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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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schönen Kleewasen, und ehe ich mich versah, zu einem Kuhfladen; item zu einer schönen Blum oder Zweig, zu einem Maulbeerbaum und darauf in einen schönen seidenen Teppich etc. bis er sich endlich wieder in menschliche Gestalten verändert' und dieselben öfter verwechselt', als solche gedachter Hans Sachs von ihm beschrieben; und weil ich von so unterschiedlichen schnellen Verwandlungen weder im Ovidio noch sonsten nirgends gelesen (denn den mehrgedachten Hans Sachsen hatte ich damals noch nit gesehen), gedachte ich der alte Proteus sei wieder von den Toten auferstanden, mich mit seiner Gaukelei zu äffen; oder es sei vielleicht der Teufel selbst, mich als einen Einsiedler zu versuchen und zu betrügen; nachdem ich aber von ihm verstanden, daß er mit bessern Ehren den Mond in seinem Wappen führe als der türkisch Kaiser, item daß die Unbeständigkeit sein Aufenthalt, die Beständigkeit aber seine ärgste Feindin sei, um welche er sich gleichwohl keine Schnall schere, weil er mehrenteils sie flüchtig mache, verändert' er sich in einen Vogel, floh schnell davon und ließ mir das Nachsehen.
    Darauf setzte ich mich nieder in das Gras, und fing an diejenigen Wort zu betrachten, die mir Baldanders hinterlassen hatte, die Kunst so ich von ihm zu lernen daraus zu begreifen; ich hatte aber nit das Herz selbige auszusprechen, weil sie mir vorkamen wie diejenigen, damit die Teufelsbanner die höllischen Geister beschwören und andere Zauberei treiben, maßen sie denn auch ebenso seltsam, unteutsch und unverständlich scheinen; ich sagte zu mir selber: »Wirst du sie anfangen zu reden, wer weiß was du dir alsdann für Hexengespenst damit herbeilockest; vielleicht ist dieser Baldanders der Satan gewesen, der dich hierdurch verführen will; weißt du nit wie es den alten Einsiedlern ergangen?« Aber gleichwohl unterließ mein Vorwitz nicht, die geschriebenen Wort stetig anzuschauen und zu betrachten, weil ich gern mit stummen Dingen hätte reden können, sintemalen auch andere die unvernünftigen Tier verstanden haben sollen; wurde demnach je länger je verpichter darauf, und weil ich ohne Ruhm zu melden ein ziemlicher Zifferant bin und meine geringste Kunst ist, einen Brief auf einen Faden oder wohl gar auf ein Haar zu schreiben, den wohl kein Mensch wird aussinnen oder erraten können, zumalen auch vorlängsten wohl andere verborgene Schriften ausspekuliert, als die Steganographia Trithemii sein mag; also sah ich auch diese Schrift mit andern Augen an und fand gleich, daß Baldanders mir die Kunst nit allein mit Exempeln, sondern auch in obiger Schrift mit guten teutschen Worten viel aufrichtiger kommuniziert, als ich ihm zugetraut; damit war ich nun wohl zufrieden und achtet meiner neuen Wissenschaft nit sonderlich, sondern ging zu meiner Wohnung und las die Legenden der alten Heiligen, nit allein durch gute Beispiel mich in meinem abgesonderten Leben geistlich zu erbauen, sondern auch die Zeit zu passieren.

Das 10. Kapitel
    Der Eremit wird aus einem Wald- ein Wallbruder
    Das Leben des heiligen Alexii kam mir im ersten Griff unter die Augen, als ich das Buch aufschlug; da fand ich, mit was für einer Verachtung der Ruhe er das reiche Haus seines Vaters verlassen, die heiligen Örter hin und wieder mit großer Andacht besucht und endlich beides sein Pilgerschaft und Leben unter einer Stiegen in höchster Armut, ohnvergleichlicher Geduld und wunderbarer Beständigkeit seliglich beschlossen hätte. »Ach!« sagte ich zu mir selbst, »Simplici was tust du? du liegst halt hier auf der faulen Bärenhaut und dienest weder Gott noch den Menschen! wer allein ist, wenn derselbe fällt, wer wird ihm wieder aufhelfen? ists nicht besser du dienest deinen Nebenmenschen und sie dir hingegen hinwiederum, als daß du hier ohn alle Leutseligkeit in der Einsame sitzest wie ein Nachteul? bist du nicht ein totes Glied des menschlichen Geschlechts, wenn du hier verharrest? und zwar wie wirst du den Winter ausdauren können, wenn dies Gebirg mit Schnee bedeckt und dir nit mehr wie jetzt von den Nachbarn dein Unterhalt gebracht wird? zwar diese ehren dich jetztund wie ein Orakel, wenn du aber verneujahren hast, werden sie dich nit mehr würdigen über ein Achsel anzuschauen, sondern anstatt dessen das sie dir jetzt hertragen, dich vor ihren Türen mit ›helf dir Gott‹ abspeisen; vielleicht ist dir Baldanders darum persönlich erschienen, damit du dich beizeiten vorsehen und in die Unbeständigkeit dieser Welt schicken sollest«; mit

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