so sagt, vorsichtig mit der Wahrheit u m gehen.
Der Grund daf ü r lag in seiner T ä tigkeit als Pressesprecher des Kernkraftwerks in Brinkley Sands. Er war auf seinem Gebiet ein erfahrener Mann, f ä hig eine jede Sache, die er ger a de vertrat, im bestm ö glichen Licht erscheinen zu lassen, und das waren bis jetzt schon viele gewesen. Es gab eine Regel, die er immer beherzigte und an die sich auch die Firmen, Minist e rien oder Gruppen halten mussten, die ihn anstellten. Man sagte ihm die ganze Wahrheit, egal wie vernichtend sie auch sein mochte, und lie ß ihn das Beste daraus machen. Mit einer Situation fertig werden, ü ber die er nicht v ö llig im Bilde war, war etwas, was er nie tun w ü rde und auch nicht konnte.
Aus diesem Grund ging er jetzt zu Bob Fulton und Nick T a te hin ü ber, die er ü ber einer Hand voll Ausdrucke gebeugt ernst miteinander reden sah – , man konnte fast sagen, sie stritten sich – und wollte wissen, was los war. Als sie ihn kommen sahen, verstummten sie und gingen schnell den Ko r ridor hinunter in Richtung Kontrollzentrale. Keiner von be i den war ü ber drei ß ig und sie waren als die Programmierg e nies bekannt. Sie waren genauso ungeduldig mit Chapmans steinzeitlichem Unwissen in Bezug auf Computer, wie er mit ihrer von Technoslang gepr ä gten Wunderkinderarroganz. Die Beziehung zwischen ihnen war bestenfalls als k ü hl zu b e zeichnen. Trotzdem gelang es ihm, sie aufzuhalten und zu fragen, ob es Probleme g ä be.
Fulton sagte, es g ä be keine Probleme, ü berhaupt keine, und Tate nickte heftig, wobei er › ü berhaupt keine ‹ wiederholte, was f ü r Walter Chapmans Gef ü hl einmal zu viel war. Sein Blick glitt zu den zerkn ü llten Bl ä ttern in Fultons Hand. Dann schaute er beide an und
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