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Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch

Titel: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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und warf das meinig in ein Secret, mir nicht anders einbildend, als daß ich nunmehr aus allen meinen Nöten errettet worden. In diesem Aufzug ging ich über die Gaß gegen etliche Offiziersweiber und macht so enge Schrittlein, als etwa Achilles getan, da ihn seine Mutter dem Lycomedi rekommendierte, ich war aber kaum außer Dach hervorkommen, da mich etliche Fouragierer sahen und besser springen lehrten, denn als sie schrien: »Halt, halt!« lief ich nur desto stärker und kam ehender als sie zu obgemeldten Offiziererinnen, vor denselben fiel ich auf die Knie nieder und bat um aller Weiber Ehr und Tugend willen, sie wollten meine Jungferschaft vor diesen geilen Buben beschützen! Allda meine Bitt nicht allein stattfand, sondern ich wurde auch von einer Rittmeisterin für eine Magd angenommen, bei welcher ich mich beholfen bis Magdeburg, item die Werberschanz, auch Havelberg und Perleberg von den Unsern eingenommen worden.
    Diese Rittmeisterin war kein Kind mehr, wiewohl sie noch jung war, und vernarrete sich dermaßen in meinen glatten Spiegel und geraden Leib, daß sie mir endlich nach langgehabter Mühe und vergeblicher umschweifender Weitläufigkeit nur allzu teutsch zu verstehen gab, wo sie der Schuh am meisten drücke; ich aber war damals noch viel zu gewissenhaft, tat als wenn ichs nicht merkte und ließ keine anderen Anzeigungen scheinen, als solche, daraus man nichts anders als eine fromme Jungfrau urteilen mochte: Der Rittmeister und sein Knecht lagen in gleichem Spital krank, derowegen befahl er seinem Weib, sie sollte mich besser kleiden lassen, damit sie sich meines garstigen Baurenkittels nicht schämen dürfte. Sie tat mehr als ihr befohlen war und putzte mich heraus wie ein französische Pupp, welches das Feuer bei allen dreien noch mehr schürete, ja es wurde endlich bei ihnen so groß, daß Herr und Knecht eiferigst von mir begehrten, was ich ihnen nit leisten konnte, und der Frauen selbst mit einer schönen Manier verweigerte. Zuletzt setzte sich der Rittmeister vor, eine Gelegenheit zu ergreifen, bei der er mit Gewalt von mir haben könnte, was ihm doch zu bekommen unmöglich war, solches merkete sein Weib, und weil sie mich noch endlich zu überwinden verhoffte, verlegte sie ihm alle Päß und lief ihm alle Ränk ab, also daß er vermeinte, er müsse toll und töricht darüber werden. Einsmals als Herr und Frau schlafen war, stund der Knecht vor dem Wagen, in welchem ich alle Nacht schlafen mußte, klagte mir seine Lieb mit heißen Tränen und bat ebenso andächtig um Gnad und Barmherzigkeit! Ich aber erzeigte mich härter als ein Stein und gab ihm zu verstehen, daß ich meine Keuschheit bis in Ehestand bewahren wollte; da er mir nun die Ehe wohl tausendmal anbot und doch nichts anders dagegen vernahm, als daß ich ihn versicherte, daß es unmöglich sei, mich mit ihm zu verehelichen, verzweifelt' er endlich gar oder stellte sich doch aufs wenigst nur so, denn er zog seinen Degen aus, setzte die Spitz an die Brust und den Knopf an Wagen und tat nicht anders, als wenn er sich jetzt erstechen wollte: Ich gedachte, der Teufel ist ein Schelm, sprach ihm derowegen zu und gab ihm Vertröstung, am Morgen frühe einen endlichen Bescheid zu erteilen, davon wurde er content und ging schlafen, ich aber wachte desto länger, dieweil ich meinen seltsamen Stand betrachtete: Ich befand wohl, daß mein Sach in die Länge kein gut tun würde, denn die Rittmeisterin wurde je länger je importuner mit ihren Reizungen, der Rittmeister verwegener mit seinen Zumutungen und der Knecht verzweifelter in seiner beständigen Liebe, ich wußte mir aber darum nicht aus solchem Labyrinth zu helfen. Ich mußte oft meiner Frau bei hellem Tag Flöh fangen, nur darum, damit ich ihre alabasterweißen Brüst sehen und ihren zarten Leib genug betasten sollte, welches mir, weil ich auch Fleisch und Blut hatte, in die Läng zu ertragen schwer fallen wollte; ließ mich dann die Frau zufrieden, so quälte mich der Rittmeister, und wenn ich vor diesen beiden bei Nacht Ruhe haben sollte, so peinigte mich der Knecht, also daß mich das Weiberkleid viel saurer zu tragen ankam als meine Narrnkapp; damal (aber viel zu spät) gedachte ich fleißig an meines seligen Herzbruders Weissagung und Warnung und bildete mir nichts anders ein, als daß ich schon wirklich in demjenigen Gefängnis, auch Leib- und Lebensgefahr steckte, davon er mir gesagt hatte, denn das Weiberkleid hielt mich gefangen, weil ich darin nicht ausreißen konnte, und der

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