Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch
Schatzes zuwegen gebracht, so hatte dasselbe ein seltsame Natur an sich, denn erstlich machte es mich hoffärtiger als ich zuvor war, so gar, daß mich auch im Herzen darin verdroß, daß ich nur Simplicius heißen sollte; es hindert' mir den Schlaf wie der Amethyst, denn ich lag manche Nacht und spekulierte, wie ich solches anlegen und noch mehr dazu bekommen möchte. Es machte mich zu einem perfekten Rechenmeister, denn ich überschlug, was mein ungemünztes Silber und Gold wert sein möchte, summierte solches zu demjenigen, das ich hin und wieder verborgen und noch bei mir im Säckel hatte, und befand ohne die Edelgestein ein namhaftes Fazit! Es gab mir auch seine eigene angeborne Schalkheit und böse Natur zu versuchen, indem es mir das Sprichwort (wo viel ist, begehrt man immer mehr) rechtschaffen auslegte, und mich so geizig machte, daß mir jedermann hätte feind werden mögen. Ich bekam von ihm wohl närrische Anschläg und seltsame Grillen ins Hirn und folgte doch keinem einzigen Einfall, den ich kriegte: Einmal kam mirs in Sinn, ich sollte den Krieg quittieren, mich irgends hinsetzen und mit einem schmutzigen Maul zum Fenster naussehen; aber geschwind reute michs wieder, vornehmlich da ich bedachte, was für ein freies Leben ich führte und was für Hoffnung ich hatte, ein großer Hans zu werden; da gedachte ich dann: Hui Simplici, laß dich adeln und wirb dem Kaiser ein eigene Kompagnie Dragoner aus deinem Säckel, so bist du schon ein ausgemachter junger Herr, der mit der Zeit noch hoch steigen kann. Sobald ich aber zu Gemüt führte, daß meine Hoheit durch ein einzig unglücklich Treffen fallen oder sonst durch einen Friedenschluß samt dem Krieg in Bälde ein End nehmen könnte, ließ ich mir diesen Anschlag auch nicht mehr belieben. Alsdann fing ich an, mir mein vollkommen männlich Alter zu wünschen, denn wenn ich solches hätte, sagte ich zu mir selber, so nähmest du ein schöne junge reiche Frau, alsdann kauftest du irgends einen adeligen Sitz und führtest ein geruhiges Leben; ich wollte mich auf die Viehzucht legen und mein ehrlich Auskommen reichlich haben können, da ich aber wußte, daß ich noch viel zu jung hierzu war, mußte ich diesen Anschlag auch fahren lassen. Solcher und dergleichen Einfäll hatte ich viel, bis ich endlich resolvierte, meine besten Sachen irgendhin in einer wohlverwahrten Stadt einem begüterten Mann in Verwahrung zu geben und zu verharren, was das Glück ferner mit mir machen würde. Damals hatte ich meinen Jupiter noch bei mir, denn ich konnte seiner nicht los werden; derselbe redte zu Zeiten sehr subtil und tat etliche Wochen gar klug sein, hatte mich auch über alle Maßen lieb, weil ich ihm viel Guts tat, und demnach er mich immer in tiefen Gedanken gehen sah, sagte er zu mir: »Liebster Sohn, schenket Euer Schindgeld, Gold und Silber weg.« Ich sagte: »Warum mein lieber Jove?« »Darum«, antwortet' er, »damit Ihr Euch Freunde dadurch machet und Eurer unnützen Sorgen los werdet.« Ich sagte, daß ich lieber gern mehr hätte. Darauf sagte er: »So sehet, wo Ihr mehr bekommt; aber auf solche Weis werdet Ihr Euch Euer Lebtag weder Ruhe noch Freunde schaffen, laßt die alten Schabhäls geizig sein, Ihr aber haltet Euch, wie es einem jungen braven Kerl zustehet, Ihr sollt noch viel eher Mangel an guten Freunden als Geld erfahren.« Ich dachte der Sach nach und befand zwar, daß Jupiter wohl von der Sach redte, der Geiz aber hatte mich schon dergestalt eingenommen, daß ich gar nit gedachte etwas hinzuschenken, doch verehrte ich zuletzt dem Kommandanten ein paar silberne und übergoldte Duplet, meinem Hauptmann aber ein paar silberne Salzfässer, damit ich aber nichts anders ausrichtete, als daß ich ihnen nur das Maul auch nach dem übrigen wässerig machte, weil es rare Antiquitäten waren; meinem getreuesten Kameraden Springinsfeld schenkte ich zwölf Reichstaler, der riet mit dagegen, ich sollte mein Reichtum von mir tun oder gewärtig sein, daß ich dadurch in Unglück käme, denn die Offizier sähen nicht gern, daß ein gemeiner Soldat mehr Geld hätte als sie; so hätte er auch wohl ehemals gesehen, daß ein Kamerad den andern ums Gelds halber heimlich ermordet; bisher hätte ich wohl heimlich halten können, was ich an Beuten erschnappt, denn jedermann glaubte, ich hätte alles wieder an Kleider, Pferd und Gewehr gehängt, nunmehr aber würde ich niemand kein Ding mehr verkleiben oder weis machen können, daß ich kein übrig Geld hätte, denn jeder machte
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