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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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zugleich ersaufen müssen, wenn euer Schiff unterwegs gescheitert? oder wäre er, weil er ein Edelmann ist, etwa wie ein Delphin unter den Wellen der Ungestüme in ein sichern Port entronnen? oder hätte er sich vielleicht als ein Adler über die Wolken (darinnen sich der Anfang und die grausame Ursach eures Schiffbruchs enthalten) schwingen und also dem Untergang entgehen können? nein Avare! Julus ist so wohl ein Mensch als du, und du bist so wohl ein Mensch, als er! warum wird er dir aber so weit vorgezogen?« mit dem fiel Mammon der Hoffart in die Red und sagt': »Was ist das für ein Handel, einen zum Fliegen anzuspornen ehe ihm die Federn gewachsen? gleichsam als wenn man nicht wüßte, daß solches das Geld sei, was Julus ist! sein Geld, sein Geld ists, was er ist, und sonst ist er nichts! nichts, sag ich, ist er, als was sein Geld aus ihm macht; der gute Gesell harre nur ein wenig und lasse mich gewähren, ob ich dem Avaro durch Fleiß und Gehorsamkeit nicht ebensoviel Geld, als Julus verschwendet, zuwegen bringen und ihn dadurch zu einem solchen Stutzer, wie Julus einer ist, gleichmachen möchte.«
    So hatten des Avari erste Anfechtungen eine Gestalt, denen er nicht allein fleißig Gehör gab, sondern sich auch entschloß, denselben nachzuhängen; so unterließ Julus auch nicht demjenigen mit allem Fleiß nachzuleben, was ihm die Hoffart eingab.

Das 6. Kapitel
    Wie Julus und Avarus nach Paris reisen, und dort ihre Zeit vertreiben
    Der gnädige Herr, das ist Julus, übernachtet' an demjenigen Ort, da wir angelandet, und verblieb den andern Tag und die folgende Nacht noch dazu daselbsten, damit er ausruhen, seinen Wechsel empfangen und Anstalt machen möchte, von da durch die spanischen Niederland nach Holland zu passieren, welche vereinigten Provinzen er nicht allein zu besehen verlangte, sondern auch, daß er solches tun sollte, von seinem Vater ausdrücklichen Befehl hatte; hierzu dingte er ein sonderbare Landkutsche, zwar nur allein für sich und seinen Diener Avarum, aber beides Hoffart und Verschwendung samt dem Geiz und ihrer aller Anhänger wollten gleichwohl nicht zurück verbleiben, sondern ein jeder Teil setzte sich wohin er konnte, Hoffart oben an die Decke, Verschwendung an des Juli Seiten, der Geiz in des Avari Herz, und ich hockte und behalf mich auf dem Narrenkistlein, weil Demut nicht vorhanden war, denselbigen Platz einzunehmen.
    Also hatt ich das Glück im Schlaf viel schöne Städt zu beschauen, die unter tausenden kaum einem wachend ins Gesicht kommen oder zu sehen werden; die Reis ging glücklich ab, und wennschon gefährliche Ungelegenheiten sich ereigneten, so überwand jedoch des Juli schwerer Säckel solche all, weil er sich kein Geld dauren ließ, und sich um solches (weil wir durch unterschiedliche widerwärtige Garnisonen reisen mußten) aller Orten mit notwendigen Convoyen und Paßbriefen versehen ließ; ich achtet derjenigen Sachen, so sonst in diesen Landen sehenswürdig sind, nicht sonderlich, sondern betrachtet nur, wie beide Jüngling nach und nach von den obgemeldten Lastern je mehr und mehr eingenommen wurden, zu welchen sich je länger je mehr sammleten; da sah ich wie Julus auch von dem Vorwitz und der Unkeuschheit (welche dafür gehalten wird, daß sie eine Sünde sei, damit die Hoffart gestraft werde) angerennet und eingenommen wurde, weswegen wir denn oft an den Örtern, da sich leichte Dirnen befanden, länger stilliegen mußten und mehr Gelds vertaten als sonst wohl die Notdurft erforderte; andernteils quälte sich Avarus Geld zusammenzuschrapen wie er mochte; er bezwackte nicht allein seinen Herren, sondern auch die Wirt und Gastgeber wo er zukommen mochte; gab mithin einen trefflichen Kuppler ab, und scheute sich nicht hie und da unterwegs unsere Herberger zu bestehlen, und hätte es auch nur ein silberner Löffel sein sollen. Solchergestalt passierten wir durch Flandern, Brabant, Hennegau, Holland, Seeland, Zutphen, Geldern, Mecheln und folgends an die französische Grenz, endlich gar auf Paris, allwo Julus das lustigste und bequemste Losament bestellte, das er haben konnte; seinen Avarum kleidet' er edelmännisch und nennet' ihn einen Junker, damit jedermann ihn selbst desto höher halten und gedenken sollte, er müßte kein kleiner Hans sein, weil ihm einer von Adel aufwartete, der ihn einen gnädigen Herren hieß, maßen er auch für einen Grafen gehalten wurde; er verdingte sich gleich einem Lautenisten, einem Fechter, einem Tanzmeister, einem Bereiter und

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