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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Kaufherrn in Köln hundert Taler geben lassen, solche samt Interesse wieder zu erlegen, wenn er mir meinen Schatz aushändigte, dieselben gedachte ich unterwegs dem Convoi halb zu verspendieren, weil ich nunmehr erkennete, daß der Geiz keine Freunde macht. Solchergestalt war ich resolviert, mich zu ändern und noch auf diesem Weg den Anfang zu machen: Ich machte aber die Zech ohn den Wirt. Denn da wir durch das Bergische Land passiern wollten, paßten uns an einem sehr vorteilhaften Ort achtzig Feurröhr' und fünfzig Reuter auf, eben als ich selbfünft mit einem Korporal geschickt wurde voranzureiten und die Straße zu partiern: Der Feind hielt sich still, als wir in ihren Halt kamen, ließ uns auch passiern, damit wenn sie uns angegriffen hätten, der Convoi nicht gewarnet würde bis er auch zu ihnen in die Enge käme; schickte uns aber einen Kornett mit acht Reutern nach, die uns im Gesicht behielten, bis die Ihrigen unsern Convoi selbst angriffen und wir umkehrten, uns auch zu'n Wagen zu tun; da gingen sie auf uns los und fragten, ob wir Quartier wollten? Ich für meine Person war wohl beritten, denn ich hatte mein bestes Pferd unter mir, ich wollte aber gleichwohl nicht ausreißen, schwang mich herum auf eine kleine Ebne zu sehen, ob da Ehr einzulegen sein möchte. Indessen hörte ich stracks an der Salve, welche die Unserigen empfingen, was die Glock geschlagen, trachtete derowegen nach der Flucht, aber der Kornett hatte alles vorbedacht und uns den Paß schon abgeschnitten, und indem ich durchzuhauen bedacht war, bot er mir, weil er mich für einen Offizier ansah, nochmals Quartier an; ich gedachte, das Leben eigentlich davonzubringen ist besser als ein ungewisses Hasard, sagte derowegen: Ob er mir Quartier halten wollte, als ein redlicher Soldat? Er antwortet': ja rechtschaffen! Also präsentierte ich ihm meinen Degen und gab mich dergestalt gefangen. Er fragte mich gleich, was ich für einer sei, denn er sehe mich für einen Edelmann und also auch für einen Offizier an? Da ich ihm aber antwortet, ich würde der Jäger von Soest genannt, antwortet' er: »So hat Er gut Glück, daß Er uns vor vier Wochen nicht in die Händ geraten, denn zu selbiger Zeit hätte ich Ihm kein Quartier geben noch halten dürfen, dieweil man Ihn damal bei uns für einen öffentlichen Zauberer gehalten hat.«
    Dieser Kornett war ein tapferer junger Kavalier und nicht über zwei Jahr älter als ich, er erfreute sich trefflich, daß er die Ehr hatte, den berühmten Jäger gefangen zu haben, deswegen hielt er auch das versprochen Quartier sehr ehrlich und auf holländisch, deren Gebrauch ist, ihren gefangenen spanischen Feinden von demjenigen, was der Gürtel beschließt, nichts zu nehmen; ja er ließ mich nicht einmal visitieren, ich aber war selbst der Bescheidenheit das Geld aus meinen Schubsäcken zu tun und ihnen solches zuzustellen, da es an ein Partens ging; sagte auch dem Kornett heimlich, er sollte sehen, daß ihm mein Pferd, Sattel und Zeug zuteil würde, denn er im Sattel dreißig Dukaten finden würde und das Pferd ohnedas seinesgleichen schwerlich hätte. Von deswegen wurde mir der Kornett so hold, als ob ich sein leiblicher Bruder wäre, er saß auch gleich auf mein Pferd und ließ mich auf dem seinigen reiten, von dem Convoi aber blieben nicht mehr als sechs tot und dreizehn wurden gefangen, darunter acht beschädigt, die übrigen gingen durch und hatten das Herz nicht, dem Feind im freien Feld die Beut wieder abzujagen, das sie fein hätten tun können, weil sie alle zu Pferd waren.
    Nachdem die Beuten und Gefangenen geteilet worden, gingen die Schweden und Hessen (denn sie waren aus unterschiedlichen Garnisonen) noch selbigen Abend voneinander, mich und den Korporal samt noch dreien Dragonern behielt der Komett, weil er uns gefangen bekommen, dahero wurden wir in eine Festung geführt, die nicht gar zwei Meilen von unserer Garnison lag. Und weil ich hiebevor demselben Ort viel Dampfs angetan, war mein Nam daselbst wohl bekannt, ich selber aber mehr gefürcht als geliebt. Da wir die Stadt vor Augen hatten, schickte der Kornett einen Reuter voran, seine Ankunft dem Kommandanten zu verkünden, auch anzuzeigen, wie es abgelaufen und wer die Gefangenen seien; davon es ein Geläuf in der Stadt gab, daß nit auszusagen, weil jeder den Jäger gern sehen wollte; da sagte einer dies, der ander jenes von mir, und war nicht anders anzusehen, als ob ein großer Potentat seinen Einzug gehalten hätte.
    Wir Gefangenen wurden strack

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