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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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erleben, daß ich! ich sage ich! ich! der wohlverdientsten Ratspersonen und vornehmsten Diener einer! oder größter Beförderer deines Staats und höllischen Interesses, dieser jungen, erst bei meinem Gedenken von Wollust und Hoffart erzeugten Dirn jetzt in meinem Alter weichen und ihr den Vorzug lassen müßte? nimmermehr nit! Großmächtiger Fürst, würde es deiner Hochheit anstehen, noch deiner Intention nachgelebt sein, die du hast, das menschlich Geschlecht sowohl hie als dort zu quälen, wenn du dieser Alamode-Närrin gewonnen gäbest, daß sie in ihrer Verfahrung wider mich recht handele; ich hab zwar mißgeredet, indem ich gesagt, recht handele; denn mir ist recht und unrecht eins wie das ander; ich wollte so viel damit sagen, es gereiche zu Schmälerung deines Reichs, wenn mein Fleiß, den ich von unvordenklichen Jahren her bis auf diese Stund so unverdrossen vorgespannet, mit solcher Verachtung belohnet, mein Ansehen, Ästimation und Valor bei den Menschen dadurch verringert, und endlich ich selbsten auf solche Weis aus ihrer aller Herzen gar ausgelöscht und vertrieben werden sollte; befiehl derohalben dieser jungen unverständigen Landläuferin, daß sie mir als einem Ältern weichen, forthin meinem Beginnen nachgeben und mich in deinen Reichsgeschäften unverhindert fürfahren lassen solle, in aller Maß und Form als vor diesem beschehen, da man in der ganzen Welt von ihr nichts wußte.«
    Demnach der Geiz diese Meinung mit noch weit mehrern Umständen vorgebracht hatte, antwortet' die Verschwendung: es verwundere sie nichts mehrers, als daß ihr Großvater so unverschämt in sein eigen Geschlecht hinein gleichwie ein anderer Herodes Ascalonita in das seinige wüten dürfe. »Er nennet mich«, sagt' sie, »eine Bräckin; solcher Titel gebühret mir zwar weil ich sein Enklin bin, meiner eignen Qualitäten halber aber wird mir derselbe nimmermehr zugeschrieben werden können; er rücket mir auf, daß ich mich bisweilen für die Freigebigkeit ausgebe und unter solchem Schein meine Geschäfte verrichte; ach einfältiges Anbringen eines alten Gecken! welches mehr zu verlachen als meine Handlungen zu bestrafen; weiß der alte Narr nicht, daß keiner unter allen höllischen Geistern ist, der sich zuzeiten nit nach Gestaltsame der Sach und erheischender Notdurft nach in ein' Engel des Lichts verstelle? Zwar mein ehrbarer Herr Ahne nehme sich bei der Nasen; überredet er nit die Menschen, wenn er anklopft Herberg bei ihnen zu suchen, er sei die Gesparsamkeit? sollte ich ihn drum deswegen tadeln oder gar verklagen? Nein mit nichten; ich bin ihm deswegen nit einmal gehässig! sintemalen wir uns alle mit dergleichen Vörteln und Betrügereien behelfen müssen bis wir bei den Menschen ein Zutritt bekommen und uns unvermerkt eingeschlichen haben; und möchte ich mir wohl einen rechtschaffenen frommen Menschen (die wir aber allein zu hintergehen haben, denn die Gottlosen werden uns ohnedas nit entlaufen) hören was er sagte, wenn einer von uns angestochen käme, und sagte: ›Ich bin der Geiz, ich will dich zur Höllen bringen! ich bin die Verschwendung, ich will dich verderben; ich bin der Neid, folg mir, so kommst du in die ewige Verdammnis; ich bin die Hoffart, lasse mich bei dir einkehren, so mache ich dich dem Teufel gleich, der von Gottes Angesicht verstoßen worden; ich bin dieser oder der, wenn du mir nachahmest, so wird es dich viel zu spät reuen, weil du alsdann der ewigen Pein nimmermehr wirst entrinnen können!‹ Meinest du nit«, sagte sie zum Luzifer, »großmächtiger Fürst, ein solcher Mensch werde sagen: ›Troll dich geschwind in aller hunderten tausenden Namen in Abgrund der Höllen zu deinem Großvater hinunter, der dich gesandt hat und lasse mich zufrieden!‹ Wer ist unter euch allen«, sprach sie darauf zum ganzen Umstand, »dem nit solchergestalt abgedankt worden, wenn er mit der Wahrheit, die ohnedas überall verhaßt ist, aufzuziehen sich unterstanden? Sollte ich denn allein der Narr sein, mich mit der Wahrheit schleppen? und unser aller Großvater nicht nachfolgen dürfen, dessen größte Arcana die Lügen sind?
    Ebenso kahl kommts, wenn der alte Pfetzpfennig zu meiner Verkleinerung vorgeben will, die Hoffart und die Wollust seien meine Beiständ; und zwar wenn sie es sind, so tun sie erst, was ihre Schuldigkeit und die Vermehrung des höllischen Reichs von ihnen erfordert; das gibt mich aber wunder, daß er mir mißgönnen will, was er selbst nit entbehren kann! Weiset es nit das

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