Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch
Meers hin und wieder auf die Erde geleitet, verstopft werden, das dann nichts anders als ein schädliche Konfusion und der ganzen Welt Untergang mit sich bringen könnte.«
Ich bedankte mich dieser Kommunikation, und sagte: »Weil ich verstehe, daß euer Geschlecht durch solche Seen alle Quellen und Flüß auf dem ganzen Erdboden mit Wasser versiehet, so werdet ihr auch Bericht geben können, warum sich die Wasser nit alle gleich befinden, beides an Geruch, Geschmack, etc. und der Kraft und Wirkung, da sie doch ihre Wiederkehrung (wie ich verstanden) ursprünglich alle aus dem Abgrund des großen Oceani hernehmen, darein sich alle Wasser wiederum ergießen; denn etliche Quellen sind liebliche Sauerbrunnen und taugen zu der Gesundheit, etliche sind zwar sauer, aber unfreundlich und schädlich zu trinken; und andere sind gar tödlich und vergift, wie derjenige Brunn in Arcadia, damit Jolla dem Alexandro Magno vergeben haben soll; etliche Brunnenquellen sind laulicht, etliche siedendheiß und andere eiskalt; etliche fressen durch Eisen als Aqua fort, wie einer in Zepusio oder der Grafschaft Zips in Ungarn; andere hingegen heilen alle Wunden, als sich denn einer in Thessalia befinden soll; etliche Wasser werden zu Stein, andere zu Salz und etliche zu Vitriol: Der See bei Zircknitz in Kärnten hat nur Winterszeit Wasser und im Sommer liegt er allerdings trocken; der Brunn bei Engstlen läuft nur Sommerszeit und zwar nur zu gewissen Stunden, wenn man das Vieh tränkt; der Schändlebach bei Ober-Nähenheim läuft nicht ehe, als wenn ein Unglück übers Land kommen soll. Und der Fluvius Sabbaticus in Syria bleibt allezeit den siebenten Tag gar aus. Worüber ich mich öftermal, wenn ich der Sach nachgedacht und die Ursach nit ersinnen können, zum allerhöchsten verwundern mußte.«
Hierauf antwortet' der Fürst: Diese Dinge alle miteinander hätten ihre natürlichen Ursachen, welche denn von den Naturkundigern unsers Geschlechts mehrenteils aus den unterschiedlichen Gerüchen, Geschmäcken, Kräften und Wirkungen der Wasser genugsam erraten, abgenommen und auf dem Erdboden offenbart worden wären. Wenn ein Wasser von ihrer Wohnung an bis zu seinem Auslauf, welchen wir die Quelle nenneten, nur durch allerhand Stein laufe, so verbleibe es allerdings kalt und süß, dafern es aber auf solchem Weg durch und zwischen die Metalla passiere (denn der große Bauch der Erden sei innerlich nicht an einem Ort wie am andern beschaffen), als da sei Gold, Silber Kupfer, Zinn, Blei, Eisen, Quecksilber, etc. oder durch die halben Mineralia, nämlich Schwefel, Salz mit allen seinen Gattungen, als naturale, sal gemmae, sal nativum, sal radicum, sal nitrum, sal ammoniacum, sal petrae, etc. weiße, rote, gelbe und grüne Farben, Vitriol, marchasita aurea, argentea, plumbea, ferrea, lapis lazuli, alumen, arsenicum, antimonium, risigallum, Electrum naturale, Chrysocolla, Sublimatum, etc. so nehme es deren Geschmack, Geruch, Art, Kraft und Wirkung an sich, also daß es den Menschen entweder heilsam oder schädlich werde. Und ebendaher hätten wir so unterschiedlich Salz, denn etliches sei gut und etliches schlecht; »zu Cervia und Comacchio ist es ziemlich schwarz, zu Memphis rötlich, in Sicilia schneeweiß, das centuripische ist purpurfarbig, und das kappadozische gelblich. Betreffend aber die warmen Wasser«, sagte er, »so nehmen dieselben ihre Hitz von dem Feuer an sich, das in der Erde brennet, welches sowohl als unsere Seen hin und wieder seine Luftlöcher und Kamin hat, wie man am berühmten Berg Aetna in Sicilia, Hekla in Island, Gumapi in Banda und andern mehr abnehmen mag. Was aber den Zircknitzer See anlangt, so wird dessen Wasser Sommerszeit bei der Kärntner Antipodibus gesehen, und der Engstlerbrunn an andern Orten des Erdbodens zu gewissen Stunden und Zeiten des Jahrs und Tags anzutreffen sein, eben dasjenige zu tun, was er bei den Schweizern verrichtet. Gleiche Beschaffenheit hat es mit dem Ober-Näheimer Schändlebach, welche Quellen alle durch unsers Geschlechts Leutlein nach dem Willen und Ordnung Gottes, um sein Lob dadurch bei euch zu vermehren, solchergestalt geleitet und geführet werden: Was den Fluvium Sabbaticum in Syria betrifft, pflegen wir in unserer Wohnung, wenn wir den siebenten Tag feiern, uns in dessen Ursprung und Kanal, als den lustigsten Ort unsers ganzen Aequatoris, zu lagern und zu ruhen, deswegen denn ermeldter Fluß nicht laufen mag, solang wir daselbst dem Schöpfer zu Ehren feierlich verharren.«
Nach
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