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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Gesparsamkeit durch Mäßigkeit regiere und im Zaum halte. Ob aber der Geiz oder die Verschwendung den Preis davongetragen, kann ich nit sagen, glaube aber wohl, daß sie noch täglich miteinander zu Felde liegen und um den Vorzug streiten.

Das 9. Kapitel
    Baldanders kommt zu Simplicissimo, und lehret ihn mit Mobilien und Immobilien reden und selbige verstehen
    Ich spazierte einsmals im Wald herum meinen eitelen Gedanken Gehör zu geben, da fand ich ein steinern Bildnis liegen in Lebensgröße, das hatte das Ansehen als wenn es irgends eine Statua eines alten teutschen Helden gewesen wär, denn sie hatte ein altfränkische Tracht von romanischer Soldatenkleidung, vornen mit einem großen Schwabenlatz, und war meinem Bedünken nach überaus künstlich und natürlich ausgehauen. Wie ich nun so da stund, das Bild betrachtete und mich verwundert', wie es doch in diese Wildnis kommen sein möchte, kam mir in Sinn, es müßte irgends auf diesem Gebirg vor langen Jahren ein heidnischer Tempel gestanden und dieses der Abgott darinnen gewesen sein; sah mich derowegen um, ob ich nichts mehr von dessen Fundament sehen konnte, wurde aber nichts dergleichen gewahr, sondern, dieweil ich einen Hebel fand, den etwa ein Holzhaur liegen lassen, nahm ich denselben und stund an dies Bildnis es umzukehren, um zu sehen wie es auf der andern Seiten eine Beschaffenheit hätte; ich hatte aber demselben den Hebel kaum unterm Hals gesteckt und zu lupfen angefangen, da fing es selbst an sich zu regen und zu sagen: »Lasse mich mit Frieden, ich bin Baldanders.« Ich erschrak zwar heftig, doch erholte ich mich gleich wiederum, und sagte: »Ich sehe wohl, daß du bald anders bist; denn erst warest du ein toter Stein, jetzt aber bist du ein beweglicher Leib, wer bist du aber sonst, der Teufel oder sein Mutter?« »Nein«, antwortet' er, »ich bin deren keins, sondern Baldanders, maßen du mich selbst so genannt und dafür erkannt hast; und könnte es auch wohl möglich sein, daß du mich nicht kennen solltest, da ich doch alle Zeit und Tage deines Lebens bin bei dir gewesen? daß ich aber niemal mit dir mündlich geredt hab, wie etwa Anno 1534 den letzten Julii mit Hans Sachsen dem Schuster von Nürnberg, ist die Ursach, daß du meiner niemalen geachtet hast; unangesehen ich dich mehr als ander Leut bald groß bald klein, bald reich bald arm, bald hoch bald nieder, bald lustig bald traurig, bald bös bald gut und in Summa bald so und bald anders gemacht hab.« Ich sagte: »Wenn du sonst nichts kannst als dies, so wärest du wohl für diesmal auch von mir blieben.« Baldanders antwortet': »Gleichwie mein Ursprung aus dem Paradeis ist und mein Tun und Wesen bestehet so lang die Welt bleibt, also werde ich dich auch nimmermehr gar verlassen, bis du wieder zur Erden wirst davon du herkommen, es sei dir gleich lieb oder leid.« Ich fragte ihn, ob er den Menschen denn zu sonst nichts tauge, als sie und alle ihre Händel so mannigfaltig zu verändern? »O ja«, antwortet' Baldanders, »ich kann sie eine Kunst lehren, dadurch sie mit allen Sachen, so sonst von Natur stumm sind, als mit Stühlen und Bänken, Kesseln und Hafen etc. reden können, maßen ich solches Hans Sachsen auch unterwiesen, wie denn in seinem Buch zu sehen, darin er ein paar Gespräch erzählet, die er mit einem Dukaten und einer Roßhaut gehalten.« »Ach«, sagte ich, »lieber Baldanders, wenn du mich diese Kunst mit Gottes Hilf auch lehren könntest, so wollte ich dich mein Lebtag lieb haben.« »Ja freilich«, antwortet' er, »das will ich gern tun«; nahm darauf mein Buch, so ich eben bei mir hatte, und nachdem er sich in einen Schreiber verwandelt, schrieb er mir nachfolgende Wort darein:
    »Ich bin der Anfang und das End, und gelte an allen Orten.
    Manoba, gilos, timad, isaser, sale, lacob, salet, enni nacob idil dadele neuaw ide eges Eli neme meodj eledid emonatan desi negogag editor goga naneg eriden, hohe ritatan auilac, hohe ilamen eriden diledi sisac usur sodaled auar, amu salif ononor macheli retoran; Ulidon dad amv ossosson, Gedal amu bede neuaw, alijs, dilede ronodaw agnoh regnoh eni tatä hyn lamini celotah, isis tolostabas oronatah assis tobulu, Wiera saladid egrivi nanon ägar rimini sisac, heliosole Ramelv ononor windelishi timinituz, bagoge gagoe hananor elimitat.«
    Als er dies geschrieben, wurde er zu einem großen Eichbaum, bald darauf zu einer Sau, geschwind zu einer Bratwurst und unversehens zu einem großen Baurendreck (mit Gunst), er machte sich zu einem

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