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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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sie ehrlich gesinnet und wollten des Juli Vatern nit erzürnen; die anderen aber gedachten was sie für einen Vogel zu rupfen bekämen, wenn sie den Julum in die Klauen kriegten. »Wer weiß«, sagten sie zu sich selbsten, »wie lang der Alte lebt, zudem will ein Sparer ein' Verzehrer haben; will ihn der Vater gleich enterben, so kann er ihm doch das Mütterlich nicht nehmen.« In Summa, diese schossen dem Julo noch tausend Dukaten dar, wofür er ihnen verpfändet', was sie selbst begehrten, und ihnen jährlich acht pro cento versprach, welches denn alles in bester Form verschrieben wurde; damit reichte Julus nit weit hinaus, denn bis er seine Schulden bezahlte und Avarus sein Part hinwegzwackte, verblieb wenig mehr übrig; maßen er in Bälde wieder entlehnen und neue Unterpfand geben mußte; welches seinem Vater von andern Engländern, die nit interessiert waren, zeitlich avisiert wurde, darüber sich der Alte dergestalt erzürnte, daß er denen, so seinem Sohn über sein Ordre Geld geben hätten, eine Protestation insinuieren und sie seines vorigen Schreibens erinnern, benebens andeuten ließ, daß er ihnen kein Heller wiederum dafür gutmachen, sondern sie noch dazu, wenn sie wieder nach England anlangen würden, als Verderber der Jugend und die seinem Sohn zu solcher Verschwendung verholfen gewesen, vorm Parlament verklagen wollte; dem Julo selbst aber schrieb er mit eigner Hand, daß er sich hinfüro nit seinen Sohn mehr nennen, noch vor sein Angesicht kommen sollte.
    Als solche Zeitungen einliefen, fing des Juli Sach abermal an zu hinken; er hatte zwar noch ein wenig Geld, aber viel zu wenig, weder seine verschwenderische Pracht hinauszuführen noch sich auf eine Reis zu montieren, irgends einem Herrn mit ein paar Pferden im Krieg zu dienen, wozu ihn beides Hoffart und Verschwendung anhetzte; und weil ihm auch hierzu niemand nichts vorsetzen wollt, flehet' er seinen getreuen Avarum an, ihm von dem, was er gefunden, die Notdurft vorzustrecken; Avarus antwortet': »Eur Gnaden wissen wohl, daß ich ein armer Schüler bin gewesen, und sonst nichts vermag, als was mir neulich Gott beschert.« (Ach heuchlerischer Schalk, gedachte ich, hätt dir das nun Gott beschert, was du deinem Herrn abgestohlen hast? solltest du ihm in seinen Nöten nit mit dem Seinigen zuhilf kommen? und das um soviel desto ehender, dieweil du, so lang er etwas hatte, mitgemacht und das Seinige hast verfressen, versaufen, verhuren, verbuben, verspielen und verbankettieren helfen? O Vogel, gedachte ich, du bist zwar aus England kommen wie ein Schaf, aber seit dich der Geiz besessen, in Frankreich zu einem Fuchs, ja gar zu einem Wolf worden.) »Sollte ich nun«, sagte er weiter, »solche Gaben Gottes nicht in acht nehmen und zu meines künftigen Lebens Aufenthalt anlegen, so müßte ich sorgen, ich möchte mich dadurch alles meines künftigen Glücks unwürdig machen, das ich noch etwa zu hoffen; wen Gott grüßt, der soll ihm danken, es dürfte mir vielleicht mein Leben lang kein solcher Fund wieder geraten; soll ich nun dieses an ein Ort hingeben, dahin auch reiche Engländer nichts mehr lehnen wollen, weil sie die besten Unterpfand bereits hinweghaben, wer wollte mir solches raten? Zudem haben mir Euer Gnaden selbst gesagt, wenn ich etwas habe, so sollte ichs behalten; und über dies alles liegt mein Geld auf der Wechselbank, welches ich nit kriegen kann wann ich will, ich wollte mich denn eines großen Interesses verzeihen.«
    Diese Worte waren dem Julo zwar schwer zu verdauen, als deren er sich weder von seinem getreuen Diener versehen, noch von andern zu hören gewohnt war; aber der Schuh, den ihm Hoffart und Verschwendung angelegt, drückte ihn so hart, daß er sie leichtlich verschmerzte, für billig hielt und durch Bitten soviel vom Avaro brachte, daß er ihm alles sein erschundenes und abgestohlenes Geld verlieh, mit dem Geding, daß sein, des Avari, Lidlohn samt demjenigen, so er noch in vier Wochen an Interesse davon haben können, zur Hauptsumma geschlagen, mit acht pro cento jährlich verzinset, und damit er um Hauptsumma und Pension versichert sein möchte, ihm ein frei adelig Gut, so Julo von seiner Mutter Schwester vermacht worden, verpfändet werden sollte; welches auch alsobalden in Gegenwart der andern Engländer als erbetenen Zeugen in der allerbesten Form geschah, und belief sich die Summa allerdings auf sechshundert Pfund Sterling, welches nach unserer Münz ein namhafts Stück Geld macht.
    Kaum war obiger Kontrakt

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