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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Vorsatz, ein Einsiedel zu werden: Ich wehrete mit Händen und Füßen was ich konnte, weil mich bedünkte, daß solch Vorhaben zumal nach dem Papsttum schmeckte, mit Erinnerung, daß er dem Evangelio mehr mit seinem Degen würde dienen können; aber vergeblich, denn er machte so lang und viel mit mir, bis ich alles einging, und ihn mit denjenigen Büchern, Bildern und Hausrat montierte, die du bei ihm gefunden, wiewohl er nur der wollenen Decke, darunter er dieselbige Nacht auf dem Stroh geschlafen, für all dasjenige begehrte, das er mir verehrt hatte, daraus ließ er sich einen Rock machen; so mußte ich auch meine Wagenketten, die er stetig getragen, mit ihm um eine güldene, daran er seiner Liebsten Conterfait trug, vertauschen, also daß er weder Geld noch Geldswert behielt, mein Knecht führte ihn an den einödesten Ort des Walds, und half ihm daselbst seine Hütten aufrichten. Wasgestalt er nun sein Leben daselbst zugebracht, und womit ich ihm zuzeiten an die Hand gangen und ausgeholfen, weißt du so wohl, ja zum Teil besser als ich.
    Nachdem nun neulich die Schlacht vor Nördlingen verloren, und ich, wie du weißt, rein ausgeplündert und zugleich übel beschädiget worden, hab ich mich hieher in Sicherheit geflehnet, weil ich ohndas schon meine besten Sachen hier hatte: Und als mir die baren Geldmittel ausgehen wollten, nahm ich drei Ring und obgemeldte güldene Ketten, mitsamt dem anhängenden Conterfait, so ich von deinem Einsiedel hatte, maßen sein Petschier-Ring auch darunter war, und trugs zu einem Juden, solches zu versilbern, der hat es aber der Köstlichkeit und schönen Arbeit wegen dem Gubernator käuflich angetragen, welcher das Wappen und Conterfait stracks gekennet, nach mir geschickt, und gefragt, woher ich solche Kleinodien bekommen? Ich sagte ihm die Wahrheit, wies des Einsiedlers Handschrift oder Übergabsbrief auf, und erzählet allen Verlauf, auch wie er im Wald gelebt und gestorben: Er wollte solches aber nicht glauben, sondern kündet' mir den Arrest an, bis er die Wahrheit besser erführe, und indem er im Werk begriffen war, eine Partei auszuschicken, den Augenschein seiner Wohnung einzunehmen und dich hieherholen zu lassen, so sehe ich dich in Turm führen. Weil denn der Gubernator nunmehr an meinem Vorgeben nicht zu zweiflen Ursach hat, indem ich mich auf den Ort, da der Einsiedel gewohnet, item auf dich und andere lebendige Zeugen mehr, insonderheit aber auf meinen Mesner berufen, der dich und ihn oft vor Tags in die Kirch gelassen, zumalen auch das Brieflein, so er in deinem Gebetbüchlein gefunden, nicht allein der Wahrheit, sondern auch des seligen Einsiedlers Heiligkeit ein treffliches Zeugnis gibt; also will er dir und mir wegen seines Schwagers sel. Gutes tun, du darfst dich jetzt nur resolviern, was du willst, daß er dir tun soll? willst du studiern, so will er die Unkosten dazu geben; hast du Lust ein Handwerk zu lernen, so will er dich eins lernen lassen; willst du aber bei ihm verbleiben, so will er dich wie sein eigen Kind halten, denn er sagte, wenn auch ein Hund von seinem Schwager sel. zu ihm käme, so wolle er ihn aufnehmen»: Ich antwortet, es gelte mir gleich, was der Herr Gubernator mit mir machte.

Das 23. Kapitel
    Simplicius wird ein Page, item, wie des Einsiedlers Weib verloren worden
    Der Pfarrer zögerte mich auf in seinem Losament bis zehn Uhr, ehe er mit mir zum Gouverneur ging, ihm meinen Entschluß zu sagen, damit er bei demselben, weil er ein freie Tafel hielt, zu Mittags ein Gast sein könne; denn es war damals Hanau blockiert und ein solche klemme Zeit bei dem gemeinen Mann, bevorab den gedehnten Leuten in selbiger Festung, daß auch etliche, die sich etwas einbildeten, die angefrornen Rübschalen auf der Gassen, so die Reichen etwa hinwarfen, aufzuheben nit verschmäheten: Es glückte ihm auch so wohl, daß er neben den Gouverneur selbst über der Tafel zu sitzen kam, ich aber wartete auf mit einem Teller in der Hand, wie mich der Hofmeister anwies; in welches ich mich zu schicken wußte, wie ein Esel ins Schachspiel: Aber der Pfarrer ersetzte allein mit seiner Zung, was die Ungeschicklichkeit meines Leibs nicht vermochte. Er sagte, daß ich in der Wildnis erzogen, niemals bei Leuten gewesen, und dahero wohl für entschuldigt zu halten, weil ich noch nicht wissen könnte, wie ich mich halten sollte; meine Treu, die ich dem Einsiedel erwiesen, und das harte Leben, so ich bei demselben überstanden, wären verwundernswürdig, und allein wert, nicht

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