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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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mochte; doch brachte ichs endlich mit guten Worten und Streichen hinunter, und indem ichs strich und ihm liebkoste, wurde ich gewahr, daß es vor Angst schwitzte und die Augen stets in ein Eck des Kellers richtete, dahin es am allerwenigsten wollte und ich auch das Geringste nicht sah, darob der schlimmste Kollerer hätte wetterlaunisch werden mögen. Als ich nun so mit Verwunderung dastund und dem Pferd zusah, wie es vor Furcht zitterte, kam mich auch ein solches Grausen an, daß mir nicht anderst wurde, als ob man mich bei den Haaren über sich zöge und einen Kübel voll kalt Wasser über mich abgösse, doch konnte ich nichts sehen, aber das Pferd stellte sich viel seltsamer, also daß ich mir nichts anders einbilden konnte, als ich müßte vielleicht nur samt dem Pferd verzaubert sein und in demselben Keller mein Ende nehmen; derowegen wollte ich wieder zurück, aber mein Pferd tat mir nicht folgen, dahero wurde ich noch ängstiger und so verwirrt, daß ich schier nicht wußte, was ich tat. Zuletzt nahm ich eine Pistol auf den Arm und band das Pferd an einen starken Holderstock (der im Keller aufgewachsen war) der Meinung, aus dem Keller zu gehen und Leut in der Nähe zu suchen, die meinem Pferd wieder heraufhülfen, und indem ich hiermit umgehe, fällt mir ein, ob nicht vielleicht in diesem alten Gemäur ein Schatz verborgen läge, dahero es so ungeheur sein möchte? Ich glaubte meinem Einfall und sah mich genauer um, und sonderlich in dem Eck, dahin mein Pferd so gar nicht wollte, wurde ich eines Stück Gemäurs gewahr, ohngefähr so groß als ein gemeiner Kammerladen, welches dem andern alten Gemäur beides an der Farb und Arbeit nicht allerdings glich; da ich aber hinzugeben wollte, wurde mir abermal wie zuvor, nämlich als ob mir alle Haar gen Berg stünden, welches mich in meiner Meinung stärkte, daß nämlich ein Schatz daselbst verborgen sein mußte.
    Zehen-, ja hundertmal lieber hätte ich Kugeln gewechselt, als mich in solcher Angst befunden. Ich wurde gequält und wußte doch nicht von wem, denn ich sah oder hörte nichts; ich nahm das ander Pistol auch von meinem Pferd und wollte damit durchgehen und das Pferd stehen lassen, vermochte aber die Stegen nicht hinaufzukommen, weil mich, wie mich deuchte, ein starke Luft aufhielt; da lief mir erst die Katz den Buckel hinauf! Zuletzt fiel mir ein, ich sollte meine Pistoln lösen, damit die Bauren, so in der Nähe im Feld arbeiteten, mir zuliefen, und mit Rat und Tat zu Hilf kämen; das tat ich, weil ich sonst kein Mittel, Rat noch Hoffnung hatte oder wußte aus diesem ungeheuren Wunderort zu kommen, ich war auch so erzürnt oder vielmehr so desperat, (denn ich weiß selber nicht mehr wie mir gewesen ist) daß ich im Losschießen meine Pistol gerad an den Ort kehret, allwo ich vermeinte, daß die Ursach meiner seltsamen Begegnis steckte, und traf obangeregtes Stück Gemäur mit zweien Kuglen so hart, daß es ein Loch gab, darein man zwo Fäust hätte stecken mögen. Als der Schuß geschehen, wieherte mein Pferd und spitzt' die Ohren, welches mich herzlich erquickte, nicht weiß ich, ist damals das Ungeheur oder Gespenst verschwunden oder hat sich das arme Tier über das Schießen erfreut? Einmal, ich faßte wieder ein frisch Herz und ging ganz unverhindert und ohn alle Furcht zu dem Loch, das ich erst durch den Schuß geöffnet hatte, da fing ich an die, Maur vollends einzubrechen und fand von Silber, Gold und Edelgesteinen einen solchen reichen Schatz, der mir noch bis auf diese Stund wohl bekäme, wenn ich ihn nur recht zu verwahren und anzulegen gewußt hätte. Es waren aber sechs Dutzend altfränkische silberne Tischbecher, ein groß gülden Pokal, etliche Duplet, vier silberne und ein güldenes Salzfaß, ein altfränkische güldne Kette, unterschiedliche Demant, Rubin, Saphir und Smaragd, beides in Ringen und andern Kleinodien gefaßt, item ein ganz Lädlein voll großer Perlen, aber alle verdorben oder abgestanden, und dann in einem versporten ledernen Sack achtzig von den ältsten Joachimstalern aus feinem Silber, sodann 893 Goldstücke mit dem französischen Wappen und einem Adler, welche Münz niemand kennen wollte, weil man, wie sie sagten, die Schrift nicht lesen konnte. Diese Münz, die Ring und Kleinodien steckte ich in meine Hosensäck, Stiefeln, Hosen und Pistolhalfter, und weil ich keinen Sack bei mir hatte, sintemal ich nur spazierengeritten war, schnitt ich meine Schabrack vom Sattel und packte in dieselbige (weil sie gefüttert war und

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