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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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den gefundenen Schatz jetzt größer als er an sich selbst sei, und ich ohnedas nicht mehr wie hiebevor spendiere; er müsse oft hören, was unter der Bursch für ein Gemurmel gehe, sollte er an meiner Statt sein, so ließe er den Krieg Krieg sein, setzte sich irgend hin in Sicherheit und ließ den lieben Gott walten. Ich antwortet: »Hör Bruder, wie kann ich die Hoffnung, die ich zu einem Fähnlein habe, so leichtlich in Wind schlagen?« »Ja ja«, sagte Springinsfeld, »hol mich dieser und jener, wenn du ein Fähnlein bekommst, die anderen, so auch darauf hoffen, sollten dir ehe tausendmal den Hals brechen helfen, wenn sie sehen, daß eins ledig und du bekommen solltest, lehre mich nur keine Karpfen kennen, denn mein Vater ist ein Fischer gewesen. Halt mirs zugut Bruder, denn ich habe länger zugesehen, wie es im Krieg hergehet, als du; siehest du nicht, wie mancher Feldweibel bei seinem kurzen Gewehr grau wird, der vor vielen eine Kompagnie zu haben meritierte, vermeinest du, sie seien nicht auch Kerl, die etwas haben hoffen dürfen? zudem so gebühret ihnen von Rechts wegen mehr als dir solche Beförderung, wie du selber erkennest.« Ich mußte schweigen, weil Springinsfeld aus einem teutschen aufrichtigen Herzen mir die Wahrheit so getreulich sagte und nicht heuchelte, jedoch biß ich die Zähne heimlich übereinander, denn ich bildete mir damals trefflich viel ein.
    Doch erwog ich diese und meines Jupiters Reden sehr fleißig und bedachte, daß ich keinen einzigen angebornen Freund hätte, der sich meiner in Nöten annehmen oder meinen Tod, er geschehe heimlich oder öffentlich, rächen würde; auch konnte ich mir leicht einbilden, wie die Sach an sich selbsten war, dennoch aber ließ weder mein Ehr- noch Geldgeiz zu, viel weniger die Hoffnung groß zu werden, den Krieg zu quittiern und mir Ruhe zu schaffen, sondern ich verblieb bei meinem ersten Vorsatz, und indem sich eben eine Gelegenheit auf Köln präsentierte, (indem ich neben hundert Dragonern etliche Kaufleut und Güterwagen von Münster dorthin konvoyiern helfen mußte), packte ich meinen gefundenen Schatz zusammen, nahm ihn mit und gab ihn einem von den vornehmsten Kaufleuten daselbst gegen Aushändigung einer spezifizierten Handschrift aufzuheben, das waren vierundsiebenzig Mark ungemünzt fein Silber, fünfzehen Mark Gold, achtzig Joachimstaler und in einem verpetschierten Kästlein unterschiedliche Ringe und Kleinodien, so mit Gold und Edelgesteinen achthalb Pfund in allem gewogen, samt 893 antikischen gemünzten Goldstück, deren jedes anderthalbe Goldgulden schwer war. Meinen Jupiter bracht ich auch dahin, weil ers begehrte und in Köln ansehenliche Verwandte hatte, gegen dieselben rühmte er die Guttaten, die er von mir empfangen, und machte, daß sie mir viel Ehr erwiesen. Mir aber riet er noch allezeit, ich sollte mein Geld besser anlegen und mir Freunde dafür kaufen, die mir mehr als das Gold in der Kisten nutzen würden.

Das 14. Kapitel
    Wie der Jäger vom Gegenteil gefangen wird
    Auf dem Zurückweg machte ich mir allerhand Gedanken, wie ich mich inskünftig halten wollte, damit ich doch jedermanns Gunst erlangen möchte, denn Springinsfeld hatte mir einen unruhigen Floh ins Ohr gesetzt und mich zu glauben persuadiert, als ob mich jedermann neidete, wie es denn in der Wahrheit auch nicht anders war. So erinnerte ich mich auch dessen, was mir die berühmte Wahrsagerin zu Soest ehemals gesagt, und belud mich deshalber mit noch größern Sorgen. Mt diesen Gedanken schärfte ich meinen Verstand trefflich und nahm gewahr, daß ein Mensch, der ohne Sorgen dahin lebt, fast wie ein Vieh sei. Ich sann aus, welcher Ursach halber mich ein oder ander hassen möchte, und erwog, wie ich einem jeden begegnen müßte, damit ich dessen Gunst wieder erlangte, verwundert mich daneben zum höchsten, daß die Kerl so falsch sein und mir lauter gute Wort geben sollten, da sie mich nicht liebten! Derowegen gedachte ich mich anzustellen wie die anderen und zu reden was jedem gefiel, auch jedem mit Ehrerbietung zu begegnen, ob mirs schon nicht ums Herz wäre; vornehmlich aber merkte ich klar, daß meine eigene Hoffart mich mit den meisten Feinden beladen hatte, deswegen hielt ich für nötig, mich wieder demütig zu stellen, ob ichs schon nicht sei, mit den gemeinen Kerlen wieder unten und oben zu liegen, vor den Höhern aber den Hut in Händen zu tragen und mich der Kleiderpracht in etwas abzutun, bis sich etwa mein Stand änderte. Ich hatte mir von dem

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