Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
Vom Netzwerk:
ein Teil war so fett und wohlleibig wie ein Bacchus, das ander so gelb, bleich und mager wie ein alte dürre Ackermähr; ein Teil schien so lieblich und anmutig wie eine Venus, das ander sah so saur wie Saturnus, das dritte so grimmig wie Mars, das vierte so tückisch und duckmäusig wie Mercurius, ein Teil war stark wie Hercules oder so gerad und schnell wie Hippomenes, das ander lahm und hinkend wie Vulcanus; also daß man so unterschiedlicher seltsamer Arten und Aufzüg halber vermeinen hätte mögen es wäre das wütig Heer gewesen, davon uns die Alten soviel wunderliche Dings erzählt haben; und ohne diese obgenannten erschienen noch viel, die ich nicht kannte noch zu nennen weiß, maßen auch etliche ganz vermummet und verkappt aufzogen.
    Zu diesem ungeheuren Schwarm tat Luzifer eine scharfe Rede, in welcher er dem ganzen Haufen in genere und einer jeden Person insonderheit ihre Nachlässigkeit verwies und allen aufrupfte, daß durch ihre Saumsal Lerna malorum Europam räumen müssen; er mustert' auch gleich die Faulheit aus als einen untüchtigen Bankert, der ihm die Seinigen verderbe, ja er verwies ihr sein höllisches Reich auf ewig, mit Befehl daß sie gleichwohl ihren Unterschleif auf dem Erdboden suchen sollte.
    Demnach hetzte er die übrigen allen Ernsts zu größerem Fleiß, als sie bishero bezeugt, sich bei den Menschen einzunistelen; bedrohete dabeneben schrecklich, mit was für Strafen er diejenigen ansehen wollte, von welchen er künftig im geringsten verspüre, daß durch deren Amtsgeschäfte seiner Intention gemäß nicht eiferig genug verfahren worden wäre; er teilet' ihnen benebens auch neue Instructiones und Memorial aus, und tat stattliche Promessen gegen die, die sich tapfer gebrauchen würden.
    Da es nun sah, als wenn diese Reichsversammlung sich endigen, und alle höllischen Stände wiederum an ihre Geschäfte gehen wollten, ritt ein zerlumpter und von Angesicht sehr bleicher Kerl auf einem alten schäbigen Wolf hervor, Roß und Mann sah so verhungert, mager, matt und hinfällig aus, als wenn beides schon ein lange Zeit in einem Grab oder auf der Schindgruben gelegen wäre! Dieser beklagte sich über eine ansehenliche Dame, die sich auf einem neapolitanischen Pferd von hundert Pistolen Wert tapfer vor ihm tummlete; alles an ihren und des Pferds Kleidungen und Zierden glänzte von Perlen und Edelgesteinen, die Stegreif, die Buckeln, die Stangen, alle Rinken, das Mundstück oder Gebiß samt der Kinnketten war von purem Gold, die Hufbeschläg aber an des Pferds Füßen von feinem Silber, dahero man sie auch keine Hufeisen nennen kann; sie selbst sah ganz herrlich, prächtig und trotzig aus, blühete daneben im Angesicht wie eine Rose am Stock, oder war doch wenigest anzusehen, als wenn sie einen halben Rausch gehabt hätte, maßen sie sich auch sonst in allen ihren Gebärden so frisch stellet'; es roch um sie herum so stark nach Haarpulver, Balsam, Bisam, Ambra und andern Aromaten, daß wohl einer andern als sie war die Mutter hätt rebellisch werden mögen. In Summa es war alles so kostbarlich um sie bestellt, daß ich sie für die allermächtigste Königin gehalten hätte, wenn sie nur auch gekrönet gewesen wäre, wie sie denn auch eine sein muß, weil man von ihr sagt, sie allein herrsche über das Geld und das Geld nit über sie: Gab mich derowegen anfänglich wunder, daß obengedachter elender Schindhund auf dem Wolf wider sie mutzen durfte, aber er machte sich mausiger, als ich ihm zugetraut.

Das 4. Kapitel
    Wettstreit zwischen der Verschwendung und dem Geiz; und ist ein wenig ein länger Kapitel als das vorige
    Denn er drang sich vor den Luzifer selbsten und sagte: »Großmächtiger Fürst! beinahe auf dem ganzen Erdboden ist mir niemand mehr zuwider als eben gegenwärtige Bräckin, die sich bei den Menschen für die Freigebigkeit ausgibt, um unter solchem Namen mit Hilf der Hoffart, der Wollust und des Fraßes mich allerdings in Verachtung zu bringen und zu unterdrücken; diese ist, die sich überall wie das Böse in einer Wannen hervorwirft, mich in meinen Werken und Geschäften zu verhindern und wieder niederzureißen, was ich zu Aufnehmung und Nutzen deines Reichs mit großer Mühe und Arbeit auferbaue! Ists nit dem ganzen höllischen Reich bekannt, daß mich die Menschenkinder selbst eine Wurzel alles Übels nennen; was für Freud oder was für Ehr hab ich mich aber von einem solchen herrlichen Titel zu getrösten, wenn mir diese junge Rotznase vorgezogen werden will? soll ich

Weitere Kostenlose Bücher